"Hi Oma. Bevor du etwas sagst.", versuche ich, sie zu beruhigen, doch sie schnitt mir das Wort ab.
"Was für eine Überraschung dich in Begleitung zu sehen! " Sie gibt mir einen Kuss auf die Wange und wendet sich Harry zu. Die Hand hinhaltend, strahlt sie übers ganze Gesicht. "Und Sie sind.?"
"Harry. Freud mich sehr Sie kennenzulernen", erwiedert er ihre Geste.
"Oh die Freude ist ganz meinerseits. Sharon Schätzchen, ich wusste nicht, dass du Besuch hast."
"Oma komm erstmal richtig an. Ich erkläre dir das alles nacher beim Essen!"Nachdem Oma ihren Mantel und ihre Schuhe ausgezogen hat, begeben wir uns alle drei ins Wohnzimmer.
"Was für ein schön gedeckter Tisch", schwärmt sie vor sich hin. Wenn du wüsstest, Oma. Ich muss lächeln. Als hätte Harry bemerkt woran ich denke, drückt er kurz meine Hand.
"Setz dich doch Oma. Das Essen..." Ich erstarre. Shit. Ich habe vollkommen vergessen zu kochen. Wie konnte mir das nur wieder passieren! Ich plante doch sonst immer alles.
"....wird gleich serviert", beendet Harry meinen Satz. Ich sehe ihn an. Sein Kopf deutet auf den Ofen. Natürlich hat er wiedermal an alles gedacht. Wenn ich daran denke, dass ich ihn erst seit drei Tagen kenne und er mir eigentlich völlig fremd ist, scheint uns irgendetwas zu verbinden. Ich forme ein 'Danke' mit meinen Lippen.Ich setze mich hin, während Harry das Essen aus dem Ofen nimmt. Lasagne. Hmm!
Mama und Papa haben einen Vorrat gekauft, der für ein Jahr reicht.
"Das sieht ja toll aus junger Mann. Hut ab.", lobt ihn Oma. Harry wird rot. Er wirkt irgendwie - stolz.
Er setzt sich zu uns an den Tisch und wir beginnen zu essen.
"Also ihr zwei. Woher kennt ihr euch? Und wie lange schon? Ich will alles wissen!"
Darf ich vorstellen - Oma. Die Neugier in Person.
Ich sehe Harry unsicher an. Darf ich es wohl erzählen? Er nickt und lächelt mich an.
"Ok Oma, das wird jetzt sehr schräg rüberkommen, aber ich habe Harry vor drei Tagen per Zufall auf der Strasse getroffen. Er hat sich verlaufen und deshalb habe ich ihm angeboten, er könne bei mir wohnen, bis er wieder abreisen möchte. Eigentlich lebt er in Holmes Chapel. Und ja, er leistet mir jetzt einbisschen Gesellschaft."
Die ganze Wahrheit musste Oma ja nicht erfahren. Das war Harrys und mein Geheimnis. Als ich ihn ansehe, zwinkert er mir zu.
"Oh. Wie romantisch! Wissen deine Eltern davon?", fragt mich Oma.
"Nein Oma, und sie müssen es auch nicht erfahren. Ich bin erwachsen und kann tun was ich will."
"Seh ich auch so" stimmt mir Harry zu. Unter dem Tisch spüre ich eine Hand auf meiner.
"Sie kommen also aus Holmes Chapel Harry? Das erinnert mich an etwas". Omas Wangen erröten sich und ihre Augen werden wässrig. "Ja genau Ma'am!" antwortet Harry.
Oma sieht mich an. "Sharon, wusstest du, dass dein Opa auch aus Holmes Chapel stammt?"
Oma hat mir noch nie von Opa erzählt. Er ist gestorben, als ich 2 Jahre alt war. Leider kann ich mich nicht an ihn erinnern.
"Nein Oma, wie sollte ich es denn wissen? Du hast mir nie davon erzählt?" Mittlerweile sind wir alle drei fertig mit Essen. Die Lasagne war köstlich!"Dein Grossvater war ein wundervoller Mensch. Du siehst ihm sehr ähnlich Sahron. Wir haben uns kennengelernt, als er am Weihnachtsmarkt von London einen Stand besass. Er verkaufte Glühwein. Ich hatte ihn schon ein Jahr davor beobachtet, er war mir sofort aufgefallen. Jedoch hatte ich nie den Mut ihn anzusprechen. Das gehört sich ja auch nicht für eine junge Dame, das sollen die Männer schön selber übernehmen.
Jedenfalls haben wir uns dann an diesem einen Abend kennengelernt, als er zu mir gekommen ist, mir einen Becher mit Glühwein gereicht hat und sagte: >Mein Name ist Peter und wie lautet der Name dieser wunderschönen jungen Frau?< Er hatte dieses Strahlen in den Augen und so war es um mich geschehen. Wir redeten den ganzen Abend zusammen und trafen uns danach einige Male. Da er ja in Holmes Chapel lebte und ich hier in Totnes, war die Reise ziemlich lange. Wir trafen uns immer in London.
Was für ein Zufall, wir waren tatsächlich im gleichen Alter wie ihr beide ungefähr seit. Ich habe mich dann immer mehr und mehr in ihn verliebt, bis wir uns entschieden haben, zusammen nach Holmes Chapel zu ziehen. Wir haben geheiratet und unser erstes Kind bekommen, deine Mutter, Sharon."
Sie hält einen Moment inne und nimmt einen Schluck Wasser. Sie wirkt unentschlossen, doch ich kann ihr ansehen, dass sie noch etwas erzählen möchte."Dein Grossvater und ich waren die glücklichsten Menschen auf Erden. Wir waren so verliebt.
Nach der Geburt deiner Mutter waren wir uns sicher, dass wir noch mehr Kinder haben möchten. Leider klappte dies nichtmehr. Ich habe es nie wieder geschafft, schwanger zu werden. Deine Mutter war immer so alleine, also haben wir entschieden, ihr ein Geschwisterchen zu schenken. Und so haben wir ein Mädchen adoptiert.
Die beiden waren unzertrennlich, sie wollten sich sogar das Zimmer teilen. Wir waren so unendlich glücklich als kleine Familie. Als unsere zwei Töchter dann erwachsen wurden, entschieden wir uns, nach Totnes zu ziehen. Deine Mutter war gerade mal 20, also wollte sie mit uns mit. Unsere zweite Tochter jedoch war eine kleine Rebellin. Sie war nicht glücklich. Wir stritten uns täglich, da sie nur noch Probleme in der Schule machte. Sie entschied, nicht mit uns zu kommen. Eines Nachts riss sie aus und begann ihr eigenes Leben in Holmes Chapel. Wir sind nach Totnes gezogen und haben immer wieder versucht, sie zu erreichen. Ohne Erfolg. Sie hat jeglichen Kontakt abgewehrt. Unsere ehemaligen Nachbarn haben uns einmal erzählt, dass sie geheiratet, eine Tochter und danach einen Sohn bekommen hat und sich wieder scheiden gelassen hat. Sie war also alleinerziehende Mutter." Oma kullert eine Träne runter.Reflexartig nehme ich ihre Hand und drücke sie ganz fest. Auch ich bin sehr emotional. Ich wusste nichts davon, Mom hat mir nie davon erzählt. Wie muss es für sie gewesen sein, ihre Seelenverwandte zu verlieren? Schrecklich.
Oma sieht mich und dann Harry an. Ihre Augen erstarren. Ich folge ihrem Blick und sehe in ein kreidebleiches Gesicht. Harry's Augen sind weit aufgerissen.
"Ma'am....ich...ich..." stottert Harry. "Hiess Ihre Adoptivtochter möglicherweise Anne?"
Oma's Blick spricht für sich.
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Hey Angel
Fiksi PenggemarSharon lebt in Totnes. Da ihre Eltern immer auf Geschäftsreisen sind, lebt sie sozusagen alleine. Doch was, wenn Sharon auf einmal durch ein schrecklisches Erlebnis die Person kennenlernt, die ihr mehr Liebe geben kann, als sie in ihrem ganzen Leb...