One less lonely Girl

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Part 7

Justin stöhnte genervt auf, raufte sich die Haare und ging sauer zurück zu Pattie, Scooter und Ryan Good. Sofort begann Pattie auf ihn einzureden, aber er gestikulierte nur wild und schien sich aufzuregen. Unschlüssig stand ich entfernt von der kleinen Gruppe. Scooter nickte mir zu und wir gingen durch das große Eingangstor direkt in das kunterbunte, laute und kitschige Disneyland. Ich hielt mich vorsichtshalber ca. fünf Meter hinter Justin, Scooter, Ryan und Pattie. Ein paar Mädels entdeckten Justin und rannten kreischend auf ihn zu. Stumm beobachtete ich, wie immer mehr Menschen auf ihn zukamen, ihn umarmten, abknutschten und Fotos von ihm machten. Pattie lächelte mich an und winkte mich zu sich.

Mit zusammengekniffenen Lippen drehte ich ihr den Rücken zu. Ich wollte nicht mit ihr reden. Ich wollte nicht in Disneyland herumlaufen. Ich wollte mich zu Hause in mein Bett legen und schlafen. Justin war ziemlich beschäftigt mit seinen Fans, also kamen wir nur langsam voran. Bei der großen Bühne angekommen, verschwand ich mit Pattie, Scooter, Ryan und Justin im Backstagebereich wo Justins Garderobe war. Eine geschäftig aussehende Frau mit wilden blonden Locken drückte Justin ein blaues Jackett mit großen Knöpfen in die Hand und redete mit einem echt abartigen Dialekt auf ihn ein. Ich ließ mich auf einen der roten Sessel in der Ecke plumpsen und beobachtete mit mürrischem Gesicht wie Justin sich umzog und sein Mikrofon befestigte. Ein wenig später war die Blondine wieder verschwunden und es kehrte Ruhe ein. Pattie ging mit Scooter zurück zur Bühne und Ryan hatte begonnen leise zu telefonieren. Justin sang sich kurz ein und ging Tanzschritte durch. Immer wieder wanderte sein Blick zu mir. Ich hatte die Arme verschränkt und meinen Blick an die Wand gegenüber von mir geheftet.

„Love, du kannst mit Ryan in die erste Reihe. Ich hab dir eine Karte reserviert.“, sagte Justin auf einmal in die Stille hinein. „Ich will aber nicht.“, giftete ich los. Justin verzog enttäuscht das Gesicht. „Bitte… du warst erst einmal bei einem von meinen Konzerten… Und das hier dauert nur ungefähr eine halbe Stunde, so lange musst du meine Stimme also nicht mal ertragen…“ Er drehte sich um damit ich seinen verletzten Blick nicht sehen konnte. Dennoch wusste ich, dass ich ihn schwer getroffen hatte. Meine Stimme klang trotzdem nicht sanft und mitleidig, sondern kalt und hart: „Das ist mir scheiß egal. Dieses eine Mal hat mir vollkommen gereicht. Ich bleibe hier und warte, bis du fertig bist. Schenk die beschissene Karte doch irgendeinem von deinen Believers.“ „Beliebers.“, verbesserte mich Justin leise und ging aus der Garderobe. Meine Karte lag noch auf seinem Stuhl. Von draußen hörte ich den Soundcheck und das Kreischen der Fans.

Nur zu gut erinnerte ich mich an das letzte Konzert, auf dem ich gewesen war. Es war im Madison Square Garden gewesen, ich hatte Justin zugesehen. Die ersten Minuten waren gut verlaufen, bis das Lied One Less Lonely Girl kam und… Ich kniff die Augen zusammen verkrampfte meine Hände um die Gedanken aus meinem Kopf zu vertreiben. Unschlüssig stand ich auf und nahm meine Karte in die Hand. „Disneyland – Justin Bieber live. V.I.P. Pass.“, stand in goldenen Buchstaben darauf. Ich zog die Nase hoch und hörte gedämpft die Musik von All around the World. Ohne weiter nachzudenken, griff ich nach der Karte und öffnete die Türe der Garderobe. Dann lief ich mit großen Schritten den Gang entlang. Immer der Musik entgegen. Nicht nachdenken. Je näher ich der Musik kam, umso mehr Menschen kamen mir entgegen. Sie rempelten mich an, murmelten etwas in ihre Handys und notierten sich irgendetwas Wichtiges. Keiner hatte auch nur einen Blick für mich übrig. Gut so. Ich ging weiter. Kurz darauf gelangte ich zum Nebeneingang, der zur Bühne führte. Die Musik war hier ohrenbetäubend laut, genau wie das Schreien der Fans. Ich gab mir einen Ruck und öffnete die Türe.

Dann wurde mir schlecht. Vor mir waren unzählige Fans. Ich hatte das Gefühl, gleich taub zu werden. Benommen zeigte ich einem Security meine Karte und ließ mich zu meinem Platz schieben. Ich presste mich zwischen den vielen Menschen durch bis ich meinen Platz erreicht hatte. Ich stand jetzt direkt vor der Bühne. Ein paar Meter von mir entfernt tanzte Justin und sang sich die Seele aus dem Leib. Mir wurde schwindelig. Atmen. Einatmen, ausatmen…. Ich schnappte gierig nach Luft. Ellbogen rammten sich in meine Seite, fremde Füße trampelten auf meinen Schuhen und die Mädchen neben mir kreischten mir ins Ohr. Verkrampft versuchte ich, mein Gleichgewicht zu halten. Bilder drängten sich in meinen Kopf. Erinnerungen kamen hoch. „One less lonely Girl….“ Justins Stimme. Damals war er gerade mal sechzehn gewesen. Die Konzertkarte war ein Geschenk zu meinem 15. Geburtstag gewesen. Schon damals waren wir beste Freunde gewesen. Das Konzert war unglaublich gewesen… Und ich war so stolz auf ihn…. Alles war perfekt bis zu diesem einen Lied. One less lonely Girl. 

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