Kapitel 15

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„Emily was machst du denn hier? Du hast doch frei!", rief Dan als ich die Tür betrat und in sein verdutztes Gesicht schaute.
„Ich musste kurz mal raus. Ich saß den ganzen Tag im Haus, da dachte ich mir, ich helfe meinem besten Freund mal ein wenig."
„Zuvorkommend wie eh und je", grinste er und hob seine Hand einladend. Er deutete auf einer der Barhocker, an dem ich mich setzte. „Eher eigennützig", gestand ich, doch Dan nahm es mir keines falls übel. Allerdings schaute er mir kurz in die Augen bevor er, einen Becher mit heißer Schokolade füllte. „Erzähl es mir Emy."

Müde legte ich meinen Kopf in die Hände. So genau wusste ich es auch nicht. Ich wollte zum Teil nicht alleine bleiben, zum anderen Teil fühlte es sich unwohl an zuhause zu sein. Ich fühlte mich unwillkommen und fruchtbar einsam. Manchmal sosehr das ich an meiner bloßen Existenz zweifelte.
„Gestern wurde mir plötzlich schwindelig, als hätte ich Alkohol getrunken und war gleichzeitig ganz müde. Es war als wenn jegliche Kraft, aus meinem Körper entnommen wurde. Mir ist noch immer kalt, obwohl draußen die Sonne scheint und ich bin erschöpft, kann aber dennoch nicht schlafen", erzählte ich Dan, der mir besorgt zuhörte.

„Emy, warst du schon zum Arzt?" Ich schüttelte den Kopf und schloss für einem Moment die Augen. Ich sollte vielleicht nochmal hin. „Nimmst du Medikamente?", fragte er, weshalb ich meine Augen wieder öffnete und nickte. Momentan sind es noch ein paar. Welche gegen schmerzen, welche zum stärken, welche zum aufbauen, und so weiter und so fort. „Vielleicht verträgst du einige nicht, oder die Dosis war zu hoch. Isst du regelmäßig?"
„Mal mehr, mal weniger. Es kommt auf die Schmerzen an, schätze ich. Habe ich einen guten Tag, esse ich mehr als James. An dem Tag hatte ich wohl kaum gegessen. Ich erinnere mich kaum."

Dan nickte nachdenklich, bevor er dann motiviert seine Lippen nach oben zog. „Erzähl mir von den anderen Tagen, deinen Freunden. Wie war es gestern auf der Party, bevor es dir schlecht ging?" Er stellte den Becher, den er gefüllt hatte, vor mich und machte noch ein. Der Becher war viel zu heiß für meine kalten Hände, dass ich ihn kaum berühren konnte.
„Ich hab mit ihm gesprochen", sagte ich nur und schaute auf die braune Flüssigkeit vor mir. Heiße Schokolade war an kalten Tagen, wie ein Eis im Sommer. Perfekt.
„Mit ihm?", fragte Dan und zeigte wissend auf Tisch Nummer vier. Ich brauchte nicht einmal aufzuschauen um zu wissen, dass er dort hinzeigte und nickte. In mir kam wieder dieses kalte Gefühl, dass in mir Eiszeiten versetzte.

„Was hat er gesagt?", fragte Dan vorsichtig, als wenn er alles bereits wüsste. Als könnte er die Kälte ebenso spüren. „Er hat mir geholfen, als ich draußen umgekippt bin und hat mich danach nach Hause gebracht", sagte ich am Ende hin leicht lächelnd. Er war wirklich nett gewesen. Er hätte mich auch fallen, oder alleine sitzen lassen können, aber nichts des gleichen geschah. „Ich durfte ihn dagegen stellen, die er mit Wahrheit oder Lüge beantwortet hat. Manche Antworten waren überraschend und andere verwirrend."

„Du magst ihn, nicht wahr?"
„Ja", sagte ich und blickte hoch zu Dan. „Ich mag ihn." Und ich weiß nicht, wie sehr. Ich weiß nicht, wie ich ihn mag und ich kann es auch noch nicht einschätzen.

„Wo war James?", fragte Dan und widmete sich nun seinem Becher.
„Er wusste es nicht. Er wollte mich eigentlich auch nicht alleine lassen, doch ich sagte ihm, es sei okay."
„War er sauer?"
„Er hatte getrunken, nachdem ich weg war. Abends kam er nach Hause, aber er war relativ ruhig. Er hat nur die Blumen meiner Mutter zerstört. Aber ich schätze, das wird sie nicht einmal bemerken", sagte ich und dachte daran, wie anhänglich er war. Als müsste er mich festhalten, damit ich nicht weglaufe.

„Und wie war dein Abend so?", fragte ich Dan nun wieder lächelnd, denn heute hatten wir wirklich genug von mir gesprochen.
Er fing auch sofort an zu grinsen und hatte ein breites Lächeln im Gesicht.

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