Kapitel 63

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Caitlin starrte zu den Leuten, die gerade das Zimmer betreten hatten. Sie trugen Uniformen, was allerdings nichts zu bedeuten hatte. Wie sie bereits merken durfte, konnte sie im Moment niemandem vertrauen. Sie starrte auf ihre Hände hinab. Schuld. Das war momentan das einzige, das sie fühlte. Sie hatte einen Menschen umgebracht. Sie hatte ein Leben genommen und niemand konnte an dieser Tatsache etwas ändern. Ein Zittern ergriff von ihr Besitz. Einer der Männer trat vor. Als Caitlin ihn ansah, erkannte sie ihn: Es war Keith, Louies Cousin, der sich früher gerne als Retter in der Not aufgespielt hatte. Zu sehr wünschte Caitlin sich, dass dieser Traum Wirklichkeit wurde, denn momentan wollte sie nichts anderes, als hier zu verschwinden. Die dunkle Aura des Ortes wirkte erdrückend und die Erkenntnis, mit hunderten von Leichen in einem Haus zu sein, machte ihr Angst, wobei 'Angst' hierfür eindeutig das falsche Wort war. Es versetzte sie in Panik. Sicher, die Toten taten nichts mehr, aber allein der Gedanke, wie viele Personen wohl in allein diesem Raum festgesessen hatten, bevor sie gestorben waren, ließ ihren Puls in die Höhe schnellen. "Caitlin", sprach Keith sie mit ruhiger Stimme an und riss sie so aus ihren Gedanken. Er trat langsam auf sie zu, nicht ohne dabei Britanys Überreste im Auge zu behalten, und streckte vorsichtig seine Hand nach ihr aus. Caitlin wusste nicht, ob sie diese Bewegung eigentlich gewollt hatte, aber im nächsten Moment klammerte sie sich bereits an seine Brust. Keith konnte sich ein trauriges Lächeln nicht verkneifen. "Keine Sorge Caitlin, wir bringen dich hier raus, das verspreche ich", wisperte er. "Und Louie ebenfalls. Ihr beide müsst das hier nicht mehr lange aushalten..." Caitlin nickte schweigend und drückte sich fest an Louies Cousin. Doch als sie aufsah, hefteten sich Keiths Augen auf etwas hinter. Bevor Caitlin eine Frage stellen konnte, wich Keith langsam mit ihr zurück, ohne das etwas aus den Augen zu lassen. Er starrte es unentwegt an. Plötzlich zuckte er zusammen und stieß einen stumpfen Schrei aus. Caitlin zuckte erschrocken zusammen. "Was ist los?", fragte sie heiser. Ihre Stimme versagte nach all den Tagen hier allmählich. Ohne ihr eine Antwort zu geben wich Keith mit ihr im Arm wieder langsam zur Tür zurück. Rückwärts schleuste er Caitlin aus dem Raum. Er wurde erst ruhiger, als die seltsame Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, doch wirkte er noch immer aufgewühlt. Caitlins Herz raste. Hatte sie etwas übersehen?

Dolls Innocence | #wingaward2019 #yellowaward2019 ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt