Wieder versöhnt

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Part 18

„Tut mir leid. Das war nicht so gemeint.“, seufzte Justin und lenkte in die dunkle Seitenstraße ein, in der mein Wohnblock war. Ich starrte schweigend in die Nacht und kämpfte krampfhaft gegen meine Tränen an. „Oh Mann.“, murmelte Justin nach ein paar Minuten. „Ich mach mir doch nur Sorgen…“ „Halt dich in Zukunft einfach aus meinem Leben raus, okay?“, meine Stimme zitterte verdächtig aber ich schaffte es, sie halbwegs kühl klingen zu lassen. Justin antwortete nicht. Der Wagen hielt und ich riss die Türe auf. Draußen atmete ich tief die kalte Nachtluft ein. Justin sperrte das Auto zu und schlurfte in den Wohnblock der von der Dunkelheit fast verschluckt war. Ich ging ihm zögernd hinterher und schleppte mich erledigt die Treppen hoch. In meiner Wohnung angekommen schmiss ich mich samt Klamotten aufs Bett und vergrub das Gesicht in den Kissen. Justin verschwand in mit einer Dose Bier im Wohnzimmer und kurz darauf hörte ich gedämpft das Rauschen des Fernsehers. Nicht lange, und ich schlief ein.

Am nächsten Tag wachte ich erst gegen elf Uhr auf. Mein Haar war verfilzt, mein Gesicht geschwollen und ich hatte höllische Kopfschmerzen. Erschlagen torkelte ich in die Küche und trank gierig kaltes Wasser aus dem Wasserhahn. Aus dem Wohnzimmer hörte ich ein Ächzen. Justin war aufgewacht. Langsam bewegte ich mich zum Sofa wo er unter einem Berg von Kissen, Decken und leeren Bierdosen lag.

Als er mich entdeckte hievte er sich hoch und hielt sich stöhnend seine Stirn. „Hi.“, sagte ich leise. „Love…“, murmelte Jus „Mein Kopf platzt gleich.“ Ohne etwas zu erwidern holte ich ihm eine Aspirin und ein Glas Wasser. „Danke, Shawty.“, brachte Justin heraus und legte sich die Tablette auf die Zunge. Während er das Glas leerte, schaute ich sein zerschundenes Gesicht an. Seine Lippe war aufgesprungen und quer über seine Stirn zog sich ein tiefer Kratzer. Er hatte ein blaues Auge und auch seine Handflächen sahen übel aus. „Oh je.“, seufzte ich und strich über seine Stirn. „Soll ich dich mal verarzten?“ „Bitte.“, hauchte er und schloss müde die Augen. Ich holte meinen Erste-Hilfe Kasten aus dem Bad und kniete mich vor ihn hin. Mit einem nassen Waschlappen säuberte ich die Wunde an seiner Stirn und klebte anschließend ein großes Pflaster drauf. „So.“, grinste ich und klopfte ihm scherzhaft aufs Knie. „Schon vorbei.“ Justin versuchte ein Lächeln und legte sich wieder hin. Irgendwie hatte ich das Gefühl, ihm etwas schuldig zu sein. Nachdenklich ging ich in die Küche und machte Rührei, Speck, Toast und Kaffee. Mit einem großen Teller und zwei Tassen Kaffee ging ich zurück ins Wohnzimmer und platzierte unser Frühstück auf dem Couchtisch. „Wow, was ist das denn?“, fragte Justin überrascht. Ich holte tief Luft. „Was gestern passiert ist tut mir leid. Ich wollte wirklich nicht, dass du dich mit Brad anlegst und so… zugerichtet wirst. Ich hab mich mal wieder selbstsüchtig und dumm benommen und hoffe echt du verzeihst mir das.“ Verlegen zupfte ich an einem Stück verbranntem Speck herum. „Hey. Schau mich an.“, sagte Justin behutsam und hob mein Kinn mit seinem Zeigefinger an. „Für dich würde ich mich sogar mit einem der Klitschkos anlegen.“ Ich musste heftig schlucken um nicht schon wieder fast loszuheulen. „Ich… ich hab dich echt lieb.“, stotterte ich und wurde sofort rot. „Ich hab dich echt lieb.“ Oh mein Gott, wie peinlich war das denn bitte?! Justin lachte leise auf. „Sag mal, hast du bewusstseinsverändernde Drogen genommen?“ Ich wurde noch röter und wünschte mir, ein dunkles Loch würde sich auftun in dem ich mich verkriechen konnte. „Ich mach nur Spaß, Süße. Ich hab dich auch lieb. Sehr sogar. Auch wenn das gerade total schwul klingt.“, lachte Justin und ich hob den Kopf. „Haha, ja allerdings, Man.“ Erleichtert über den Stimmungswechsel stimmte ich in sein unbeschwertes Lachen ein.

„Morgen ist dein erster Drehtag.“, sagte Justin als wir das Geschirr abräumten „Bist du nervös?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich. Ich kann meinen Text ja – dank dir.“ Dankbar zwinkerte ich ihm zu. „Und freust du dich auf die Stunts?“, wollte Justin wissen. Ich wischte meine Hände an einem Küchentuch ab und legte den Kopf schief. „Na ja, es geht. Ich bin ja nicht wirklich unsportlich und so schwer kann das nicht sein. In dem Brief stand drin, dass die ersten Tage nur die Stunts geprobt und gefilmt werden, erst in zwei Wochen die restlichen Szenen.“ „Wenn du willst fahr ich dich hin und hol dich abends wieder ab.“, schlug Jus vor. „Das wäre super. Danke, Bro.“, freute ich mich und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange bevor ich im Badezimmer verschwand und erst mal ausgiebig duschte. 

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