Kapitel 49

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,Du solltest schlafen gehen', sagte James mir, als wir im Schlafzimmer stehen und das der letzte Raum des Hauses ist, welches wir uns anschauen. Ich schaue auf das Doppelbett, welches frisch bezogen ist und stelle fest, dass es auch hier sehr schön ist. Das Zimmer ist cremefarben mit dunkelroten Akzenten eingerichtet und das Bett sieht sehr weich und bequem aus.

,Du musst den Jetlag loswerden, sonst bist du am Tag ganz müde', sagt er und stellt einen der Koffer neben das Bett. Ich nicke, packe den Koffer noch schnell aus, was James mir gleich tut und nehme mir danach Schlafsachen und die Bettdecke, um damit ins Wohnzimmer zu gehen.
,Was machst du da?', fragt er irritiert und deutet auf die Sachen in meiner Hand.
,Ich werde unten auf dem Sofa schlafen.'
,Nein, brauchst du nicht, ich kann...'
,Nein, schon in Ordnung, ich gehe', unterbreche ich ihn und gehe ohne auf James zu achten, die Holztreppe nach unten in das Wohnzimmer. Ich könnte nicht im gleichen Bett liegen, wie James, auch wenn es eines Tages so weit sein sollte. Vielleicht werde ich irgendwann so abgestumpft sein, dass es mir egal wird. Doch jetzt schaffe ich das noch nicht und ich will das auch nicht. Ich brauche abstand.

Neben einen Mann liegen, der mich um mein Glück gebracht hat. Der die letzten schönen Monate mit Harry zunichte macht und mich zwingt mein Leben aufzugeben. Nein, ich könnte es nicht.

Ich bin noch nicht müde, aber er hat recht. Ich lege die Bettdecke auf das Sofa, schnappe mir die Klamotten und ziehe mich damit im Badezimmer um. Es ist schwarz und weiß eingerichtet. Alles ist ziemlich neu und Duschgel und Shampoo stehen bereits in der Dusche. Weiche schwarze Handtücher hängen am Waschbecken und auf dem grauen Boden liegt ein weicher weißer Teppich. Der Boden wärmt meine nackten Füße, weshalb ich von Fußbodenheizung ausgehe.

Im Bad wasche ich mir erstmal mein Gesicht, an welchem noch ein wenig Dreck ist. Dreck von diesem Boden, auf dem sie Harry gedrückt haben und ihn verletzten. Dreck von diesem Ort, an dem sie uns getrennt hatten.

Und wieder holt mich eine Welle von Trauer ein. Ich ziehe mich um, doch ständig laufen mir Tränen übers Gesicht. Auch als ich durch die Tür trete, habe ich das Gefühl die Bilder würden mir entgegen kommen. Ich muss hier raus und das dringend.

Ich stehe kurz vor einen heulkrampf, kämpfe zwanghaft mit den Tränen, nehme ich mir den Schlüssel, den James auf die Kommode gelegt hat und schließe mit zitternden Händen auf. Frische Luft weht mir entgegen und ich lasse die Tür hinter mir ins Schloss fallen. Mir egal was James jetzt denke mag, ich brauche abstand. Abstand von ihm, seiner Vorstellung und den Bildern die nichts mehr bedeuteten. Wir alle haben uns verändert, auch ich. Egal was sich James von mir wünscht, ich könnte es ihm nicht geben.

Ich laufe, gehe direkt auf den Strand zu und da ich barfuß bin, kann ich direkt den Sand zwischen meinen Zehen spüren. Als ich dann wirklich vor dem Meer stehe, lasse ich mich auf den Sand plumpsen und schaue einfach nur auf das Meer hinaus. Meine Atmung geht noch immer hektisch und ich versuche mich auf einen einzigen Punkt zu konzentrieren, blinzle nicht einmal, bis ich einen komplette Ausraster bekommen. Wütend trete ich den Sand vor mir weg, schreie, schlage auf den Boden, bis ich nicht mehr kann und mir alles schmerzt.

Dann lasse ich mich auf den Rücken fallen, wälze mich, da mich der Schmerz mitten ins Herz trifft. Ich ziehe meine Beine an, mein Körper verkrampft sich völlig und bitterliche Schluchzer verlassen meine Kehle. Ich weine und kreische, habe mich nicht mehr unter Kontrolle. Ich bin ein Nervenbündel, Psychisch am Boden. Würde mich so jemand sehen oder hören, er würde sich nicht einmal in meine Nähe trauen.

Meine Gedanken drehe sich allein um Harry. Mehr muss ich nicht sagen, ich denke nicht einmal daran wie wundervoll er ist, oder daran das ich ihn nie wieder sehen werde, sonder einfach nur weil in meinen Gedanken sein Name steht. Ich denke nicht einmal an Situationen, ich spüre einfach nur diesen grauenvollen Schmerz und daran das ich nicht mehr möchte. Egal wie schön diese Haus auch sein mag und wie nett James auch sein wird, ich könnte nichts von alldem annehmen oder als gut empfinden. Es wird lediglich ein okay sein, wenn es irgendwann besser werden sollte. Ein okay, welches sagt, es ist mir egal, denn alles ist mir egal.

Remember meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt