Kapitel 1

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,,Ich habe es Ihnen doch schon gesagt,Monsieur Dupont hat keine Zeit für eine Unterhaltung.'' Die blonde,perfekt gestylte Frau hinter dem Empfangstresen der Reederei schüttelte seufzend den Kopf und deutete nach links. Dort saß auf einer langen Reihe von Stühlen gut ein halbes Dutzend elegant gekleideter Männer und Frauen wie die Hühner auf der Stange. ,,Heute finden Vorstellungsgespräche statt. Sehen Sie, all diese Bewerber warten daruf, dass Moniseur Dupont sie in sein Büro bittet. Wenn sie also nicht zufällig Rechtsanwältin mit erstklassigen Referenzen und auf der Suche nach einer Anstellung sind, kann ich leider....''

,,Das bin ich!'', stieß Adrianne Diderot aufgeregter hervor. ,,Ich....ich habe Jura studiert. In London. Und ich habe derzeit keine feste Anstellung.''

Die Blonde kniff die Augen zusammen. ,,Aber sie sagten doch eben Sie wollen Moniseur Dupont in einer dringenden persönlichen Angelegenheiten sprechen.''

''Ich wollte halt ein bisschen aus der Masse hervorstechen.'' Adrienne zwickerte. ,,Sie verstehen?''

,,Und deshalb rufen Sie schon seit Tagen an und bitten immer wieder um einen Termin bei Moniseur Deupot?''

,,Genau.''

,,Und Ihre Bewerbungsunterlagen? Haben Sie die auch dabei?''

Adrienne reagierte gedankenschnell und hob ihre Laptoptasche hoch. ,,Natürlich. Ist alles da drauf.''

,,Dennoch....'' Die Empfangsdame schütelte den Kopf. ,,Ich muss mich an den Ablauf halten und...''

In dem Moment wurde die breite Tür neben dem Tresen aufgerissen, und eine ältere, perfekt gekleidete Frau stürtze aus dem dahinterliegenden Raum - hastig und in Tränen aufgelöst. Orientierungslos blickte sie sich um, fand den Ausgang und stürmte darauf zu. Die anderen Bewerber starrten ihr nach. Einige wirkten erschrocken, andere mitleidsvoll, und wieder andere konnten eine gehörige Portion Schadensfreude nicht verbergen.

Aufgeregtes Getuschel entbannte.

Adrienne runzelte die Stirn. Einen Moment lang kam sie sich vor wie in einem schlechten Film. Dass eine Bewerberin weinend aus dem Büro des Stellenanbieters gerannt kam, war ihr bisher auch noch nicht untergekommen. Gleichzeitig wundert es sie gar nicht mal so sehr. Im Grunde hatte sie nichts anderes von Lucien Dupont erwartet.

Dem Mann, wegen sie hier war.

Dem Mann, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, ihre Familie in den Ruin zu stürzen.

Schicksalstage in Monaco *Abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt