Ankunft im Hotel

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Part 58

Einen Großteil des Fluges verschlief ich. Die ganze Abschieds-Sache mit Elyas hatte mich ziemlich geschlaucht und auch Justin war erschöpft.

Als ich gegen Mittag aufwachte, waren wir schon fast da. Justin neben mir hatte Kopfhörer auf und seine Augen geschlossen. Der Bass dröhnte laut und Justin bemerkte nicht, wie ich mich streckte und herzhaft gähnte. Ich stupste ihn an. „Bro, wann sind wir da?“

„Hm?“, er nahm die Kopfhörer runter.

„Wann sind wir da?“, wiederholte ich meine Frage und zupfte an meinem Oberteil.

„Halbe Stunde.“, lautete seine knappe Antwort. Er setzte sich wieder seine Kopfhörer auf und lehnte sich zurück.

„Lovelyn, jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, sich nochmal aufzufrischen bevor wir landen. Die Paparazzi warten bestimmt schon.“, bemerkte Ryan, der hinter uns saß und seinen Laptop auf den Knien hatte. Machte der Kerl eigentlich nie eine Pause?

„Okay.“, sagte ich und kramte in meiner Handtasche nach Haarbürste, Deo, und etwas Schminke.

Die Stewardess Stefanie zeigte mir die Damentoilette und Holy Shit – alles sah so dermaßen teuer aus, dass ich Angst hatte, irgendwas kaputt zu machen als ich meine Hände wusch. Ich tuschte meine Wimpern, trug etwas Puder auf und bürstete meine Haare, die vom schlafen ganz plattgedrückt waren. Mit dem Endergebnis war ich zwar nicht wirklich zufrieden, aber ich hatte keine Lust mich jetzt mordsmäßig für die paar Fotografen aufzustylen.

Hätte ich mich doch nur anders entschieden. Als wir aus dem Privatjet ausstiegen wurden wir von einer ganzen Meute Fotografen begrüßt. Sie brüllten, schubsten sich gegenseitig um das beste Foto zu ergattern und pfiffen mir hinterher. Widerlich. Außerdem wurde mir jetzt bewusst, dass ich mich lieber doch mehr stylen hätte sollen. Ich bin zwar echt nicht eitel, aber der Gedanke, dass in allen Zeitschriften dieser Welt Fotos von mir, wie ich total verpennt und gammlig aussah waren, stimmte mich nicht sonderlich glücklich.

Im Eilschritt gingen wir an den Fotografen vorbei zu der großen Limousine die auf uns wartete. Der Chauffeur und zwei Bodyguards nahmen uns unsere Koffer ab und wir stiegen ein. Das Geschrei der Fotografen war selbst durch die Autotüren zu hören und sowohl Justin als auch ich waren erleichtert, als wir endlich losfuhren.

„Und wo genau geht’s jetzt hin?“, wollte ich wissen. Ryan antwortete nicht, er saß vorne auf dem Beifahrersitz und telefonierte.

„Wir fahren in ein Hotel nicht weit weg vom Premierengelände. Dort machen wir uns fertig und fahren direkt los. Es geht um 17:00 Uhr los. Jetzt ist es 13:30 Uhr.“, erklärte Justin und setzte seine Sonnenbrille ab.

Nach etwa einer Viertelstunde waren wir am Hotel angekommen. Es war riesengroß und vor dem Eingang war ein langer roter Teppich ausgerollt. Fünf Hotelangestellte trugen unser Gepäck hinein, und ein anderer, uniformierter junger Mann führte uns zu unseren Zimmern.

„Sie wohnen in der Präsidentensuite.“, erklärte er stolz während wir im Aufzug bis ganz oben fuhren.

„Chillig.“, grinste ich. Der uniformierte Schnösel warf mir einen überraschten Blick zu. Justin sagte gar nichts sondern tippte auf seinem Handy herum.

Der Angestellte platzte fast vor Stolz als er uns die Türe zu unserer Präsidentensuite öffnete. „Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt. Es ist uns eine Ehre, Sie bei uns begrüßen zu dürfen.“, strahlte er.

Justin nickte kurz und trat ein.

„Danke, Kumpel. Ist doch keine Ursache.“, grinste ich und klopfte dem Pagen auf die Schulter.

„Ich meinte eigentlich Mr. Bieber, aber…“, stammelte er und errötete. „Sie sind natürlich dennoch willkommen… das meinte ich nicht so, also DAS meinte ich eben schon so aber das davor nicht, also dass sie nicht gemeint waren, ich meine….“

„Schon okay.“, lachte ich und amüsierte mich köstlich.

„Danke, Sir.“, sagte Justin und gab dem Pagen ein paar Geldscheine.

Dieser nickte überschwänglich, verbeugte sich kurz und stolperte aus der Suite.

„Der Arme.“, lachte ich und stellte meine Handtasche auf den Boden. Justin grinste und warf sich auf das King-Size-Bett.

„Willst du dir den Luxus hier nicht mal anschauen?“, fragte ich überrascht und bestaunte die bombastische Einrichtung. Überall hingen große Spiegel, Gemälde, alles war vergoldet, mit Samt überzogen oder aus Marmor. Auf einer Kommode standen Erfrischungen und große Vasen mit roten Rosen. In Gedanken verglich ich diese Suite hier mit meinem alten Apartment. Ich konnte es immer noch nicht fassen wie extrem sich mein ganzer Lebensstil verändert hatte. Seit Justin wieder in mein Leben getreten war, war es auch nicht mehr vorgekommen dass ich in meiner eigenen Kotze aufgewacht war, oder total abgestürzt bin.

„An was denkst du?“, Justins Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich wie versteinert vor der Kommode stand und in ein leeres Schnapsglas starrte.

„An meine alte Wohnung.“, gab ich zu.

„Vermisst du dein altes Leben?“, wollte Justin wissen.

Ich zögerte. Vermisste ich es? Die Partys, die vielen Männer, die Ruhe, meine Privatsphäre? Mein Leben war jetzt komplett das Gegenteil. Jeder meiner Schritte wurde mit der ganzen Welt geteilt, die Presse schrieb sich die Finger wund über Justin und mich, ich hatte die Möglichkeit in Privatjets und Limousinen zu reisen, in Präsidentensuiten und Justins Villa zu leben. Durch den Film hatte ich eine Menge Geld verdient, ich konnte mir die teuersten Klamotten und Accessoires leisten. Und  dann war da noch etwas. Ich verbrachte den ganzen Tag mit dem mir wichtigstem Menschen auf der Welt.

„Nein.“, sagte ich entschlossen und drehte mich zu Justin um. Er lag seitlich auf dem Bett, den Kopf in die Hand gestützt und begutachtete mich nachdenklich.

„Sicher?“, hakte er nach.

„Ja. Bis auf Elyas, den vermiss ich.“, ich zwirbelte eine meiner Locken um den Zeigefinger.

„Ich vermiss ihn auch.“, sagte Justin und seufzte. „Aber, so schrecklich es auch klingt, ich genieße die Ruhe.“

„Geht mir genauso.“

„Und jetzt erkundigen wir mal unsere Suite, bevor wir auf die Premiere gehen, oder?“, Justin sprang aus dem Bett und zog mich am Ellbogen mit sich durch die Suite. 

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