Es ist Abend und Anne hat seit zwei Stunden Holmes Chapel verlassen.
Der Abschied fiel ihr ersichtlich schwer, da Harry ja erst gerade aus dem Krankenhaus zurück ist. Ich musste ihr versprechen, 24 Stunden auf ihn Acht zu geben.
Harry dagegen fand das Ganze eher amüsant, da er sich wie ein Kleinkind vorkam, das einen Babysitter braucht. Er musste die ganze Zeit schmunzeln und ich musste mich zusammenreissen, nicht laut loszulachen.
Nun sitzen wir also hier und schauen TV - ziemlich langweilig.Harry schaut alle 5 min auf sein Handy, was mich nervös macht. Was ist so wichtig, dass man immer wieder auf sein Handy starren muss? Bin ich denn so langweilig?
Plötzlich vibriert sein Handy und er springt vom Sofa auf und rennt aus dem Wohnzimmer. Ich bleibe wie angewachsen sitzen und starre weiterhin den Fernseher an.
Ich kann Harry hören, wie er im Flur telefoniert, jedoch nicht, was er sagt.
Nach ungefähr 10 min kommt er mit einem Lächeln auf den Lippen zurück ins Wohnzimmer. Er stellt sich vor mich hin und grinst mich an.
"Du stehst mir im Bild", informiere ich ihn. Harry wiederum lächelt nur noch mehr.
"Steh auf, zieh dir was Schönes an und los gehts." Ich sehe ihn direkt an und runzle die Stirn.
"Was soll das werden?"
"Das wirst du schon sehen. Also komm." Er nimmt meine Hände und zieht mich hoch bis ins Zimmer. Während er duscht, suche ich mir aus meinem Koffer ein 'nettes' Outfit heraus. Ich habe nicht viel schönes mitgenommen, mein Motto ist eher: je bequemer desto besser.
Nach längerem Suchen entscheide ich mich für eine schwarze Jeans, eine weisse Bluse und eine Jeans Jacke. Es ist zwar erst Februar, doch ich will ja schliesslich gut aussehen, da kann man auch mal einwenig frieren. Und da ich keine Ahnung habe, was Harry vorhat, vertraue ich auf mein Bauchgefühl.Harry kommt aus dem Badezimmer, als ich mir gerade meine Jacke anziehe. Er trägt eine schwarze Hose und ein Jeanshemd. Ich muss grinsen, da ich ihn noch nie so gesehen habe. Ich muss zugeben, das Hemd steht ihm ausserordentlich gut. Er sieht so wunderschön aus und ich könnte nie genug von ihm kriegen.
"Du siehst wunderschön aus", flüstert er mit seiner rauen Stimme, nachdem er mich auf die Stirn geküsst hat.
"Das Kompliment kann ich nur zurückgeben", antworte ich ihm. Harry nimmt seine Lederjacke vom Stuhl und zieht sie sich über. Er nimmt meine Hand und verschränkt seine Finger mit meinen, worauf wir zusammen die Treppe runtersteigen. Unten angekommen öffnet er mir die Tür und gibt mir gentleman like zu verstehen, das Haus zu verlassen. Er schliesst die Tür hinter uns und kommt auf mich zu.
"Bereit?", fragt er mich. Ich nicke, da ich zu nervös bin, einen Ton rauszubekommen. Ich bin so beeindruckt von Harry."Bist du sicher, dass du Lust darauf hast? Du weisst schon, wegen deinem Kopf...?", frage ich ihn vorsichtig, während wir auf sein Auto zugehen.
"Natürlich. Hey Kleines, sieh mich an." Er hebt mit seiner Hand mein Kinn. Er zwingt mich, ihn anzusehen.
"Das wird perfekt heute, ok? Mir geht es gut." Ich lächle ihn an und nicke kurz. Alles wird gut.
Ich setze mich auf die Beifahrerseite während Harry den Motor startet.
Ich lehne den Kopf gegen die Scheibe und schaue nach draussen. In zwei Studen wird es beginnen, dunkel zu werden. Vielleicht will er sich irgendwo den Sonnenuntergang ansehen? Oder doch ins Kino? Ich habe keine Ahnung.Nach einer Stunde erwache ich und blicke nach links. Harry fährt immernoch konzentriert, während er mich anlächelt.
"Tut mir leid, ich war müde", entschuldige ich mich. "Kein Problem. Wir sind fast da", verkündet er mir. Ich setze mich aufrecht hin und blicke aus dem Auto. Wir fahren am Waldrand entlang, was in mir sofort Erinnerungen weckt.
Gut und Schlechte. Die Guten; ich ging früher so oft dort spatzieren und ich habe ihn dort kennengelernt. Die Schlechten; er ist fast erfroren und das nur wegen seinem Vater.
Ich zucke kurz bei dem Gedanken an ihn zusammen. Wie er mich festgehalten hat, wie er Harry mitnehmen wollte. Ich wundere mich, dass er sich nicht mehr gemeldet hat. Ob er wieder kommt?"Kleines, was ist denn los?', reisst Harry mich aus meinen Gedanken. Sein besorgter Blick mustert mich. Ich senke den Blick auf meine Hände, die unkontrolliert zittern.
Harry lenkt den Wagen links in den Wald und hält auf einem kleinen Platz an. Sofort dreht er sich zu mir um und hebt eine Hand an meine Wange.
"Alles gut", lüge ich. Die Stimmung jetzt mit meiner Laune zu versauen wäre ein grosser Fehler.
"Ich sehe doch, dass es dir nicht gut geht. Rede mit mir, ich bitte dich."
"Der Wald - er hat mich nur daran erinnert wie ich dich gefunden habe-"
"Und ich bin froh hast du mich gefunden. Alles hat einen Grund Sharon und unser Grund nennt sich Schicksal."
Ich hebe meinen Kopf und lächle ihn an. Dieser Mann bringt mich noch um den Verstand."Und jetzt komm", ermutigt er mich, während er die Tür öffnet und aussteigt. Ich sitze noch einen Moment alleine im Auto bis die Tür zu meiner rechten geöffnet wird und jemand mir eine Hand reicht. Ich sehe in zwei funkelnd grüne Augen und nehme seine Hand, um auszusteigen.
Während ich vor ihm stehe und sein Gesicht und seinen Körper mustere fällt mein Blick auf seine Hand, in der er etwas hält. Harry bemerkt meine Verwunderung und hebt den Gegenstand hoch: eine Augenbinde.
"Versuchst du, mich zu kidnappen?", necke ich ihn.
"So in der Art." Er stellt sich hinter mich und bindet mir das Tuch um die Augen, sodass ich nur noch schwarz sehen kann, was ja auch der Sinn der ganzen Sache ist."Vertraust du mir?", flüstert er mir in mein Ohr, was mich erschaudern lässt. Seine Stimme, oder besser gesagt er, hat noch genau den gleichen Effekt auf mich wie bei unserem ersten Treffen. Verrückt, dass das ganze jetzt schon fast ein Monat her ist.
"Ich vertraue dir wortwörtlich blind." Und so ist es auch. Ich würde ihm mein Leben anvertrauen.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen nimmt Harry meine Hand und beginnt in eine Richtung zu gehen. Ich folge ihm vorsichtig und setze einen Fuss vor den anderen. Was hat er nur vor?Nach einer gefühlten Ewigkeit bleibt Harry plötzlich stehen. Da ich das nicht kommen sah, pralle ich gegen seine Brust und taumle etwas zurück. Harry's Lachen erfüllt meine Ohren und lässt mich ebenfalls grinsen.
"Bereit", frage er mich. Da ich ziemlich nervös bin nicke ich schnell.
Ich spüre, wie Harry sich hinter mich stellt und den Knopf der Augenbinde löst.Plötzlich ist es ganz hell und ich muss mir kurz meine Augen zuhalten, da sie sich noch an das Licht gewöhnen müssen.
Ganz langsam kommt mein Augenlicht zurück und ich beginne, die Umgebung abzuscannen. Vor uns liegt ein grosser See, der sich in der Dämmerung spiegelt. Rund herum liegt der Wald, der dem Ganzen eine ruhige Atmosphäre verleiht.
Ich spüre Harry's Blick auf mir, während ich mich umsehe.Mein Blick bleibt an einem kleinen Steg hängen. Am Steg befestigt ist ein kleines Boot aus Holz, in dem eine Decke, ein Rucksack und zwei Tassen sind. Rumd um das Boot herum schwimmen Seerosen im Wasser.
Ich hebe meinen Blick und schaue zu meiner Rechten, wo meine grosse Liebe mich gespannt anschaut.
"Hast du das für mich gemacht?", frage ich ihn mit zittriger Stimme.
Auf seinem Gesicht breitet sich ein wunderschönes Lächeln aus, was mich komplett von den Socken haut.
"Einer meiner Freunde hat mir ein bisschen geholfen. Da wir noch kein richtiges erstes Date hatten, dachte ich mir, das hier wäre eine gute Alternative."
"Deshalb der Anruf vorhin", erinnere ich mich. Als Bestätigung nickt Harry.Ich wende meinen Blick wieder aufs Wasser. Ich habe noch nie so etwas gesehen. Noch nie hat jemand für mich so etwas gemacht. Ich spüre, wie mir eine Träne die Wange runterkullert.
"Scheisse, was ist los?", fragt Harry hektisch.
"Es ist perfekt", flüstere ich.
Auf seinem Gesicht breitet sich Erleichterung aus und ich kann nicht anders, als meine Lippen auf seine zu legen. Er erwiedert den Kuss und legt seine Hände auf meinen Rücken, um mich näher an sich heran zu ziehen.Alles ist perfekt. Das hier ist unser Moment und niemand kann ihn uns nehmen.
Ich spüre plötzlich, wie Harry beginnt, am ganzen Körper zu zittern. Seine Beine werden schwach und er hält sich an mir fest. Ich löse mich von ihm und blicke in zwei ängstlich grüne Augen.
"Harry! Was ist mit dir los?"
Vor lauter Aufregung kann er mir nicht antworten - und das muss er auch nicht, denn das Blut, welches aus seiner Nase rinnt ist schon Antwort genug für mich.
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Hey Angel
FanfictionSharon lebt in Totnes. Da ihre Eltern immer auf Geschäftsreisen sind, lebt sie sozusagen alleine. Doch was, wenn Sharon auf einmal durch ein schrecklisches Erlebnis die Person kennenlernt, die ihr mehr Liebe geben kann, als sie in ihrem ganzen Leb...