Verständnis

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---Kalem POV---

Ich wache langsam auf und merke etwas warmes über mir. Ich schaue mich kurz um und sehe dann, dass Wolfram mir seinen Mantel über gelegt hat. Langsam richte ich mich auf und gähne ausgiebig, wobei ich mich auch etwas strecke. Dann fällt mir auf, dass Wolfram gar nicht da ist. Wo steckt er wohl? Ich stehe auf und halte den Mantel dabei fest. Dann laufe ich etwas durch die Gegend und halte kurz inne. Mein Fuß tut gar nicht mehr weh! "Haha! Ist ja gut, dass reicht jetzt!" Höre ich dann Wolfram hinter dem riesigen Felsen und laufe drumherum. Plötzlich sehe ich ihn mitten im Zentrum eines Sees stehen, ein riesiges rotes Garados vor ihm. Meine Augen weiten sich, als ich dieses Bild sehe. Das Garados beugt sich zu Wolfram herunter und er streckt etwas die Arme aus. Er legt Garados die Hände auf die Wangen und es schließt dabei genüsslich die Augen, während sie sich dann die Stirn aneinander legen. Das sieht... so vertraut aus... als würden sich die beiden schon länger kennen. Da fällt mir plötzlich ein, dass Yellow ja gar nicht bei Wolfram war! "Guten Morgen?" Mache ich dann die zwei auf mich aufmerksam. Das Garados richtet sich wieder ganz auf und lässt seinen Ruf ertönen. "Ganz ruhig, mein Großer!" Ruft Wolfram zu ihm und es beugt sich sofort wieder runter. "Bleib ruhig. Er ist ganz okay. Auch, wenn ich das nicht gerne sage." Grinst er dann frech zu mir und auch ich muss lächeln. Ich habe bis jetzt gar nicht gewusst, dass er unter seinem Mantel ein ärmelloses rotes Shirt trägt. Na gut, ich habe ihn ja auch bis jetzt noch nie ohne Mantel gesehen. Den Schal hat er noch um den Hals. Er lässt dann von Garados ab und hüpft in Richtung Ufer. Oh man! Er stand auf einem Stein, der aus dem Wasser ragt! Und ich dachte echt, dass er auf dem Wasser steht! Wie blöd kann ich eigentlich sein?! Als er dann wieder vor mir steht, mustert er mich kurz. "Sieht aus, als ginge es deinem Fuß wieder besser." "Ja. Er tut schon gar nicht mehr weh und ich kann wieder normal laufen." Antworte ich und reiche ihm seinen Mantel. "Danke." Sagt er, als er ihn nimmt und zieht ihn wieder an. "Da du ja jetzt wieder wach bist, können wir ja weiter den Ausgang suchen." Ich nicke nur und laufe ihm hinterher. "Sag mal, Wolfram? War das gerade ein wildes Garados?" "Ja, war es. Ich habe es schon einmal getroffen. Damals war es nur noch ein Karpador gewesen. Wahrscheinlich ist der See in dieser Höhle mit dem See, in dem ich es getroffen habe, verbunden. Aber das bringt uns ja nichts, weil wir die Luft niemals so lange anhalten könnten." Sagt er dann und schaut sich beim Laufen um. Er hat schon wieder 'wir' gesagt! "Sag mal, Wolfram? Kommt es mir nur so vor, oder bist du heute irgendwie... zahm?" Frage ich dann vorsichtig. "Weis nicht, kann sein. Wie ich dir bereits gestern gesagt habe, liegt das daran, dass ich mich an früher erinnert habe. Auch, wenn sie mir trotzdem etwas missfällt, ist deine Gesellschaft aber dennoch angenehm." Antwortet er dann. "Ach, wirklich?" "Ja... Ich mag Menschen nicht... weil sie sich immer für was besseres halten, wenn sie mir begegnen. Aber... es gibt auch ein paar Ausnahmen. Obwohl du mir ständig verklickern willst, dass Absol..." Plötzlich bleibt er stehen und ich laufe gegen ihn, weiche aber sofort ein Stück zurück. Was hat er plötzlich? "Wolfram?" Einen Moment ist es still und Wolfram antwortet nicht. Gerade, als ich fragen will, was los ist, findet er aber seine Stimme wieder. "Du versuchst ständig, mich von ihm fern zu halten und hast dabei keine Probleme, auch mal zu zu schlagen. Das haben sich die anderen so gut wie nie getraut. Wenn sie frech oder beleidigend wurden, dann immer nur in der Gruppe. Du stellst dich mir aber alleine in den Weg!" Jetzt klingt er wieder total traurig. "Wo hast du eigentlich Yellow gelassen?" Wieder bleibt er abrupt stehen. Diesmal war ich aber vorbereitet. Es ist wieder einen Moment still. "Du hast ihn schon in der Pokeball Fabrik nicht dabei gehabt... und was genau hast du mit Team Flare zu tun?" Frage ich wieder vorsichtig. Ich will seine momentane Stimmung nicht unbedingt ausreizen und zu viele oder unpassende Fragen stellen. "Yellow... ist bei Flordelis." Sagt er dann leise, kaum hörbar. Was? "Er hält ihn gefangen und wenn ich ihn zurück haben will... muss ich kooperieren." "Deshalb bist du mit ihnen unterwegs? Ich habe mich schon gewundert, wieso du dich mit denen abgibst." Er nickt nur stumm. "Kalem... Ich habe etwas schlimmes getan! Flordelis hat... mich vor eine Entscheidung gestellt! Und ich habe... Ich musste..." Wolfram bricht ab. Er ballt die Hände zu Fäusten und spannt seinen Körper an. Vorsichtig und zaghaft hebe ich meine Hand und lege sie auf seinen Rücken. "Was?" Frage ich leise und sanft. "Um Yellow zu retten... musste ich ihn... eintauschen." "Ihn eintauschen? Gegen was? Den Meisterball?" Er schüttelt den Kopf. "Gegen... gegen... Absol..." presst er heraus. Man kann die Anspannung und Unsicherheit in seiner Stimme hören. Aber was er sagt, lässt mich scharf die Luft ein ziehen. "Wie? Du hast...Absol Flordelis übergehen? Aber... wenn du ihn ein getauscht hast... Wieso ist Yellow dann nicht bei dir?" "Weil es nur ein Trick war! Flordelis hatte nie vor, Yellow und mich gehen zu lassen! Und ich habe mit gespielt, weil ich... versucht habe, ohne Gewalt etwas zu tun. Hätte ich von Anfang an einfach getan, was ich am besten kann, hätte ich dieses ganze Theater gar nicht mit spielen brauchen! Dann wäre Yellow jetzt wieder bei mir... und Absol nicht bei Flordelis! Aber ich... Ich konnte nicht, weil... weil ich..." Wieder bricht er ab. Er zittert. Verkrampft nun noch viel mehr. Ich mache ein paar Schritte nach vorne und stehe nun neben ihm, aber er dreht den Kopf zur Seite, damit ich nicht in sein Gesicht sehen kann. "Wolfram?" Dann sehe ich eine Träne, die seine Wange herunter läuft. Er weint? Wolfram weint?! Das kann ich gar nicht glauben! Ich stelle mich schnell vor ihn und lege meine Hände auf seine Schultern. Doch er hebt schnell den Arm und hält ihn über die Augen. Trotzdem kann ich ganz genau sehen, dass Tränen seine Wangen herunter laufen. Er beißt sich selbst auf die Unterlippe und will damit bestimmt ein Schlurzen unterdrücken. "Schon gut, Wolfram... bei sowas ist es normal, dass man weint. Auch als Junge! Flordelis hat dich also in der Hand, ja? Jetzt hat er nicht nur Yellow, sondern auch Absol! Was für ein Dreckskerl! Ich habe ihn schon mal getroffen und habe mir schon gedacht, dass er ein ziemlich schleimiger Typ ist! Aber das er tatsächlich zu so etwas fähig ist..." Sage ich dann eher zu mir selbst. "Aber... warte mal! Was hat Flordelis denn mit Team Flare zu tun?!" Wolfram wischt sich über die Augen und schaut dann auf den Boden. "Flordelis ist der Anführer von Team Flare. Er hat irgendwas vor und braucht dafür Absol und den Meisterball. Aber was genau, hat er mir bis jetzt noch nicht verraten. Und ich werde ihm auch nicht die Gelegenheit dazu geben!" "Wie meinst du das?" "Sobald wir hier raus sind, werde ich Yellow und Absol befreien und ihr Hauptquartier zerstören! Das, was ich schon viel früher hätte machen sollen!" Entfährt es ihm jetzt wieder wütend und er nimmt meine Hände von seinen Schultern. "Komm! Wir müssen uns beeilen und hier raus kommen!" Sagt er und geht jetzt weiter. Was für Stimmungsschwankungen! Ich beeile mich ihm zu folgen und so laufen wir durch die restliche Höhle, auf der Suche nach dem Ausgang.

Nach, keine Ahnung wie langer Zeit, sehen wir dann endlich ein Licht und stürmen auf dieses zu. Der Ausgang! Wir haben ihn tatsächlich gefunden! Wir jubeln laut und atmen die frische Luft ein. Ich schaue mich kurz um und erkenne, wo wir heraus gekommen sind. "Wolfram?" "Ja, Kalem?" "Weist du, wo wir hier sind?" Frage ich grinsend. Er schüttelt den Kopf. "Das hier ist die Siegesstraße! Diese Höhle müssen Trainer als letzte Prüfung absolvieren, bevor sie die Pokemon Liga heraus fordern können!" Plötzlich leuchten Wolframs Augen auf. "Was? Echt? Das hier ist die Siegesstraße?! Cool!" Entfährt es ihm auch dabei und er schaut sich um. Plötzlich ertönt ein lautes bröckeln und der Boden unter mir gibt nach. Ich schreie kurz auf vor Schreck und kneife die Augen zusammen. Doch ich falle nicht! Ich baumle in der Luft herum und sehe, wie die gelockerten Steine weiter unten zerschellen. "Uuh... Kalem? Alles... okay bei dir?" Keucht Wolfram über mir und ich schaue hoch. Er hält mich an den Handgelenken fest! Aber er hat es wohl schwer, mich fest zu halten. "Wolfram? Sag bitte nicht, dass ich zu schwer bin!" "Nein! Nur nächstes mal... solltest du vielleicht... etwas weniger essen!" Keucht er wieder und verliert jetzt selbst den Halt. Schreiend fallen wir den Abgrund hinab nur um etwas später durch einen Vorsprung ins Rollen gebracht zu werden. Also rollen wir die letzten Meter bis zum Ende der Felswand hinunter. Wolfram kommt dabei komischerweise zuerst unten an und liegt nun bäuchlings auf dem Boden. Ich lande einen Augenblick später auf ihm, was ihn wieder auf keuchen lässt. "Uff- Gott..." Gibt er von sich, als ich auf ihm lande. "Aua..." Entfährt es mir und ich bin einen Augenblick benommen. Ich muss erstmal meine Gedanken ordnen, bevor ich dann realisiere, dass wir trotzdem heil unten angekommen sind. "Hmm... Kalem..." Ertönt dann wieder Wolframs Stimme und ich schaue über meine Schulter zu ihm. "Geh runter von mir!" Entfährt es ihm dann ruppig. "Oh ja, natürlich! Entschuldige bitte, Wolfram! Geht es dir gut?!" Entfährt es mir aufgebracht und ich springe auf. Er rappelt sich auch auf und klopft sich den Staub von den Klamotten. "Ja, geht schon." Dann sehen wir uns beide um. "Tja, wir sind unten..." Sagt Wolfram dann und schaut zu mir. "Ja, ist mir auch schon aufgefallen." Lächel ich ihm zu. "Dann heißt es jetzt erstmal 'Tschüss'. Ich habe schließlich noch was vor." "Hm... ja. Bis irgendwann mal..." Antworte ich etwas traurig darüber, dass sich unsere Wege schon wieder trennen. Eigentlich war es gar nicht so schlecht gewesen, mit Wolfram in einer dunklen Höhle eingesperrt zu sein. Ich wende mich gerade zum gehen, als Wolfram mich aber am Handgelenk packt. "Kalem, warte!" Sagt er dabei und ich drehe mich etwas irritiert zu ihm um. "Ähm... also... Ich wollte nur..." Beginnt er zögernd und schaut auf den Boden. Plötzlich höre ich ein surren in der Luft und sehe eine Gestalt hinter Wolfram stehen. "Pass auf!" Rufe ich schnell und schubse Wolfram zur Seite, was sich als nicht wirklich klug heraus stellt! Denn sofort danach werde ich von etwas hartem getroffen und ein heftiger Schmerz durchfährt meine Brust. Ich schreie kurz auf und werde nach hinten geschleudert, direkt in die Arme von Wolfram. "Kalem!" Entfährt es ihm dabei und er hält mich wieder sicher, als er mit mir zusammen auf den Boden fällt. "Was denn?! Hast du dich jetzt etwa mit dem Absol-Jungen verbündet, Kalem?!" Höre ich dann die spöttische Stimme Karins. Krampfhaft muss ich die Augen öffnen, um sie sehen zu können. "Karin! Was soll das?!" Entfährt es Wolfram dann streng. Unbeeindruckt davon schreitet Karin bedrohlich auf uns zu. "Mir solls nur recht sein! Dann schlage ich gleich zwei Verräter mit einer Klappe!"

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