Kapitel 22

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,,Ich habe auf dich gewartet.'' Die Stimme ihres Vaters duchbrach die abendliche Stille, als Adrienne ihr Elternhaus betrat. Sie hängte ihren Blazer an die Garderobe, legte ihre Handtasche ab und schlüpfte aus ihren Schuhen. Dann atmete sie tief durch. ,,Und warum?'', fragte sie, ohne ihren VAter anzublicken. ,,Um mir erneut eine Predigt zu halten?'' Das Hochgefühl, das sie verspürt hatte, als sie nach der Unterhaltung mit Lucien das Restaurant verließ, war inzwischen beinahe gänzlich verschwunden. Je weiter sie sich in ihrem Wagen der Villa ihrer Eltern genähert hatte, umso mehr hatte sie sich gefragt, wie sie das alles ihrem Vater beibringen sollte.

Und dabei hatte sie doch wirklich viel erreicht! Sicher, sie war eigentlich nie wirklich gewillt gewesen, für Lucien Dupont zu arbeiten. Doch dem, was er ihr schließlich vorschlug, hatte sie einfach nicht wiederstehen können: Abgesehen von einer hohen Spende für die stark angeschlagene Wohltätigkeitsorganisation ihre Mutter bot er ihr an, die Reederei ihres Vaters in Ruhe zu lassen, sofern sie mindestens zwei Monate für ihn arbeitete. Genau das hatte sie sich doch gewünscht, das war ihr Ziel gewesen. Und diese zwei Monate als seine Angestellte waren nun wirklich kein großer Preis dafür - oder?

Doch wenn sie ehrlich zu sich selbst sein wollte, war sie sich da gar nocht so sicher. Und das lag nicht einmal an ihren Befürchtungen, für einen Mann zu arbeiten, der geschäftlich über Leichen ging. Nein, es reizte sie sogar. Es reizte sie, zu sehen, ob er tatsächlich so war, wie sie ihn sich vorstellte - und ob sie ihn vielleicht auf den rechten Weg bringen konnte. Und genau da lag der Hase im Pfeffer: Der Wunsch, ihn zu ändern, ihn zu einem besseren Menschen zu machen, zeigte doch nur, wie groß ihr Interesse an ihm wirklich war. Und das bereitete ihr Angst. Das und die Tatsache, wie stark ihr Körper auf ihn reagierte, wenn sie ihn sah.

Jean - Michel Diderot schüttelte den Kopf. ,,Das habe ich nicht vor'', sagte er zu ihrer Überraschung und wandte sich ab. ,,Bitte komm mit. Ich habe dir etwas zu sagen.'' Stirnrunzelnd folgte sie ihrem Vater in die Küche. Was war los mit ihm?


Schicksalstage in Monaco *Abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt