Kapitel 7

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„Ist da jemand?", fragte ich erneut und hoffte, dass entweder die Schritte hinter mir aufhörten näher zu kommen, oder sich eine ältere Dame mit ihrem Hund zeigen würde. Doch natürlich kam keine Antwort, weshalb ich meine Beine in die Hand nahm und die restlichen Meter nach Hause rannte.

Schweratmend stand ich vor der Haustüre und schloss mit zitternden Händen die Tür auf. Vielleicht reagierte ich über und es war auch nur jemand mit seinem Hund laufen. Dennoch war ich froh zu Hause zu sein. Ich wickelte meinen Schal ab und hing ihn, zusammen mit meiner Jacke, an die Garderobe.

Es schien keiner zuhause zu sein, weshalb ich rauf in mein Zimmer ging. Da ich keinen Hunger hatte und meine Eltern mich anscheinend auch nicht zu Abendessen erwarteten, nahm ich mir einen Pullover und eine bequeme Jogginghose und ging duschen.

Ich war einfach viel zu panisch. Ich sollte mal ein wenig ruhiger werden, denn bei jedem kleinsten Geräusch zuckte ich zusammen. Das duschen beruhigte mich ein wenig. Ich zitterte noch leicht und auch die Erschöpfung des kurzen Sprints war deutlich zu merken. Ich sollte anfangen laufen zu gehen.

Meine braunen Haare föhnte ich mir trocken und machte mir einen Dutt.
Da niemand da war, schaute ich mir die anderen Räume des Hauses genauer an. Ich ging in dem Raum, der neben meinem Zimmer war und das erste was mir auffiel, war der weiße Flügel. Davor lag ein großer, weißer, flauschiger Teppich und an den Wänden standen Regale, die voll mit Büchern besetzt waren. Es sah unglaublich schön aus und es fühlte sich richtig an hier zu sein. Es fühlte sich so ähnlich an, wie als ich im Wald stand. So sicher, so gewollt.

Meine Finger glitten über die weißen Tasten und sofort fingen meine Fingerspitzen an zu kribbeln. Ich setzte mich auf den Klavierhocker und schloss meine Augen. Erst waren es nur ein paar Töne, doch dann kam mir die Melodie bekannt vor. Sie war der Grund warum ich in das Café gegangen bin. Doch in mitten des Liedes hörten meine Finger auf zu spielen und stille breitete sich aus. Ich öffnete die Augen und schaute auf meine Finger, die regungslos auf den Tasten ruhten. Das war nicht das Ende des Liedes. Das konnte nicht das Ende sein, es konnte nicht mittendrin aufhören. Doch das tat es. Es hörte einfach auf, wie eine Geschichte die nicht zu Ende erzählt wurde.

Ich ließ meine Finger von den Tasten ab und stand auf. Mein Blick wanderte zu den Bücherregalen und langsam schaute ich mir die Buchrücken der Bücher an, während mein Zeigefinger über manche Einbände fuhr. Ein Buch allerdings zog meine komplette Interesse auf sich. "Das was wir waren" stand mit geschnörkelter Schrift auf dem Buchcover. Ich öffnete es und ein kleiner Brief fiel vor mich auf den Boden. Er sah schon ein wenig abgegriffen aus.

~Meine Beth,

Ich muss zugeben, dass ich diesen Brief nun schon hundertmal angefangen habe und nicht weiter als zwei Sätze gekommen bin. Es fing schon bei der Anrede an zu scheitern. Klingt "Geliebte" nicht viel zu altertümlich und "Hey" viel zu alltäglich?
Doch du bist mehr als nur alltäglich und ich könnte nicht anders, als das du nur meins bist.

Ich dachte immer, dass ich die Art von Mensch bin, die nicht viel spricht. Doch wenn du bei mir bist, habe ich das Gefühl, dass ich nur am reden bin, selbst wenn ich schweige.
Es ist unglaublich wie du mich ansiehst und sofort weißt, wie es mir geht.
Noch nie habe ich diese Gefühle gefühlt, bevor du mir das erste mal in die Augen sahst. Ich wollte Abstand von dir und ich wollte Abstand von deinem Leben. Es schien zu perfekt für meines zusein und ich wusste, dass es niemals gut gehen würde. Und so ist es auch und doch haben wir es bis hierhin geschafft und werden es auch weiterhin schaffen.
Denn du wirst mich nicht mehr los Beth. Ich hab gesehen, wie es dir geht. Ich hab gesehen, wie dein Leben wirklich ist. Ich habe dich gesehen. Ich habe dir versprochen, dich zu beschützen und das werde ich auch. Selbst wenn ich noch nie ein Versprechen gebrochen habe, ist mir dies am aller wichtigsten.

Remember meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt