Packen

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Part 22

„Hier ist nicht mal Platz für ein zweites Bett“, Justin zog die Augenbrauen zusammen.

„Sorry, dass ich nicht mit einem Kind gerechnet habe, als ich die Wohnung gekauft hab.“, gab ich schnippisch zurück. „Elyas kann doch auf der Couch schlafen.“

 „Ich verstehe wirklich nicht, wieso du Elyas nicht deinen Eltern geben willst. Sie sind älter als wir, haben mehr Erfahrung. Du magst Kinder doch nicht mal besonders.“, warf Justin ein und nahm mir die Kanne aus der Hand. „Honey, du hast doch keine Ahnung was es heißt, ein Kind aufzuziehen.“

Erbost starrte ich zu ihm hoch. „Na und?! Dann lerne ich halt den richtigen Umgang mit Kindern. Aber ich lasse auf keinen Fall zu, dass mein Neffe zu diesen kontrollsüchtigen, abgehobenen, reichen Schnöseln kommt!!“ Meine Stimme war laut und kalt geworden, und Justin warf mir einen überraschten Blick zu.

„Hmm, na gut.“, gab er schließlich bei „Dann kommt Elyas halt zu dir. Aber hier könnt ihr nicht wohnen. Such dir ein richtiges, großes Apartment. Du hast doch jetzt genug Geld. Ich kapier sowieso nicht, wie du es so lange hier drin ausgehalten hast.“

Ich zuckte die Schultern. „Mir gefällt es hier. Ich brauch nicht viel Platz.“

„Jetzt aber schon. Bis wir ein passendes Apartment gefunden haben, können Elyas und du zu mir ziehen.“, Justin grinste mich an.

„Zu dir?!“, rief ich „Woah, geil, ich war noch nie bei dir seit du die Villa gekauft hast!“

„Eigentlich könnten wir sofort losfahren. Die Putzkräfte haben alles während meiner Tour instand gehalten. Was hältst du davon?“, fragte Justin während er das dreckige Geschirr aufräumte. 

„Oh mein Gott, wie geil wär das denn!“, kreischte ich und sprang ihm von hinten auf den Rücken. Lachend richtete er sich auf und stützte meine Oberschenkel mit seinen Unterarmen ab.

„Geh runter, du Verrückte!“

„Niemals!“, rief ich kichernd und klammerte mich an seinen Schultern fest.

„Ach ja?!“, Justins Stimme nahm einen bedrohlichen Ton an „Dann muss ich wohl nachhelfen.“  

Ich begann hysterisch zu lachen als Justin mit mir auf den Schultern aufs Sofa zu rann.

„Justiiiiin!“, quietschte ich, kurz bevor er sich nach hinten fallen ließ und mit seinem ganzen Gewicht auf mich plumpste. Ich lag flach auf dem Rücken auf der Couch, Justins Schulter in mein Gesicht gedrückt und hatte schon Bauchschmerzen vor Lachen.

„Ich ersticke“, japste ich als Justin nach einigen Augenblicken immer noch nicht von mir runterging. Mit Händen und Füßen versuchte ich verbissen, ihn von mir wegzudrücken, aber da er nicht nur viel größer als ich sondern auch noch unglaublich muskulös war, schaffte ich es nicht.

„Bin ich dir zu schwer, Darling?“, grinste er nur und machte es sich auf mir bequem wie auf einem Bett.

„Kaum.“, presste ich mit ironischem Unterton heraus. Justin lachte laut auf und rollte sich endlich von mir runter.

„Also echt, von einer Stuntfrau mit Nahkampferfahrung hätte ich jetzt mehr als diese Kleinmädchenhiebe erwartet.“, feixte er und boxte mir spielerisch vor die Brust. Ich erwiderte den freundschaftlichen Schlag und stand auf.

„Hilfst du mir Packen, Dude?“, ich schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.

„Dir immer.“, Justin hob anzüglich die Augenbrauen und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.

Es dauerte nicht lange, meine ganzen Sachen in große Sporttaschen zu stopfen. Mehr als die Hälfte meiner Privaten Ansammlungen ließ ich zurück.

„Ich werde die Wohnung erst mal nicht vermieten, sondern behalten. Wer weiß, wozu die noch gut sein kann. Vielleicht für eine Party oder wenn jemand von meinen Freunden spontan was neues zum Wohnen braucht.“, erklärte ich grinsend, als Justin verwirrt auf meine komplett eingerichtete Küche schaute.

„Ich hab Klamotten und ein paar persönliche Sachen dabei. Mehr brauche ich nicht. Neue Möbel und das ganze Zeug kaufe ich nach.“

„Auch gut.“, erwiderte Justin und legte mir schelmisch den Arm um die Schultern. „Die Hälfte von deinem Kram stinkt sowieso zum  Himmel oder ist fast kaputt.“  

„He!“, protestierte ich und verzog das Gesicht. „Reiß dich zusammen. Noch wohnst du bei mir.“

„Nicht mehr lange.“, grinste Jus und öffnete die Haustüre.

Nach einem letzten Blick in mein Chaos, welches sich ironischer weise mal ZUHAUSE genannt hatte, schnappte ich mir die letzte Sporttasche und hastete hinter Justin die Treppe hinunter zu seinem Auto. 

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