Melodie der Herzen

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Atme....Atme....
Vor mir steht Harry oben ohne und ich habe keine Ahnung wie lange ich ihn schon anstarre.
Es fühlt sich an wie eine gefühlte Ewigkeit, doch seine Hand berührt immernoch meinen Arm.

Ich lächle verlegen "Kein Problem". Ich sehe in seine glänzenden Augen. Ist es Trauer, die sich da zeigt? Ich stelle mir vor, was er wohl erlebt hat, obwohl er es gut wegstecken kann. "Kann ich sonst noch etwas für dich tun?"
"Könntest du mir zeigen, wo das Badezimmer ist?" Er grinst.
"Klar! Komm mit". Ich gehe durch das Wohnzimmer, geradeaus an der Treppe vorbei auf eine Tür zu. Er wird erstaunt sein, wenn er unser Badezimmer sehen wird.
Meine Eltern legen Wert auf viel Raum und Einrichtung.

Als ich die Türe öffne und das Licht anknipse, erstarrt Harry. "Wow", mehr bringt er nicht über die Lippen.
Er hat ja Recht, das Badzimmer ist 10 Quadratmeter gross und enthält eine Massagedusche, einen Whirlpool, drei Waschbecken und eine Toilette. Seltsam, ich war schon so lange nichtmehr in diesem Raum. Ich benutze immer das Badezimmer im 2. Stock, da es viel gemütlicher und kleiner ist. Ich bin kein Fan von "big & luxus".
"Ja, meine Eltern wollten es so. Sag bitte nichts. Und bitte denk nicht, ich sei so eine reiche Tussi die alles hat und nochmehr will. Ich steh nicht drauf!"
Er sieht mich an "Keine Sorge ich habe den Gedanken nichtmal in Erwägung gezogen. Kann ich ne Zahnbürste haben?"
Sharon du Pfosten, warum ist dir das nicht selbst eingefallen? Ich öffne eine Kommode und reiche ihm eine verpackte Zahnbürste. Meine Eltern bestehen immer auf Vorrat. Er nimmt die Bürste dankend an.

"Ich geh dann mal ins Bett, Gute Nacht Harry." Eigentlich habe ich keine Antwort erwartet, doch er kommt auf mich zu und nimmt mich in den Arm. "Danke, Sharon. Gute Nacht" Ich geniesse die Umarmung sehr, da ich das noch nie erlebt habe bisher. Ich habe ja keine Freunde und Kontakt zu Jungs schon garnicht. Es fühlt sich toll an. Mein Herz schlägt schneller. Ich fühle mich das erste mal in meinem Leben beschützt und sicher.
Ich löse mich aus der Umarmung, lächle ihn an und gehe hinaus. Ich steige die Treppe hoch und gehe in mein Schlafzimmer. Die Zimmertür lasse ich auf, man weiss ja nie.
Dounut gesellt sich zu mir aufs Bett. Ich denke noch eine Weile nach, was Harry wohl passiert ist, woher er kommt, wer er ist usw. Seinem Akzent zufolge ist er 100% ein Brite. Mehr weiss ich nicht über ihn.
Meine Augenlieder werden immer schwerer und fallen nach einiger Zeit komplett zu.

"Nein! Lass mich in Ruhe! Nein!" ich schrecke aus meinem Schlaf hoch. Was war das?
"Nein! Hilfe!" höre ich eine bekannte Stimme. Oh nein - Harry!
Ich springe aus dem Bett, knipse das Licht im Gang an und renne nach unten ins Wohnzimmer. Auf dem Sofe liegt Harry in einer Decke eingewickelt. Er völbt sich herum und ist sehr unruhig. Erst jetzt realisiere ich, dass er Alpträume hat. "Nein, bitte nicht." schluchzt er.
Ich muss ihn wecken, bevor die Situation noch eskaliert. Ich setze mich an den Rand des Sofas und lege meine Hände auf seine Schultern. "Harry, wach auf!"
Er öffnet ruckartig seine Augen und starrt mich an. Er braucht einen Moment um zu realisieren, wo er sich befindet. "Du hattest einen Alptraum Harry. Keine Angst, du bist in Sicherheit."

Seine Stirn ist schweissgebadet. Er blickt mich verzweifelt an. "Ich kann nicht schlafen. Hast du per Zufall eine Gitarre?" fragt er mich.
Mit dieser Antwort hätte ich nun als Letztes gerechnet. Anscheinend ist mir das anzusehen, da Harry die Stirn runzelt. "Klar, warte kurz", sage ich. Keine Ahnung warum er jetzt ne Gitarre will, doch nachdem ich ihn so zerbrechlich gesehen habe verzichte ich auf weitere Details.
Ich gehe in den Keller und finde tatsächlich noch Dad's alte Gitarre. Früher hat er mir immer darauf vorgespielt, doch jetzt sehe ich ihn und Mom nicht so oft. Der Gedanke, dass ich niemals wieder eine starke Beziehung zu meinen Eltern haben werde, macht mich traurig. Naja, egal jetzt. Ich stimme die Gitarre kurz und gehe danach nach oben.

Im Wohnzimmer angekommen, reiche ich ihm die Gitarre und setze mich zu ihm aufs Sofa. Schlafen kann ich nun auch nichtmehr, auch wennn es erst 2.00 Uhr in der früh ist.

Harry meint: "Falls es dich nicht stört, würde ich gerne einwenig Gitarre spielen und singen. Du kannst gerne hier bleiben, leg dich ruhig hin." Er setzt sich ganz an den Rand unseres Sofas, damit ich mich hinlegen kann. Gesagt - getan.
Harry beginnt zu spielen. Seine Musik beruhigt mich. Als er zu singen beginnt, bekomme ich sofort Gänsehaut. Er steckt soviel Gefühl in seinen Gesang, ich glaube mein Herz schlägt bereits ein bisschen schneller. Und noch dazu hat er sehr viel Talent!
Ich würde ihm gerne ein Kompliment für dafür machen und ihm erzählen, wie sehr es mich berührt hat, doch ich möchte diese Melodie nicht unterbrechen.

Ich werde immer ruhiger, meine Atemzüge werden langsamer und sein Gesang immer emotionaler. Er singt übers Vergessen werden und die Hoffnung, seine Träume zu verwirklichen.
Ich lausche seiner Musik bis ich schliesslich friedlich einschlafe.

Hey AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt