Als ich aufwache, spüre ich sofort seinen Körper auf mir. Ich blicke an mir herunter. Harry's Kopf ruht auf meinem Bauch, die Arme hat er um meinen Körper geschlungen, als wollte er, dass ich nicht weglaufen kann. Wir liegen in seinem Bett, Harry muss mich wohl getragen haben.
Ich muss schmunzeln, als ich seinen regelmässigen Atem am Arm spüre. Mir ist zwar ziemlich warm, doch nachdem ich gestern fast erfroren wäre, schätze ich die Wärme noch viel mehr als bis anhin. Er hat mich gerettet. Wäre er nicht gekommen, wäre ich wahrscheinlich erfroren und nie wieder aufgewacht. Doch ich wusste, dass er kommen würde. Harry hätte mich niemals liegen gelassen, er hätte alles getan, um mich zu finden - und dafür war ich ihm dankbar.Ich hebe die Hand und fahre ihm zärtlich durch seine Locken. Er streckt sich und zieht meinen Körper noch mehr an seinen.
"Guten Morgen Schlafmütze", sage ich mit einem Grinsen im Gesicht.
Harry fährt sich mit den Händen über das Gesicht. Er blinzelt einige Male und sieht zu mir hoch.
"Morgen", murmelt er. Er setzt sich auf und rutscht neben mich. "Komm her." Er legt seinen Arm um meine Schulter und küsst mich auf die Stirn.
"Wie fühlst du dich?"
"Gut, dank dir", sage ich. Ich nehme seine Hand in meine und Küsse jeden einzelnen Finger. Harry saugt die Luft tief ein. "Sharon du machst mich wahnsinnig", lacht er.
Ich betrachte seine Hand und seinen Arm. Ich liebe jedes einzelne seiner Tattoos, die ihn zu einem Kunstwerk zusammenfügen. Sie erzählen eine Geschichte. Ich wollte schon immer ein Tattoo, doch ich sah noch nie einen Grund dafür. Nun sehe ich ihn. Harry ist mein Grund. Nein, ich würde mir niemals seinen Namen tättowieren lassen, so leichtsinnig bin ich nicht. Aber ich möchte ein Tattoo, das ich ihm widmen kann. Eines, das auf ihn Acht gibt."Wo liegt das nächste Tattoo Studio?", frage ich ihn direkt. Er sieht mich mit aufgerissenen Augen an.
"Wieso fragst du?'
"Ich will mir ein Tattoo stechen lassen. Heute noch."
"Du bist verrückt Sharon. Du musst dir das doch gut überlegen!"
"Sagt derjenige, der mehr als 50 verschiedene Tattoos hat?", lache ich. Er grinst ebenfalls.
"Was möchtest du denn stechen?"
"Das sag ich dir nicht, siehst du dann." Ich strecke ihm meine Zunge heraus. Er nimmt meinen Arm.
"Deine Haut und dein Körper sind perfekt, beschmutze ihn nicht damit." Ich reisse meinen Arm weg und boxe ihm in die Seite. Harry schaut mich stirnrunzelnd an. "Was denn?"
"Harry, du sagst mir nicht was ich tun soll. Ich will eins, heute. Und ich fahre da hin, ob mit dir oder ohne!"
"Schon gut, ich fahre dich. Jemand muss schliesslich deine Hand halten." Er streckt die Zunge raus und zwinkert.
"Natürlich, sonst schaffe ich das nicht", necke ich ihn mit einem ironischen Unterton.Nach einer Stunde stehen wir auf und ziehen uns an. Als er kurz seine Tabletten nimmt, durchzuckt mich ein Gedanke.
Morgen ist DER Tag. Harry wird seine OP haben. Es scheint mir so, als wäre ich nervöser als er selbst.
Harry dagegen ist ziemlich gelassen. Endweder er hat keine grosse Angst davor, oder er verdrängt sie, weil er mir keine Angst machen will.Nach dem Frühstück fahren wir mit dem Auto los. Die Fahrt dauert ca 20min.
Erstaunlicherweise bin ich ziemlich ruhig und gar nicht so nervös. Das verdanke ich wahrscheinlich Harry's Anwesenheit.
"Hast du Angst?", frage ich ihn. Er weiss genau, dass ich damit seine OP morgen meine.
Harry seufzt. "Nein. Einwenig mulmig ist mir schon zumute, aber ich habe ja meinen Schutzengel dabei." Er legt seine Hand auf mein Bein. Ich lege meine eigene darauf und streichle sie zärtlich. Harry's Mundwinkel ziehen sich langsam nach oben.
Wie wunderschön er doch ist. Seine Augen, seine Haare, sein Gesicht, sein Körper. Doch am allerschönsten: sein Charakter. Harry erinnert mich ganz einfach an einen Engel. Mein Engel.
"Ich liebe dich", sage ich aus dem Nichts hinaus. Harry hat nicht damit gerechnet, denn er runzelt die Stirn.
"Wofür habe ich das denn jetzt verdient?", lacht er.
"Einfach so."
"Ich liebe dich noch viel mehr Kleines."Am Studio angekommen, steigen wir aus. Harry nimmt meine Hand während wir durch die grosse Schiebetüre gehen.
"Harold, wie lange habe ich dich nichtmehr gesehen." Ein komplett tättowierter junger Mann kommt auf uns zu. Die beiden scheinen sich zu kennen. "Logan, es freut mich auch dich wiederzusehen. Das ist Sharon", sagt Harry, während er auf mich zeigt.
"Hallo Sharon, freut mich sehr." Logan reicht mir seine Hand, die ich mit einem Lächeln schüttle.
"Sie will sich ein Tattoo stechen lassen, hast du Zeit?" L0gan lacht.
"Das ich das noch erlebe, dass du dir mal keines stechen lässt. Aber klar, kommt mit."
"Harry, du wartest hier." Harry blickt mich geschockt an. Ich wende mich Logan zu. "Es ist eine Überraschung."
"Ah verstehe, na dann Harold. Da hat es genug Zeitschriften. Bis später." Ich zwinkere Harry zu, der mich böse anfunkelt. Sobald ich ihm das Tattoo zeigen werde, wird er vergessen, weshalb er sauer ist."Also gut Sharon, wo möchtest du dein Tattoo?"
"Gerne hier am Handgelenk." Ich zeige ihm die Stelle.
"Ok. Motiv?"
"Ich möchte 'Angel' in einem schönen Schriftzug. Und dazu zwei kleine Flügel."
"Alright Süsse. Ich zeichne dir mal kurz einige Entwürfe." Logan erhebt sich und geht zu seinem Schreibtisch. Ich setze mich in dieser Zeit auf den Tattoostuhl. Jetzt merke ich langsam, wie nervös ich wirklich bin. Ich wollte ja eigentlich, dass Harry meine Hand hält."Kannst du Harry vielleicht doch holen? Er kann ja wegschauen." Ich brauche ihn.
"Du liebst ihn sehr stimmts?", fragt er mich. Ich nicke und erröte einwenig.
"Er dich auch!" Logan lächelt mich an und kommt auf mich zu. In seiner Hand hält er ein Stück Papier, welches er mir vor die Nase hält.
"Hier sind einpaar Entwürfe. Gefällt dir eines?"
Ich betrachte das Bild. Logan hat ungefähr zehn verschiedene Entwürfe gezeichnet. Obwohl das Blatt voll ist, fällt mein Blick sofort auf eine Zeichnung. 'Angel' ist in einer schönen Schrift geschrieben, die Verschnörkelung des A's zieht sich durch das ganze Wort. Links oben und rechts unten machen zwei kleine Flügel das Tattoo perfekt.
"Dieses", sage ich, während ich auf mein Motiv zeige. "Es ist perfekt."
"Das freut mich. Ich zeichne es dir kurz auf, dann hole ich Harry. Ich kann das Tattoo während dem Stechen abdecken, sodass er nichts sieht. Ok?"
"Danke vielmals Logan. Das ist sehr nett." Logan ist ein extrem sympathischer Typ. Liegt das an der Gegend hier?
Nachdem Logan das Motiv aufgezeichnet hat und ich ihm zehnmal meine Bestätigung gegeben habe, legt er ein Tuch darüber und geht aus dem Zimmer.Er kommt wieder, gefolgt von Harry. Als ich ihn sehe, entspannt sich mein Atem wieder automatisch.
"Na Kleines, brauchst meine Hand also doch", scherzt Harry. Er kommt auf mich zu, küsst meine Stirn und nimmt meine Hand. Sein Blick fällt auf mein Handgelenk. Ich schüttle den Kopf. "Überraschung." Er nickt.Nach ungefähr 20 Minuten hat Logan seine Arbeit beendet. Er scheint zufrieden zu sein. Das Stechen hat fast garnicht weh getan und ich kann nun sagen, dass ich weitere plane. Ich selber habe es gesehen, als Harry weggeschaut hat. Er ist wirklich wunderschön. Dieses Tattoo soll ihn morgen beschützen.
"Kannst du es so verdecken, dass ich es erst zuhause wegnehmen kann."
"Klar." Logan reinigt das Tattoo noch mit einem Tuch und Creme und verbindet es mir danach.Nachdem wir das Zimmer verlassen haben, hole ich meine Geldbörse raus. "Wieviel schulde ich dir Logan?"
"Lass mal gut sein Sharon. Das ist mein Geschenk an dich, an euch zwei."
Ich gehe auf Logan zu und umarme ihn kurz. "Danke", flüstere ich ihm ins Ohr. Er nickt und lächelt.Harry und ich sitzen im Auto zurück nach Hause. Er wirkt nervös.
"Danke, dass du meine Hand gehalten hast."
"Kein Problem, ich hatte gehofft du würdest mich doch noch dabei haben wollen."
"Ich will dich immer bei mir haben, Harry."
"Wann darf ich es endlich sehen?"
"Das Tattoo? Zuhause."
Er lächelt, sieht mich an und tritt aufs Gas.

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Hey Angel
FanficSharon lebt in Totnes. Da ihre Eltern immer auf Geschäftsreisen sind, lebt sie sozusagen alleine. Doch was, wenn Sharon auf einmal durch ein schrecklisches Erlebnis die Person kennenlernt, die ihr mehr Liebe geben kann, als sie in ihrem ganzen Leb...