Überraschung

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Ich schrecke zurück, als ich die Klingel höre. Harry dagegen wirkt um einiges entspannter. Ich runzle die Stirn. "Was, wenn das dein Vater ist?"
Harry sieht mich an. "Ich denke nicht, dass er sich anmelden würde. Ich gehe schon."
"Ich komme mit" Ich stehe auf, nehme seine Hand und folge ihm. Unten angekommen bleibe ich ca 2m vor der Tür stehen. Ich halte ihn am Arm zurück.
"Lass mich bitte zuerst durch den Lautsprechen fragen, wer da ist" frage ich ihn.
''Ok von mir aus. "
Immernoch verwirrt von seiner Gelassenheit gehe ich hinüber zur Lautsprecheranlage. Nervös drücke ich auf den Knopf.
"Hallo? Wer ist da?", frage ich unsicher. Harry steht dicht hinter mir.
"Hey. Ich bin's.", antwortet mir eine weibliche Stimme. Leider kommt mir diese nicht bekannt vor.
"Hey Gemma. Wir machen dir auf, warte eine Sekunde", antwortet Harry.
Ich drehe mich zu ihm um und sehe ihn an. Ist Gemma nicht der Name seiner Schwester? Doch wie kommt sie hier her?
Harry drückt, ohne nach meiner Erlaubnis zu fragen, auf den Knopf, um das Tor zu öffnen.
"Ich habe ja gestern zuhause angerufen und sie gebeten, herzukommen. Keine Angst, du kannst ihr vertrauen."
Mir ist die ganze Sache zwar unwohl, trotzdem erwiedere ich nichts. Automatisch gehe ich zur Tür und öffne sie.

Vor mir steht eine schlanke Frau. Man sieht sofort, dass sie mit Harry verwandt ist. Sie haben einen ähnlichen Gesichtsausdruck und das gleiche Lächeln. Ihre blonden Haare hängen ihr über die Schultern. Sie lächelt mich an und kommt auf mich zu. Als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt, nimmt sie mich in den Arm.

Erst jetzt bemerke ich, dass ich wie angewurzelt da stehe. Ich erwiedere die Umarmung vorsichtig.
Sie lässt von mir ab und wendet sich Harry zu. Die zwei Taschen, die sie in der Hand trägt, legt sie auf den Boden, bevor sie ihren Bruder angrinst. "Na alles klar bei dir Hazza?", neckt sie ihn. Er lacht und nimmt sie in den Arm.
Nach einem kurzen Wortaustausch zwischen den beiden schaut Harry mich an.
Er kommt zu mir herüber, nimmt meine Hand und sagt: "Ich kann dir das alles erklären. Ich muss mit jemandem aus meiner Familie sprechen. Über all die Dinge, die in den letzten Tagen passiert sind."
Ich nicke und schaue an Harry vorbei zu seiner Schwester. Sie schmunzelt nur. Was sie wohl gerade denkt?

Ich gebe mir einen Ruck und nehme Gemma's Taschen vom Boden auf.
"Ich lege sie dir dann mal ins Gästezimmer, ok?", lächle ich sie an. Ich nehme an, sie bleibt mindestens eine Nacht.
"Eine Tasche ist noch von Hazza. Er hat mich gebeten, ihm frische Klamotten und so mitzubringen."
"Oh...", erwiedere ich. Das bedeutet, dass Harry vorhat, noch länger hierzubleiben. Kein Problem für mich.
Ich grinse. Harry bemerkt meine Freude und nimmt mir seine Tasche ab.
"Kann ich sie in dein Zimmer legen?", fragt er mich vorsichtig. Zu vorsichtig.
"Klar. Ach ja Gemma, ich muss das Gästezimmer noch vorbereiten. Bis dahin kannst du dein Gepäck gerne davor hinstellen. Den Gang runter und dann rechts."
"Danke Sharon, das ist lieb von dir." Sie nimmt ihre Tasche und folgt meinen Anweisungen.

Ihr muss etwas aus der Tasche gefallen sein, denn auf dem Boden liegt ein Stück Papier. Ich bücke mich, um es aufzheben. Als ich es umdrehe stelle ich fest, dass es sich um ein Foto handelt.
Darauf zu sehen ist Harry, auf seinem Schoss sitzend seine Schwester Gemma. Die beiden lächeln und Gemma hebt ein Glas in die Kamera. Der Hintergrund stellt eine Art Terasse dar. Sie sehen so glücklich aus.
Auf dem Foto trägt Harry eine Beanie. Ich lächle. Er kann tragen was er will, er sieht immer gut aus.
"Gefällt der Dame der Anblick?", neckt er mich. Ich hatte vollkommen vergessen, dass er hinter mir steht.
"Aber klar. Ihr seid so wundervoll zusammen. Ich wünschte, ich hätte Geschwister."
Er legt mir den Arm um die Taille und flüstert an meine Stirn: "Du bist wundervoll."
Ich lehne mich an seine Brust.

"Ihr seit so süss." Ich schrecke zurück und entdecke Gemma grinsend hinter uns. Ich erröte auf der Stelle.
"Das ist uns wohl bewusst", antwortet Harry mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. Er reicht ihr das Foto.
"Ist dir wohl rausgefallen."
"Oh danke." Sie nimmt es und legt es auf die Kommode im Flur.
Ich schaue zu Harry hoch. "Geh du mit deiner Schwester doch schonmal ins Wohnzimmer.
Tee weisst du ja, wo du ihn findest. Im Schrank hat es noch Kekse. Ich bereite nur kurz das Gästezimmer vor."
Harry geht ins Wohnzimmer und seine Schwester folgt ihm. Mir ist ihre Anwesenheit sehr angenehm. Liegt wohl in der Familie. Ich zucke zusammen, als ich an Harry's Dad denke. Nun ja, wohl doch nicht in der ganzen Familie.
Ich kann die beiden lachen hören, als ich den Flur zum Gästezimmer entlang gehe.

Hey AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt