Kapitel 8

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„Emy? Was machst du denn hier?", fragte einer der Jungs leise, der gerade einem anderen, schmächtigen Schüler am Kragen packte. Augenblicklich wurde er blass, während seine Miene betreten wirkte. „Was ich hier mache? Was macht ihr hier?", fragte ich zum zweiten Mal heute fassungslos und ging auf den Schubskreis zu, der sich um den schmächtigen Jungen gebildet hatte. Die anderen Jungs machten einen Schritt zurück und schauten sich gegenseitig ratlos an. „Was wollt ihr darstellen huh? Badboys oder harte Kerle?", fragte ich erzürnt und kniete mich vor dem verletzten Jungen hin. Er blutete stark aus der Nase und hatte schmerzen.

„Kannst du aufstehen?", fragte ich ihn besorgt, woraufhin er leicht nickte. Er wirkte völlig abwesend und benommen, während er mich mit glasigen Augen anschaute. Ich stützte ihn, doch er war ein wenig schwer. Ich selbst war noch am Kräfte sammeln und auch wenn er schmal gebaut war, wog er durch seine Größe einiges mehr als ich.

„Ich mach das", sagte der blonde Junge, doch ich schaute ihn misstrauisch an. „Nein lass nur. Ich schaff das schon", sagte ich mit einer ungewohnte Härte in der Stimme und zog mit ihm weiter.
„Emily sei nicht stur. Er ist viel zu schwer."
„Das hättest du dir vorher überlegen sollen", erwiderte ich und merkte nun bei jedem Schritt mehr, wie auch meine Kraft gänzlich schwanden. „Ist schon okay", sagte auf einmal der Junge neben mir und wandte sich zu dem Kerl neben uns. Ich ließ widerwillig von ihm ab und schaute zu, wie der Blonde nun den Arm des anderen um seine Schulter legte. Wir liefen schweigend zum Klassenzimmer und die ganze Zeit suchte ich in meinem Gedächtnis nach dem Namen des blonden.

~„Wir haben einen neuen in der Klasse."
„Ich hab gehört, dass er ein richtiger Streber ist."
„Wahrscheinlich ist er ein richtiges Muttersöhnchen."
„Und bestimmt hat er auch noch nie eine Freundin gehabt, oder ein Mädchen geküsst."
Hörte ich es von allen Seiten reden. Ich schaute nach rechts und blickte zu ihm. Er saß ganz alleine am Fenster und schaute hinaus. Seine blonden Haare schimmerten beinahe weiß in der Sonne und eine dunkelbraune Brille zierte seine Nase. Er wirkte einsam, während seine Augen über den Pausenhof wanderte und  versuchte, die anderen auszublenden. Ich konnte mir diese ganzen Lästereien und dieses dumme Geschwafel nicht mehr anhören und stand auf, um zu ihm zu gehen. Es war mir egal, dass alle uns nun anschauten. Sie sollten aufhören zu urteilen, wenn sie ihn nicht kannten.

„Darf ich mich zu dir setzen?", fragte ich und sein Blick wanderte nun vom Pausenhof zu mir. Er nickte schüchtern und schaute auf seine Finger. Er machte sich klein und es wirkte, als wenn er Angst vor mir hätte.

Ich mochte ihn irgendwie, obwohl ich ihn nicht kannte. Ich hatte das Bedürfnis ihn in meinen Arm zu nehmen, ihm zu zeigen, dass er nicht alleine ist. Doch ich würde ihm Angst machen, immerhin kennen wir uns nicht und es ist bestimmt seltsam von einem fremden Mädchen umarmt zu werden.

„Ich bin Emily, aber du kannst mich ruhig Emy nennen. Und wie ist dein Name?", fragte ich kurze Zeit später um die Stille zu unterbrechen. Er schaute mir in die Augen, sagte aber nichts. Vielleicht versuchte er herauszufinden, ob ich das hier ernst meinte. Ob ich wirklich Interesse an ihm hatte und nicht nur weitere Gerüchte in die Welt setzen wollte. Ich war mir nicht sicher, ob er mir antworten würde, aber ich wollte ihn nicht alleine lassen, weshalb ich trotzdem bei ihm sitzen blieb.

„Niall", sagte er unsicher, doch hielt den Blickkontakt stand. Er trug eine Brille, durch welche mich zwei Strahlend blaue Augen musterten. Seine Blonden Haare waren leicht nach oben gekämmt, leicht verstrubbelt und sah sieht wirklich sympathisch und beinahe niedlich aus. Ich verstand nicht, warum die anderen so waren. Er war wirklich hübsch und hatte eine angenehme Stimme.

„Wenn du möchtest, kann ich dich nach der Schule mal rumführen und zum nächsten Kurs begleiten", schlug ich vor, worauf er leicht lächelte.
„Das wäre nett Emy."~

Remember meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt