Kapitel 21

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,,Ich weiß nicht recht....'' Sie schien nachdenklich geworden zu sein, denn ihr war deutlich anzusehen, wie sehr es hinter ihrer Stirn arbeitete. ,, Das mag zwar alles ganz nett klingen. Vor allem die Spende würde ich nur ungern ausschlagen, besonders jetzt, wo meine Mutter.....'' Sie schüttelte den Kopf. ,,Es ist bloß...''

,,Ja?''

Wieder wurden sie unterbrochen,denn das Hauptgericht wurde gebracht. Lucien hatte sich für Kalbsinvoltini mit Gnocchi entschieden - er wusste selbst nicht, warum -, aber er war sich beinahe sicher gewesen, dass Adrienne es mögen würde. Und dem kurzen Aufleuchten in ihren Augen nach zu schließen hatte er genau ins Schwarze getroffen.

,,Haben Sie schon einmal überlegt, was das für meine Familie bedeuten würde?'', sprach sie weiter. ,,Wenn ich für den Mann arbeite, dessen Reederei drauf und dran ist, das Unternehmen meiner Eltern in die Knie zu zwingen?'' Lucien unterdrückte ein Seufzen. Den Einwand hatte er befürchtet. Und deshalb hatte er sich für diesen Fall auch schon etwas zurechtgelegt. Doch noch zögerte er. Und der Grund war - wieder einmal! - Adrienne selbst. Wie sie vor ihm saß, ihn teil verschüchtert, teils irriert ansah.... Konnte er ein solches Geschöpf wirklich derart in die Irre führen? Die Sache mit dem Scheck stimmte. Er gab das Geld gerne. Er hatte sich immer schon für Menschen eingesetzt, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens standen. Und dabei war es ihm vollkommen egal, dass die Organisation von der Frau eines Konkurrenten ins Leben gerufen worden war. Das hatte nichts miteinander zu tun.

Was er Adrienne nun sagen würden, war eine Lüge. Zumindest zum Teil. Aber es musste sein. Es ging nicht anders. Nicht, wenn er seine Ziele erreichen wollte. Und dabei ging es nicht nur darum, Olivier etwas zu beweisen, sondern vor allem sich selbst.

Lucien nickte, wie um sich selbst zuzustimmen. Diese Frau vor ihm war nur ein Mittel zum Zweck, nichts weiter. Und allein schon wegen der Sache mit Christine sollte er sie auch ausschließlich als das betrachten.

,,Also gut'', sagte er. ,,Sie haben recht. Aber auch was das betrifft, kann ich Ihnen einen Vorschlag machen: Arbeiten Sie für mich. Zwei Monate zur Probe. Wenn Sie diesen Teil der Vereinbarung erfüllt haben, werde ich alles dafür tun, dass der Reederei Ihre Vaters keinerlei Schwierigkeiten mehr beschert werden. Ich verspreche, Ihre Familie in Ruhe zu lassen.'' Ungläubig sah sie ihn an. Ein Ausdruck der Hoffnung legte sich auf ihr Gesicht - und verstärkte Luciens schlechtes Gewissen dadurch nur noch mehr. ,,Ist das Ihr ernst?'', fragte sie.

,,Nehmen Sie den Scheck als Zeichen Ihrer Zustimmung. Dann lege ich Ihnen morgen früh einen hieb - und stichfesten Vertrag vor.'' Einen Augenblick lang zögerte sie noch. Wieder konnte Lucien sehen, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete. Der Anblick faszinierte ihn. Nach einer Weile trank sie noch einen Schluck Champagner. Sie stellte das Glas wieder ab, wobei sie Lucien fest in die Augen blickte. Schließlich nickte sie und nahm den Scheck an sich. Lucien hielt den Atem an. Die Würfel waren gefallen.

Schicksalstage in Monaco *Abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt