„Was machst du hier?", fragte er, während seine Grünen Augen mich böse anfunkelten. „Ich.. Ich es tut mir leid, aber...", weiter kam ich nicht, da ich sofort wieder zu Boden fiel, als ich versuchte mich aufzurichten.
Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit ihm. Obwohl, wenn ich es mir recht überlege, dann war es gar nicht so absurd. Wenn wir Freunde waren, war ich ihn bestimmt schon besuchen.
Noch immer ging mein Atem schnell und hektisch und auch sein böser Ausdruck fiel von seinem Gesicht. „Steh erstmal auf und beruhigt dich etwas", sagte er und zog mich hoch. Er sagte es nicht böse, sonder fürsorglich, anders als ich es kannte.
Irgendwie hatte ich einen Kloß in meinem Hals. Ich wollte weinen, ich wollte reden. Nein, ich wollte ihn umarmen. Ihn berühren. Nur für einen kleinen Moment.
Doch zu allem bin ich nicht in der Lage. Als er mich auf den Tisch setzte, ging er kurz zur Spüle und kam mit einem Glas Wasser wieder. Zwar hätte ich es gern angenommen, doch ich hatte Angst, dass ich es fallen lasse, da meine Hand einfach zu sehr zitterten.
Doch er reichte es mir nicht mal, sondern führte es langsam zu meinen Lippen. Mein Herz fing an viel zu schnell zu schlagen oder es hörte ganz auf.
Er nahm das Glas wieder weg und stellte es neben mich auf den Tisch. Wortlos holte er etwas aus dem Schrank und kniete sich vor mich hin.
„Darf ich?", fragte er und schaute zu mir rauf. Jedes Mal, wenn ich in seine Augen sah, dann geschah etwas mit mir oder eher gesagt in mir. Es waren einfach zu viele Gefühle um sie zu beschreiben und so anders, als ich sie kannte.
Er sprühte wahrscheinlich Desinfektionsmittel auf meine Wunde, da es anfing zu brennen. Ich verzog leicht mein Gesicht, weshalb er schmunzelte.
„Sowas findest du natürlich witzig", sagte ich immer noch mit dem gequälten Gesichtsausdruck.
„Ein wenig", sagte er, immer noch mit dem frechen Grinsen im Gesicht, wobei seine Grübchen zum Vorschein kamen. Wie ich sie liebte, am liebsten würde ich sie berühren, so wie seine Haare und seine Hände, einfach alles.
Sein Gesicht wurde wieder ernster, während er an einer größeren Schnittwunde ein Verband darumlegte. „Wieso bist du hierher gekommen und woher hast du die Verletzungen?", fragte er viel zu ernst, weshalb ich mal wieder nervös auf meiner Unterlippe kaute.
„Da war jemand. Ich habe Panik bekommen, da er mir nach gelaufen ist", sagte ich und hatte ein wenig Angst, dass er mir nicht glaubte.
Wenn das sein Haus war, dann hatte ich ihn schon vor einigen Wochen hier gesehen. Dann war er es mit der Zigarette.
„Wer war es?"
„Ich weiß es nicht", sagte ich und merkte wie ernst es eigentlich war. Beinahe hätte ich es nicht mehr geschafft.
„Und was hättest du gemacht, wenn nicht ich, sondern ein alter Pädophiler sack hier gewohnt hätte?", sagte er ernst und und säuberte nun die kleinen Wunden.„Ich kannte das Haus, da denke ich nicht das ein "alter Pädophiler Sack" hier wohnt", sagte ich und musste bei diesem Wort ein wenig lachen. Auch er lachte über seine Wortwahl und die Stimmung lockerte sich ein wenig.
„Ich hatte Angst", flüsterte ich und seine Augen tragen wieder auf meine.
„Wenn du willst, kannst du heute hier übernachten. Aber morgen bist du wieder weg", sagte er und brachte das Verbandszeug weg. Die letzten Worte waren ein wenig harsch, doch ich bin ihm dankbar für seine Hilfe und für sein Angebot, doch ich denke ich würde ihn nur stören.„Ich denke ich sollte besser gehen."
„Nichts da. Du gehst nicht alleine und ich bin zu müde um dich noch nach Hause zu bringen", erwiderte er und lief zum Ofen.„Ich werde dich auch versuchen nicht zu nerven oder zu stören. Und ich werde dich auch keine lästigen Fragen fragen."
„Oben links ist das Bad. Wenn du willst kannst du duschen gehen, pass aber auf dein Bein auf. Ich gebe dir gleich Klamotten", sagte er nur darauf und ohne mich anzusehen. Ich nickte, obwohl er es nicht sehen konnte und lief die Holztreppe rauf. Im Bad zog ich mich aus. Meinen dreckigen Rock und meine anderen Sachen legte ich auf einen Haufen und stieg unter die Dusche.
Als ich fertig war, nahm ich mir ein Handtuch und Wickelte es mir um. Ich öffnete die Tür und betrat das Schlafzimmer, zu welchem das Bad führte.
„Ich bin fertig", sagte ich zaghaft und schaute auf seinen Rücken. Er drehte sich um und schaute mich kurz an. Seine Blicke waren mir keineswegs unangenehm, wie es bei anderen vielleicht wäre. Doch ich merkte dennoch, wie mir leicht Röte ins Gesicht stieg.
„Hier", sagte er und reichte mir eine dunkle Jogginghose mit einem grauen Pullover.
Als ich ihm die Sachen entgegen nahm, berührten sich unsere Hände wieder und ich hatte das Gefühl, die Welt würde für einen Moment still stehen. Doch er war der erste, der diesem intensiven Blickkontakt unterbrach und sich umdrehte.„Ich bin unten", sagte er nur kurz ab und lief eilig die Treppe runter. Auch ich drehte mich um und ging wieder ins Bad. Ich zog mich an und föhnte mir die Haare ein wenig trockener.
Zwar waren die Klamotten ein wenig zu groß, doch sie waren warm und kuschelig und sie rochen fantastisch. Langsam lief ich die Treppe runter. Er saß in einem Sessel vor dem Feuer und schaute gedankenverloren hinein.
Da er mich noch nicht bemerkt hatte und ich ihn nicht stören wollte, drehte ich mich auf der Treppe wieder um.
„Du darfst dich ruhig hier hin setzten", sagte er ohne seinen Blick vom Feuer zunehmen. Ich fragte mich, wie er mich bemerkt hatte, immerhin habe ich keinen mucks von mir gegeben.
Auch weiterhin ohne ein Wort von mir zugeben, lief ich langsam auf ihn zu und setzte mich auf den weichen Teppich davor.Ich merkte immer wieder wie meine Augen zufielen und durch diese angenehme Wärme und das knacken des Feuers, wurde ich noch müder. Ich schloss meine Augen einfach und verschwendete keinen Gedanken mehr, an das was passiert war. Ich dachte nicht mehr an diese Gestalt, die mir gefolgt war und ich dachte nicht mehr an die Wunden, die noch immer weh taten.
Das einzige woran ich dachte waren diese Grünen Augen.
Und das einzige was ich spürte, waren seine warmen Hände die mich hochhoben.
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Remember me
Fanfiction„Bleib von mir fern", hauchte er in mein Ohr und ging an mir vorbei. „Ich kann nicht", flüsterte ich und hielt ihn am Ärmel seiner Jacke zurück. „Du wirst verletzt werden." „Nichts kann mich mehr verletzten, als deine Abwesenheit." Als Emily nach...