Tränen der Liebe

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Harry ist den ganzen Weg nach Hause zu schnell gefahren, was mich zum Lachen gebracht hat. Er wollte dieses Tattoo umbedingt sehen. Irgendwo kann ich ihn verstehen, ich will mir nicht vorstellen, wie ich reagiert hätte.

Als wir auf dem Parkplatz ankommen, steigen wir beide aus. Ich schliesse die Tür hinter mir und gehe auf sein Haus zu, als er mich plötzlich am Arm festhält und zurück zieht. Ich sehe ihn verwirrt an, als er seinen Arm um meine Schultern legt und mich an sich drückt. Ich kann seine Sonnenbrille an meinem Kopf spüren, während er mir ins Ohr flüstert.
"Ich liebe dich so sehr." Seine raue Stimme löst in mir eine Gänsehaut aus, wie ich sie selten erlebt habe. Was macht er nur mit mir?
Ich kuschle mich noch viel mehr an seine Brust und atme seinen Geruch ein.
"Mal schauen ob du mich nach der Enthüllung des Tattoos immernoch so liebst", necke ich ihn.
Er lacht und löst sich von mir. Harry nimmt meine Hand und zieht mich hinter sich her in Richtung Haustüre. "Ich will endlich dieses Tattoo sehen, ich werde noch wahnsinnig."

Im Haus angekommen sind wir alleine, seine Mutter ist zu einer Freundin gefahren, die Geburtstag feiert und Gemma ist bei ihrem Freund, was bedeutet, dass wir das ganze Haus für uns haben.
Wir schliessen die Tür, ziehen die Schuhe aus und gehen ins Wohnzimmer. Harry setzt sich auf die Couch und zieht mich auf seinen Schoss.
"Darf ich es jetzt bitte sehen?", fleht er mich an.
Ich kann seinem Hundeblick nicht lange widerstehen und das weiss er ganz genau, weshalb er es auch ausnutzt.
Meinen Blick immer noch auf ihn gerichtet, ziehe ich meinen Ärmel hoch. Ich wickle die Folie ab und blicke kurz darauf, bevor ich es ihm unter die Nase halte. Ich bin so stolz darauf, es ist so wunderschön und so perfekt.

Als Harry seinen Blick von mir abwendet und mein Tattoo ansieht, erstarrt er.
Für einen Moment mache ich mir ernsthafte Sorgen um ihn, da er aufgehört hat zu atmen, doch er blinzelt nur, reibt sich die Augen und starrt immer noch mein Tattoo an. Er sieht mich an und wartet. Ich muss also sprechen.
"Das habe ich für dich gemacht, du bist nähmlich mein Engel, Harry. Und ich möchte, dass du niemals vergisst, dass ich dich so sehr liebe und ich dich niemals verlassen werde, komme was wolle. Dieses Tattoo wird morgen auf dich aufpassen und dich beschützen, denn ich schaffe das nicht ohne dich." Ich kann spüren, wie in mir die Tränen aufsteigen. Ich hätte es niemals für möglich gehalten, einen Menschen so sehr zu lieben.

Ich sehe, wie Harry einzelne Tränen die Wangen runterkullern. Du meine Güte, er weint. Ich hebe die Hand und wische ihm über die Wangen, um seine Tränen aufzuhalten.
"Hey Schaz, ist alles ok?', frage ich ihn besorgt.
Er nimmt mein Handgelenk, betrachtet es und sieht mich an, seine Augen sind nun ganz wässrig und gerötet.
"Das ist das Schönste, was je jemand für mich getan hat. Es ist so wunderschön und ich danke dir dafür."
Ich beginne zu lächeln, denn wir weinen hier gerade beide wegen einer eigentlich schönen Sache. Doch gleichzeitig muss ich an morgen denken und die Angst steigt wieder in mir hoch.
"Du bist das Schönste was mir je passiert ist, und ich danke Gott dafür, dass er mir dich geschenkt hat."
Harry beginnt jetzt, noch mehr zu weinen, während er seinen Arm um meinen Hals legt und mich zu ihm runter zieht.
Seine Lippen treffen auf meine und ich erschrecke, da dieser Kuss voller Verzweiflung und gleichzeitig voller Liebe ist.

"Ich habe Angst", presst er zwischen unseren Küssen hervor. Ich lasse von ihm ab und sehe ihn an.
"Wovor? Der OP?" Meine Augen brennen von den vielen Tränen, die ich vergossen habe, ebenso wie seine geschwollen und rot sind.
"Auch. Aber meine grösste Angst ist es, dich zu verlieren."
Jetzt bin ich diejenige, die ihn an mich zieht und ihn küsst. Ich werde nicht zulassen, dass ihm etwas zustösst.
Harry ist und bleibt mein Ein & Alles. Viele denken sich bestimmt, ich sei wahnsinnig, wir kennen uns schliesslich noch nicht mal einen Monat, doch es hat gereicht, dass wir uns beide unsterblich ineinander verliebt haben. Harry ist der Richtige, das spüre ich.
"Du wirst mich niemals verlieren Harry. Jetzt wirst du mich nichtmehr los. Auch ich habe Angst. Du darfst mich hier nicht alleine lassen. Was wenn sie dir bei der Operation etwas am Gehirn beschädigen und du dich nicht mehr an mich erinnern kannst?" Ich schaue ihn schockiert an und warte auf seine Reaktion.
Zu meiner Verwunderung lächelt Harry leicht vor sich hin. Habe ich gerade etwas dummes gesagt?
"Die können mir mein Gehirn beschädigen soviel sie wollen, dich werden sie da nicht rausbekommen, denn du bist nicht in meinem Kopf, sondern hier." Er nimmt meine Hand und legt sie auf seine Brust. Sein Herz.
Ich kann seinen Herzschlag hören und ich gebe zu, ich könnte noch hundert Jahre zuhören, denn es ist das schönste Gefühl der Welt, seinen Herzschlag zu spüren. Ich liebe diesen Mann so sehr!
Ohne zu antworten, küsse ich Harry während meine Hände unter sein T-Shirt wandern.

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Wir liegen in seinem Bett, Harry hat den Arm um mich gelegt und ich ruhe auf seiner Brust.
Harry und ich sind uns so vertraut, obwohl wir uns seit noch nicht so langer Zeit kennen. Ich vertraue ihm blind!
"Woran denkst du?", reisst er mich aus meinen Gedanken.
"An unsere gemeinsame Zeit."
"Mögen noch viele weitere Jahre darauf folgen", sagt er entschlossen.
"Das hoffe ich auch."
"So Kleines, lass uns schlafen. Morgen ist ein wichtiger Tag." Morgen ist seine OP dran.
"Gute Nacht Harry. Ich liebe dich", sage ich, bevor ich seine Haut küsse. Er zieht mich näher an sich heran.
"Für immer", flüstert er in mein Ohr.

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