Kapitel 3

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Der nächste Morgen fing wie der vorherige an. Anna half mir mich fertig zu machen, brachte mir etwas zu Essen und später begannen die ersten Stunden mit Training für Muskeln und Gelenke.
Der erste Ansatz dieser Therapie war das selbstständige Bewegen der Extremitäten wie Beine und Arme. Ich merkte schnell, wie anstrengend es war und wie schnell ich müde wurde, doch war am Ende des Tages dennoch mit mir zufrieden. Anna hatte mich sogar mit zum Park hinter dem Krankenhaus genommen, wo wir uns zwar nicht lange aufgrund der Kälte aufhielten, aber trotzdem Spaß hatten. Meistens spielten Kinder hier und die Kranken, denen es erlaubt war, ein paar Schritte zu machen, nutzten hier ihre Gelegenheit um an die frische Luft zu kommen.

Mein Zimmer wurde verlegt und ich erfuhr, dass es eine Privatstation war. Ich hatte den Gedanken zwar schon gehegt, da Anna für eine normale Pflegerin immer sehr lange und viel bei mir war. Außerdem waren die Zimmer sehr groß und anders geschmückt, wie man es sonst kannte. Wieder kam mir das Bild eines reichen Einzelkindes in den Sinn, doch ich schluckte dieses Bild von mir bitter runter und versuchte nicht viel daran zu denken, wie schrecklich ich sein könnte, oder wie schrecklich ich gewesen bin.

Als mein Plan für heute ausgeführt worden war, wurde ich wieder ins Zimmer gebracht. Meine Mutter war noch einmal kurz dagewesene, doch sonst war ich alleine.

Wie auch im alten Zimmer ist hier ein Tisch auf dem die Geschenke wieder verteilt lagen und ich beschloss, welche von Ihnen zu öffnen.

Es sind viele erdenklich Sachen drin, wie Socken, teure Ohrringe, Bücher, die ich besonders mochte und andere weitere Dinge. Als nächstes fiel mir die kleine Schachtel in die Hand, die ich als erste öffnen wollte, doch zuvor gehindert wurde. Kurz sah ich es mir noch einmal an, bevor ich vorsichtig den Deckel abnahm und ein silbernes, dezentes, aber wirklich schönes Armbändchen entdeckte.

Es war ein Klavier als Anhänger dran und dahinter stand in einer geschwungenen Schrift "Beth". Ich erinnerte mich, dass ich in meiner ersten Erinnerung so genannt worden bin.

~„Ich glaube, ich werde dich Beth nennen", sagte er entschlossen und blickte mir tief in die Augen. Mir wurde bewusst, dass er mich zuvor nie Emy nannte, so wie die anderen meiner Freunde es immer taten. „Warum?", lachte ich leicht nervös und sah ihm genauso in seine. Sie waren intensiv und strahlten mehr Wärme aus, als das Feuer vor uns. „Ich möchte dich anders, als alle anderen nennen", sagte er lächelnd und sah nun wieder zum flackernden Feuer vor uns. „Er ist schön, genauso wie du."
Ich empfand meinen Doppelnamen Elizabeth noch nie als besonders schön. Doch wenn er es sagte, hat der Name eine völlig andere Wirkung. Er machte es zu etwas besonderem, als wenn er mit ihm etwas tiefes Verband, sein ganzes Vertrauen in ihm steckte. Aber er könnte auch die seltsamsten Dinge erzählen, er könnte stundenlang von Autos reden, egal was es wäre und egal wie langweilig es wäre, ich könnte nicht anders als zu zuhören.~

Schnell schaue ich auf die Schachtel, doch ich konnte keinen Namen entdecken. Wieso konnte ich diese Person in meine Erinnerung nicht sehen? Frustriert ließ ich mich zurück in die Lehne sinken und betrachtete den Anhänger. Das Armbändchen war bestimmt teuer und ich konnte mich nichtmal bedanken. Ich machte es mir um und schaute aus dem Fenster. Draußen war es mittlerweile dunkler geworden, die Sonne verschwand und Regentropfen prasselten gleichmäßig gegen das Fenster, obwohl heute Vormittag noch klarer Sonnenschein war.
Später kam Anna um mich ins Bett zu bringen, doch wie auch gestern verfolgten mich dieses zahlreichen Fragen. Von Tag zu Tag wurden es mehr und noch keine hatte sich beantwortet.

Die nächsten Wochen verliefen weiterhin mit Training, sodass ich ein Tag vor der Entlassung alles alleine hinbekam. Zwar konnte ich noch kein Marathon laufen, aber dennoch kam ich gut zu recht. Ich konnte wieder normal gehen, leichte Sachen tragen und auch Stufen gehen, auch wenn ich schnell aus der Puste kam. Außerdem hatte ich wieder ein wenig zugenommen, sodass ich nicht mehr so ganz mager und krank wirkte.

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