Kapitel 32

1.8K 100 1
                                    

Lucien war gerade in eine Akte vertieft, die sein Bruder ihm am Morgen hatte bringen lassen, als plötzlich die Tür zu seinem Büro aufgestoßen wurde. Unwillig runzelte er die Stirn. ,,Ich habe doch gesagt, dass ich nicht gestört werden will, Natalie'', sagte er, ohne aufzublicken. Es war normalerweise gar nicht die Art seiner Sekretärin, einfach den Raum zu betreten, wenn er darum gebeten hatte, in Ruhe gelassen zu werden.

,,Es tut mir sehr leid, Monsieur Dupont, aber Mademoiselle Diderot bestand darauf...'' ,,Ich käre das schon selbst, Nathalie'', fiel Adrienne ihr ins Wort. ,,Vielen Dank.'' Lucien blickte auf und blinzelte überrascht, als er seine neue Anwältin erblickte. ,,Was....?'' Sie lächelte, als sie seine Verwirrung bemerkte. Mit einer Hand strich sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr, die sich aus ihrem lockeren Zopf gelöst hatte. Dann blickte sie - immer noch lächelnd - an sich herunter. Der Unterschied zwischen der Frau, die gerade vor ihm stand, und der, die er gestern Nachmittag zum letzten Mal gesehen hatte, war unglaublich. Sie trug eine khakifarbene Cargohose und ein schlichtes schwarzes Tanktop, dazu derbe Wanderstiefel. Wenn er sie in diesem Aufzug zum ersten Mal gesehen hätte, er wäre nie auf die Idee gekommen, eine Juristin vor sich zu haben. Eine Umweltaktivistin vielleicht oder eine Biologin, aber doch keine vertrocknete Büropflanze! Nicht das sie in den Outfits, die sie gestern zusammen gekauft hatten, wie eine solche ausgesehen hatte. Adrienne würde vermutlich selbst in einem Jutesack noch zum Anbeißen aussehen. Was sind das für Gedanken? Bist du verrückt geworden?

,,Adrienne'', sagte er, als er seine Sprache wiedergefunden hatte. ,,Was hat das zu bedeuten?''

,,Ich bin hier, um Sie abzuholen'', entgegnete sie.

,,Abzuholen?'' Er hob eine Braue. ,,Wozu? Mir war nicht bewusst, dass wir verabredet sind.''

,,Sind wir auch nicht. Aber Sie hatten mich gebeten, Ihnen ein überzeugendes Argument zu liefern, warum Sie nicht mit Boisson zusammenarbeiten sollen.'' Sie zuckte mit den Achseln. ,,Tja und geanu das gedenke ich jetzt zu tun. Sind Sie bereit?''

,,Wie stellen Sie sich das vor? Ich habe Termine...''

,,Ich habe Nathalie, bereits gebeten, diese auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.''

Er wirkte zunächst überrumpelt, lachte aber schließlich leise auf. ,,Also schön, wenn Sie schon alles vorbereitet haben, darf ich dann wenigstens erfahren, was mich erwartet?''

,,Das werden Sie schon sehen'', entgegnete sie geheimnisvoll. ,,Mein Wagen steht draußen. Wenn wir jetzt aufbrechen, sind wir spätestens in drei Stunden zurück.''

Mit einem Seufzen ergab Lucien sich seinem Schicksal. Sie verließen das Firmengebäude und gingen über den Parkplatz zu einem dunkelgrauen SUV, den er noch nie zuvor gesehen hatte. Als er fragend eien Braue hob, lächelte sie. ,,Es ist nur ein Mietwagen'', erklärte sie. ,,Aber es passt besser zu dem, was wir vorhaben, als ihr Sportflitzer.'' Mit jedem Detail, das sie preisgab, tacuhten mehr Fragezeichen in Luciens Kopf auf. Was hatte sie mit ihm vor? Wo wollte sie mit ihm hin?

,,Sollte ich mich vielleicht auch besser umziehen?'' Sie schüttelte den Kopf. ,,Das wird nicht unbedingt notwendig sein. Besonders optimal gekleidet sind Sie für unseren kleinen Ausflug zwar nicht, aber es wird schon gehen. Und nun'', sie betätigte die Fernbedinung der Zentralverriegelung, ,,steigen Sie ein und lassen Sie sich überraschen.''

Schicksalstage in Monaco *Abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt