Kapitel 12

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„Wieso schaust du die ganze Zeit zur Tür?", fragte Dan mich und wedelte mit der Hand vor meinem Gesicht. „Ich warte auf jemanden", sagte ich und machte einen Kaffee für den Jungen Mann an Tisch sieben. „Auf den Jungen mit den braunen Haaren? Tisch Nummer vier?", fragte er, weshalb ich ihn erstaunt anschaute. „Woher weißt du das?"
„Meinst du, ich merke das nicht, wenn meine kleine Emily heimlich einen Jungen anschaut", lachte er und wuschelte mir durch die Haare. „Ich hab ihn nur angeschaut, weil ich nicht glauben konnte, wie frech er zu mir war", verteidigte ich mich und richtete mir die Haare.

„Genau so wird es gewesen sein."
„Genau so ist es gewesen!", sagte ich und lief zu Tisch sieben. „Dann ist es auch nicht schlimm, wenn er heute nicht kommt oder?", sagte Dan mit dem Rücken zu mir gedreht und ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie er dieses grinsen im Gesicht hatte. „Was? Wieso? kommt er nicht?", fragte ich viel zu schnell und lief wieder hinter dem Tresen. „Das würdest du wohl gerne wissen, habe ich recht?", neckte er mich und lachte. „Dan, jetzt sag schon", quengelte ich und zupfte ihm am T-Shirt, weshalb er noch mehr lachte. Memo an mich: ich mochte es nicht, wenn jemand nicht sofort mit der Sprache rausrückte oder ich nichts wusste. Oh halt, das war ja jetzt mein Leben.

„Schon gut, schon gut. Ich sage es dir bevor du noch mein T-Shirt ausleierst", sagte er und wischte sie eine imaginäre Lachträne aus seinen Augenwinkel. „Also?", fragte ich ungeduldig, da er sich mit der Antwort Zeit ließ. Zu viel Zeit ließ. Mit Absicht.

„Er kommt Donnerstags nie hierhin, allerdings weiß ich nicht warum. Vielleicht hat der ja doch ein Leben zu leben." Ich seufzte einmal und lehnte meinen Kopf an Dan's Rücken.
Das nannte ich jetzt mal Ironie. Dann wollte ich ihn einmal direkt ansprechen, tauchte er natürlich nicht auf. Das Schicksal meinte es anscheinend nicht gut mit uns. Immer kam etwas dazwischen.

„Was wolltest du denn von ihm?", fragte mich Dan und zog dabei seine Augenbrauen hoch. „Ich wollte ihn was fragen." „Und was?"
„Dan", lachte ich und stupste ihn leicht an. „Was denn?", lachte auch er und schaute mich mit seinem unschuldig grinsen an. „Sei nicht so neugierig."
„Bin ich aber und jetzt klär mich auf", quengelte er schon so wie ich, bloß dass er nicht an meiner Bluse zupfte. Das hätte sie aber auch nicht standgehalten. „Ich wollte wissen, was er gegen mich hat", sagte ich und blickte zu Tisch Nummer vier.

Dan runzelte verwirrt seine Stirn. „Emily er hat nichts gegen dich."
„Doch das hat er."
„Nein das kann ich mir nicht vorstellen."
„Du bist ja gar nicht dabei gewesen. Wenn du gehört hättest, was er gesagt hat, oder zu mindestens gesehen hättest, wie er mich angesehen hat, dann wärst du anderer Meinung", sagte ich und merkte, wie es mich traurig machte.

„Ich kann es mir nicht vorstellen", wiederholt er sich, weshalb ich ihm einen kleinen Schlag gab. „Hörst du mir überhaupt zu?", beschwerte ich mich und zog beleidigt einen Schmollmund.

„Ja das tue ich, aber das ergibt keinen Sinn."
„Sag mir mal was neues. Nichts macht noch Sinn in meinem Leben."

„Aber ihr habt doch immer etwas zusammen gemacht, wieso sollte er dich einfach so fallen lassen?", fragte er, weshalb ich fast das Glas in meiner Hand fallen ließ.
„Wir waren Freunde? Wieso hast du es mir nicht schon früher gesagt?"

„Ich dachte, du weißt es", sagte er und nahm mir das Glas aus der Hand.
„Was woher denn? Ich weiß ja nicht mal seinen Namen!", regte ich mich auf und stützte meinen Kopf auf meine Hände. Ich war viel zu aufgewühlt. Ich brauchte Schlaf.

„Wie gut waren wir befreundet?"
„Mehr weiß ich wirklich nicht", sagte er und hob seine Hände.
Aber wenn wir Freunde waren, wieso sagte er nichts? Oder wieso hatte er sich nicht gefreut als ich wieder da war? Ich meine, ich lag sechs Monate im Krankenhaus, da würde sich doch jeder normale Freund freuen. Vielleicht vertat Dan sich auch nur und er konnte mich tatsächlich noch nie leiden.

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