Als Adrienne den Hauptsitz von Groupe d'entreprises Dupont erreichte, erstrahlte das Gebäude in einem unwirklich scheinenden goldenen Glanz. Erst auf den zweiten Blick bemerkte sie die Scheinwerfer, die im Rasen vor dem Eingang eingelassen waren und für die sanfte Beleuchtung sorgten.
Es ging inzwischen auf Mitternacht zu, und abgesehen vom Nachportier, der hinter dem gläsernen Empfangstresen in der Eingangshalle saß, hielt sich vermutlich kein Mitarbeiter mehr im Gebäude auf. Keine fünf Minuten später erreichte sie die Chefetage von Groupe d'entreprises Dupont. Um zu ihrem Büro zu gelangen, musste sie ganz bis zum Ende des Korridors gehen, vorbei an Luciens Vorzimmer. Sie war nicht wenig überrascht, als sie hinter der dazugehörigen Milchglastür einen schwachen Lichtschimmer ausmachte.
Sie überlegte, ob sie hingehen sollte. Vielleicht hatte Luciens Sekretärin lediglich vergessen, ihre Schreibtischlampe auszuschalten. Während sie noch zögerte, erschien plötzlich ein größer werdener Schatten hinter der Tür, ehe diese plötzlich aufschwang.
,,Adrienne?'' Lucien blinzelte überrascht, als er sie im Korridor erblickte. ,,Es ist halb zwölf. Was hast du um diese Zeit hier verloren?'' Ihre Gedanken rasten. Was sollte sie sagen? Die Wahrheit wohl kaum. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er ihr Vorhaben, im Büro zu übernachten, gutheißen würde. Also entschied sie sich für die Flucht nach vorn, indem sie einfach das Thema wechselte.
,,Ich muss mich bei dir entschuldigen'', sagte sie.
,,Ach ja, und wofür?''
,,Es war falsch, dass ich dich vorhin auf der Gala einfach so stehen gelassen habe. Normalerweise tue ich sowas nicht, ich...'' Sie schüttelte mit den Kopf, und zuckte gleichzeitig mit den Achseln. ,,Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist. Es tut mir leid. Vor allem, wenn durch meine Schuld eine Hilfsorganisation weniger Spenden erhält...''
Lucien winkt ab. ,,Mach dir darüber keine Gedanken. Nachdem du fort warst, habe ich glücklicherweise eine junge Dame gefunden, die spontan bereit war, für dich einzuspringen. Wir haben zwar nicht so gut abgeschnitten, wie ich es mir gerhofft habe, aber immerhin hat es noch für den virten Platz gereicht.'' Er zwinkerte ihr zu. ,,Und als kleines i-Tüpfelchen habe ich dazu noch die Handynummer meiner Tanzpartnerin ergattern können.''
,,Na, dann herzlichen Glückwunsch'', sagte Adrienne, obwohl ihr nicht wirklich danach war. Sie wusste selbst nicht, warum - aber die Vorstellung, dass Lucien den Wettbewerb mit einer anderen Frau zu Ende geführt hatte, gefiel ihr ganz und gar nicht. Oder war es nur die Vorstellung, dass diese Frau ebenso verzückt in seinen Armen gelegen hatte wie sie selbst, die sie so aufwühlte? Seufenzd strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. ,,Ich gehe dann jetzt besser mal in meinem Büro...''
Sie wollte sich gerade abwenden, als er nach ihrem Handgelenk griff und sie festhielt. ,,Warte!'', sagte er, und sie spürte seinen forschenden Blick auf sich ruhen. ,,Warum bist du vorhin vor mir davongelaufen? War es wegen des Kusses?'' Adrienne vermied es, ihn anzuschauen. Sie wollte nicht, dass er sah, wie zerrissen sie innerlich war. Denn das hätte bedeutet, ihm einen zu großen Einblick in ihr Inneres zu gewähren. Und dass er wusste, wie es tief in ihr aussah, war das Letzte, was sie im Augenblick gebrauchen konnte.Sie schüttelte den Kopf. Versuchte, ruhig und gelassen zu wirken, als könnte ein kleiner Kuss sie nicht so einfach aus dem Konzept bringen. Was gelogen war, denn sie hatte sich selten in ihrem Leben aufgewühlter gefühlt als in dem Moment, in dem er ihren Mund mit seinen Lippen verschlossen hatte. Er musterte sie skeptisch. ,,Wenn es nicht der Kuss war, was dann?''
,,Ich habe mich nie besonders wohl dabei gefühlt, bei solchen Veranstaltungen im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses zu stehen'', erwiderte sie, so als würde es ihr Verhalten erklären. Aber das war natürlich nicht der wahre Grund dafür, dass sie die Gala fluchtartig verlassen hatte. Doch die Wahrheit war nichts, was sie Lucien auf die Nase binden würde. ,,Das ist alles?'' Er hob eine Braue. Dann schüttelte er den Kopf. ,,Nein, das kaufe ich dir nicht ab.''
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Schicksalstage in Monaco *Abgeschlossen*
RomanceAdrienne fühlt sich unwiederstehlich zu ihrem attraktiven Boss Lucien Dupont hingezogen. Aber sie darf sich keine tieferen Gefühle für ihn erlauben! Denn der skrupellose Geschäftsmann aus Monaco hat scheinbar nichts Geringeres im Sinn, als ihre Fami...