Kapitel 50

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Noch früh am Morgen schwirrte Adrienne der Kopf. Sie hatte sich furchtbar gefühlt, als Luciens Stiefbruder letzte Nacht in dessen Büro gestürmt war und sie in einer überaus kompromittierenden Situation vorgefunden hatte. Danach hatte sie sich hastig angezogen und war davongestürmt, ohne noch einmal mit Lucien über das zu sprechen, was vorgefallen war.

Da sie - nach alldem - nicht mehr in ihrem Büro übernachten konnte, hatte sie sich ein Zimmer in einem kleinen Hotel genommen. Doch an Schlaf war kaum zu denken gewesen. Die ganze Zeit hatte sie wach in dem großen Bett gelegen und Löcher in die Decke gestarrt. Doch das Grübeln führte nicht im Geringsten zu einem Ergebnis. Ihr kam es vor, als wäre ihr Leben von einem Tag auf den anderen vollkommen aus dem Ruder gelaufen. Was natürlich Unsinn war. Das Verhängnis hatte schon in dem Moment seinen Lauf genommen, in dem sie Lucien zum ersten Mal gegenübergetreten war.

Und nun hatte sie sich in eine Sackgasse manöviert, ohne zu wissen, wie sie wieder hinauskommen sollte. Denn zwischen ging es nicht mehr nur um die Firma ihrer Familie oder um ihren Job bei Lucien. Es ging auch darum, dass sie etwas für ihn empfand. Lange hatte sie sich gegen ihre Gefühle gesträubt, doch nun konnte sie sie nicht mehr verleugnen.

Aber wie sollte das funktionieren? Ihre Mutter verabscheute die Duponts. Und ein solches Fiasko wie damals mit Gerald wollte sie unter keinen Umständen ein weiteres Mal erleben. Nicht, dass ihre Eltern bei Lucien genauso vorgehen konnten wie damals. Bei Gerald war Geld der ausschlaggebende Faktor gewesen - etwas, von dem Lucien im Augenblick sicherlich mehr besaß als ihre Mutter und ihr Vater zusammen.

Als Gerald damals von einem Tag auf den anderen aus ihrem Leben verschwunden war, hatte es ihr regelrecht den Boden unter den Füßen weggezogen. Erfahren zu müssen, dass er sich von ihren Eltern hatte kaufen lassen.... . Trotzdem befürchtete sie, dass Madeleine Mittel und Wege finden würde, auch Lucien in die Flucht zu schlagen. Wenn es darum ging, Adrienne unstandesgemäße Verehrer zu vergraulen, war sie ungemein einfallsreich.


Adrienne war gerade dabei, sich fürs Büro fertig zu machen, als ihr Handy klingelte. Mit einem Anflug von schlechtem Gewissen las sie Bellas Namen auf dem Display. Wie lange war es her, dass sie sich zum letzten Mal bei ihrer Freundin gemeldet hatte? Zu lange. Und ihr war auch jetzt nicht wirklich danach, mit ihr zu sprechen. Dennoch nahm sie das Gespräch an.

,,Hey Süße'', sagte sie, bemüht, sich ihre innere Anspannung nicht anmerken zu lassen. Doch wie üblich durchschaute Bella sie auf Anhieb. ,,Was ist passiert?'', fragte sie. ,,Du klingst bedrückt, Liebes. Hat es etwas mit diesem Mann zu tun? Lucien?''

Adrienne unterdrückte ein Aufstöhnen. Wie konnte es möglich sein, dass ihre Freundin immer gleich den NAgel auf dem Kopf traf? Aber wenn dem schon so war, dann konnte sie auch gleich ganz offen mit Bella sprechen. Vielleicht wusste sie einen Rat. ,,Ja'', gestand sie leise. ,,Es geht um Lucien. Bella, ich... habe mit ihm geschlafen.''

Einen Moment lang herrschte Schweigen am anderen Ende der Leitung. Dann fragte Bella: ,,Das ist noch nicht alles, oder? Hast du dich in ihn verliebt?''

Kurz zögerte Adrienne, schließlich seuftze sie. ,,Was bringt es noch, um den heißen Brei herumzureden. Ja, ich glaube, ich habe mich in ihn verliebt. Er ist überhaupt nicht so, wie ich ihn zuerst eingeschätzt habe. Lucien ist ein großzügiger, warmherziger Mensch.''

,,Na, aber das ist doch wunderbar - oder nicht?''

,,Das wäre vielleicht, wenn .... Ach, Bella, Lucien ist kein Mann für eine feste Beziehung. Er hat nur lockere Affären. Ich glaube nicht, dass das, was zwischen uns gesehen ist, irgendetwas für ihn bedeutet.''

,,Hast du denn mit ihm darüber gesprochen?''

,,Nein'', musste Adrienne eingestehen. ,,Aber...''

,,Kein Aber'', fiel Bella ihr ins Wort. ,,Du musst das mit ihm klären, Süße. Vielleicht täuscht du dich ja auch in ihm, und er ist an mehr als nur einer oberflächlichen Romanze interessiert.''

Das bezweifelte Adrienne, doch Bella hatte recht - sie musste es wenigstens versuchen. Es passte gar nciht zu ihr, einfach so kampflos aufzugeben. Das hatte sie noch nie getan - und sie würde jetzt nicht damit anfangen! Beinahe ein wenig überhastet beendete sie das Gespräch mit Bella und verließ ihr Hotelzimmer. Sie hatte es plöztlich sehr eilig, ins Büro zu kommen.

Schicksalstage in Monaco *Abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt