Gefangen in der Dunkelheit!

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---Kalem POV---

Ich öffne meine Augen und sehe vor mir nur Dunkelheit. Was ist passiert? Ich weiß nur noch, dass ich mich mit Wolfram geprügelt habe und dann... was war dann? Ach ja! Wir sind in ein Loch gefallen, dass sich plötzlich unter uns auf getan hat. Ich richte mich etwas auf und will mich umsehen, aber es ist zu dunkel. Ich sehe gar nichts! Langsam merke ich, dass mir mein ganzer Körper weh tut und ich fasse mir an den Kopf. Endlich gewöhnen sich meine Augen an die Dunkelheit und ich kann einige Umrisse der Umgebung wahr nehmen. Sieht so aus, als wären wir in eine unterirdische Höhle gefallen... Moment! Stimmt... Wo ist Wolfram? Ich schaue mich kurz um und sehe dann Wolfram hinter mir liegen. Er hat den Rücken zu mir gedreht und regt sich nicht. Ich will mich zu ihm umdrehen, aber ein plötzlicher heftiger Schmerz durchführt meinen linken Fuß und zieht sich bis zum Knie hoch. Ich schreie kurz auf vor Schmerzen und halte mir schnell den Fuß. Er fühlt sich dick und geschwollen an und ich zucke unter meiner eigenen Berührung zusammen. Mit starken Schmerzen drehe ich mich aber doch zu Wolfram um und drehe ihn vorsichtig auf den Rücken. Er ist am Kopf verletzt und blutet stark. Das rote Blut glitzert auf seiner weißen Haut richtig und auch im Haar klebt die rote Flüssigkeit. Hoffentlich ist er nicht allzu sehr verletzt. Ich lege meine Hände auf seine Schultern und rüttle vorsichtig an ihm. "Wolfram? Wolfram, kannst du mich hören?" Flüstere ich ihm leise zu. Keine Reaktion. Ich schaue ihn mir genauer an. Er hat ein paar Schürfwunden und Kratzer am ganzen Körper und seine Kleidung ist dreckig und zerrissen. Ich sehe eine Wunde am Knie, am Arm und an seiner Wange. Plötzlich ertönt hinter mir ein Knurren. Ich zucke heftig zusammen und fahre nach hinten, muss aber feststellen, dass das eine schlechte Idee war und mein Fuß wieder schmerzt. Ich kneife die Augen zusammen und beiße mir auf die Unterlippe, um den Schmerz zu überspielen. Dann sehe ich mich wieder etwas um. Weiter hinten in der Höhle leuchtet etwas auf. Bei genauem Betrachten stelle ich fest, dass es mehrere Augen Paare sind, die bedrohlich auf uns starren. Oh mein Gott! Das sind sicher wilde Pokemon, die in dieser Höhle leben! Sie halten uns bestimmt jetzt für Eindringlinge und wollen uns von hier verjagen! Ich drehe mich wieder zu Wolfram und schüttel jetzt etwas kräftiger an ihm. "Wolfram! Wolfram, wach auf!" Aber er reagiert immer noch nicht. Ich drehe mich wieder zu den glühenden Augen um. Sie sind näher gekommen. Langsam wird mir mulmig und ich beuge mich jetzt über Wolfram, um ihn leicht auf die Wange zu hauen. "Wolfram! Wolfram!" Ein grummeln ertönt jetzt wieder hinter mir und ich drehe den Kopf. Jetzt kann ich auch erkennen, was für ein Pokemon es ist. Ein Trikephalo! Wir sind verloren, wenn Wolfram nicht schnell auf wacht und wir von hier verschwinden! Trikephalo verstehen keinen Spaß wenn es um ihr Territorium geht und haben auch keine Probleme damit, es mit Gewalt zu verteidigen! Es stößt einen grellen Ruf aus und kommt dann schnell auf uns zu. "Wolfram! Wolfram, wach doch endlich auf!" Brülle ich jetzt panisch. Und dann geht alles ganz schnell; Wolfram reißt plötzlich die Augen auf. Ich zucke heftig zusammen. Trikephalo ist jetzt dicht hinter mir und holt schon zum Schlag aus. Dann drückt Wolfram mich zur Seite und pariert den Schlag von Trikephalo einfach mit seinem Arm. Ich spüre noch nicht einmal den Schmerz in meinem Fuß, als er auf dem Boden auf kommt. Das Maul an Trikephalos Arm beißt sich an Wolfram fest und er blutet schon stark. Es rinnt seinen eigenen Arm hinab und aus dem Mundwinkel des Drachen Pokemon. Wolframs weißer Ärmel färbt sich rot und die beiden starren sich tief in die Augen. Es ist, als wäre die Zeit eingefroren. Dann plötzlich lässt Trikephalo von Wolfram ab, bleibt noch einen Moment regungslos stehen und kehrt dann in die tiefe Dunkelheit zurück, aus der es kam. Wolfram schaut ihm noch etwas hinter her, bevor er einen tiefen Seufzer der Erleichterung ausstößt. Sein Körper entspannt sich wieder und er lässt etwas die Schultern hängen. Dann schaut er zu mir. Er mustert mich schweigend und bleibt an meinem Fuß haften. "Du bist verletzt..." Stellt er fest und setzt sich vor mich. "Ja. Es tut ganz schön weh. Ich kann den Fuß noch nicht einmal bewegen." Erkläre ich. "Kalem... Ich... WAS IST DAS?!" Entfährt es ihm plötzlich und er schaut entsetzt hinter mich. "Was denn?!" Frage ich panisch und drehe den Kopf. Plötzlich höre ich ein Knacksen und ein kurzer Ruck durchzieht meinen Fuß. Langsam drehe ich mich wieder zu Wolfram. Er hält meinen Fuß in den Händen und grinst mich schelmisch an. "Was hast du gerade gemacht?" "Ich habe deinen Fuß wieder eingerenkt. Er war aus gekugelt. Jetzt müsste er wenigstens nicht mehr weh tun." Sagt er dann und schaut sich in der Gegend um. Ich bewege den Fuß leicht und tatsächlich; es tut gar nicht mehr so sehr weh wie vorher! "Was suchst du denn?" Frage ich ihn nach einer Weile, in der er etwas planlos in der Gegend herum irrt. "Ich suche eigentlich irgendwas, womit ich deinen Fuß stabilisieren kann. Aber hier ist leider nichts, was man verwenden kann. Tja..." "Und was machen wir jetzt? Du... Du wirst mich doch nicht einfach hier so zurück lassen, oder?" Frage ich dann etwas zögernd. "Nein. Oder denkst du, dass ich das machen würde?" Fragt Wolfram dann mit einem traurigen Tonfall. Oder habe ich mir das gerade eingebildet? Aber nein! Da war definitiv etwas trauriges in seiner Stimme. "Nein... Nein, das denke ich nicht..." Antworte ich ihm dann. Ein lächeln schleicht sich auf Wolframs Gesicht und er kommt wieder zu mir zurück. "Tja, dann muss ich dich wohl tragen." "WAS?!" "Ich sagte; dann muss ich dich wohl tragen. Na los, steig auf!" Sagt er dann streng und kniet sich mit dem Rücken vor mich. Zögernd krabble ich dann irgendwie auf seinen Rücken und lege meine Arme um seinen Hals. Er fixiert meine Beine mit seinen Armen an seinen Seiten und steht dann auf. Ich klammere mich etwas fester an ihn, weil ich befürchte zu fallen. Aber Wolfram hält mich sicher und läuft dann einfach drauf los. "Du, Wolfram? Kann ich dich mal was fragen?" "Tust du das nicht gerade? Aber du kannst mich gerne alles fragen." Antwortet er mir. "Wieso bist du gerade so nett zu mir? Ich meine... gerade haben wir uns noch geprügelt und jetzt trägst du mich huckepack, weil ich verletzt bin. Irgendwie fühlt sich das komisch an..." "Ich habe... geträumt... von früher..." Seufzt Wolfram. "Von früher? Was war denn früher?" "Ich habe einfach dadurch eingesehen, dass du eigentlich gar nicht so verkehrt bist. Die anderen Kinder... die Menschen in Lavandia haben mich immer gehasst, weil ich anders war..." Wieder schwingt dieser traurige Ton in seiner Stimme mit. "Lavandia?" "Das Dorf, in dem ich aufgewachsen bin. In der Kanto Region. Sie haben mich immer verächtlich angesehen und mir schlimme Namen gegeben." "Was denn für Namen?" Frage ich vorsichtig. Wolfram atmet tief ein. "Ihr Name für mich... der, mit dem sie mich meistens gerufen haben... Rotauge." "Rotauge? Das klingt... nicht wirklich freundlich." "War es auch nicht. Aber sie haben mich auch... Monster gerufen. Ding, Abschaum, Außenseiter... Ich hatte viele Namen. Menschen haben keine weißen Haare und auch keine roten Augen... Ich war nie ein Mensch für sie... Egal, wie sehr ich es auch versucht habe... sie wollten mich nicht. Einige hatten sogar direkt Angst vor mir. Aber erst, nachdem... es passiert ist!" Erzählt er dann. Wow! Das er so eine schlimme Vergangenheit hat, ahnte ich nicht...

---Wolfram POV---

Mein Kopf fühlt sich so seltsam leer an. Seit ich aufgewacht bin, ist das so. Dieses schwarze Drachen Pokemon konnte ich gott sei dank vertreiben, bevor es sich auf Kalem stürzen konnte. Wieso habe ich ihm eigentlich geholfen? Und wieso helfe ich ihm jetzt? Ich könnte doch, so wie sonst auch, das Leid der Menschen ignorieren und meines Weges gehen. Ich weiß auch nicht genau, wieso ich das mache. Ja, im Vergleich zu den Leuten aus Lavandia, ist er wirklich ziemlich in Ordnung. Trotzdem bleibt er ein Mensch! Es wird nicht lange dauern, bis er mit mir wieder genau so umspringt wie früher, oder vielleicht auch anfängt, so zu werden, wie die aus Lavandia. Während ich mich gerade dazu entschieden habe, bei einer Gabelung nach links zu laufen, höre ich ein Seufzen von Kalem. Ich schaue kurz zu ihm. Der Bengel ist doch vor einer Weile tatsächlich eingeschlafen! Und dabei habe ich ihm vorhin noch gesagt, er soll gefälligst wach bleiben! Jetzt muss ich mich in Gedanken mit mir selbst unterhalten... Vielen Dank auch, Kalem! Ich will mir doch aber keine Gedanken machen. Zumindest eigentlich jetzt nicht! Aber laut mit mir selbst zu reden ist auch Scheiße! Das kommt irgendwie gestört rüber. Ich habe auf dem Weg hierher Kalem auch ziemlich viel von mir und meiner Vergangenheit erzählt. Wieso, weiß ich selber nicht so genau. Mir war einfach danach, irgendwem davon zu erzählen. Und, naja... er hat sich halt gerade angeboten. Langsam werde ich müde und meine Arme werden etwas schwer. Wie viel wiegt Kalem eigentlich?! Am Ende des Ganges ist ein großer Hohlraum, indem es sogar einen kleinen See gibt. Ich laufe zum See und lege Kalem vorsichtig auf einem großen Felsen ab. Dann spritze ich mir etwas Wasser ins Gesicht. Es ist unglaublich klar und angenehm kühl. Ich glaube, ich sollte Kalem einen nassen Wickel für seinen Fuß machen, dann würde es bestimmt noch schneller wieder besser werden. Aber was nehme ich dafür? Ich selber habe nicht wirklich etwas dabei... sollte ich vielleicht in Kalems Tasche nachsehen, ob er etwas dabei hat? Das gehört sich zwar nicht... aber ich nehme es ja nicht einfach an mich! Ich benutze es ja, um ihm zu helfen. Ob er etwas dagegen hätte? Ach, was solls! Ich schaue vorsichtig in seiner Tasche nach und finde einen Schal, der sich perfekt dafür eignen würde. Ich ziehe dann Kalem vorsichtig seinen Schuh und die Socke aus, tränke den Schal kräftig mit Wasser und wickel ihn um seinen Fuß. Als der kalte nasse Stoff seine Haut berührt, zuckt er kurz zusammen, schläft aber unbeirrt weiter. Ich mache noch einen kleinen Knoten hinein und lehne mich dann gegen den Felsen. Es dauert auch nicht lange, bis mir selbst die Augen zu fallen und ich in einen, diesmal traumlosen, Schlaf falle.

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