Der erste Schnee

268 9 0
                                    

Parrt 46

Als ich am nächsten Morgen aufwachte und die Vorhänge zurückzog um etwas Licht in mein Zimmer zu lassen, riss ich vor Überraschung die Augen auf.

Eine dicke Schneedecke hatte sich gelegt und der Garten vor meinem Fenster sah wie verzaubert aus. Auf den Sträuchern waren Schneehauben und der kleine Teich war zugefroren. Justins Angestellte hatten fürsorglich schon vor längerer Zeit das Wasser aus dem Pool gelassen und jetzt lag eine große Plane über dem leeren Wasserbecken.

Grinsend schlüpfte ich in meinen wollenden Morgenmantel und lief in Justins Zimmer. Er hatte bis eben noch geschlafen, aber als ich mich mit voller Wucht neben ihn auf sein Bett warf, wachte er auf. „Justin!“, rief ich „Es hat geschneit!“

„Kein Wunder.“, murmelte er verschlafen „In drei Tagen ist Weihnachten.“

„In Drei Tagen?!“, wiederholte ich ungläubig.

Justin blinzelte mich verwirrt an. „Ja. Und falls du es vergessen hast, wir wollten dieses Weihnachten mit meiner Familie feiern.“

„Stimmt.“, sagte ich und überlegte. „Dann brauch ich noch das Geschenk für diese Wichtelsache von der du mir erzählt hast. Wie war das, ich brauche ein Geschenk für ein Mädchen?“

„Nein, für einen Jungen.“, berichtigte er mich und gähnte. „Machst du schon mal Frühstück, und wir holen danach Elyas ab?“

„Äh, Jus, ich kann dir kein Frühstück machen.“

„Und warum bitteschön?“

„Weil wir schon wieder nicht einkaufen waren!“

„Oh shit!“, Justin schlug sich die Hand an die Stirn, lachte aber. „Dann fahren wir eben bei Starbucks vorbei.“

„Okay. Ich mach mich jetzt fertig und dann muss ich unbedingt raus an die frische Luft!“, jubelte ich und kletterte aus Justins Bett.

Nach einer heißen Dusche putzte ich meine Zähne, föhnte meine Haare, schminkte mich und zog mir einen dicken Pullover und Jeans an. Ich stülpte mir eine rote Pudelmütze auf den Kopf, schlang den dazu passenden Schal dreimal um meinen Hals, zerrte am Reisverschluss meiner Daunenjacke und sprang in meine Boots.

Eine Sekunde später knallte ich die Haustüre zu und rannte in die Kälte hinaus. Die Einfahrt war von ein paar Angestellten von Schnee und Eis befreit worden, also zog es mich in den Garten zwischen die Sträucher, wo der Schnee noch unberührt und tief war.

Dort stand ich also, um mich herum alles weiß. Jedes Geräusch wurde verschluckt. Ich fühlte mich wieder wie ein kleines Mädchen. Für einen kurzen Moment freute ich mich sogar auf Weihnachten.

„Lovelyn?“, Justin Stimme ließ mich aufschrecken. „Bist du im Garten?“

„Ich bin hier!“, rief ich und stapfte aus dem Gebüsch.

„Was zur Hölle hast du in der Hecke zu suchen?“, fragte Justin und zog eine Augenbraue hoch. „Du bist ja voller Schneeflocken.“ Er begann mir auf den Rücken zu klopfen um die kleinen Eiskristalle zu entfernen.

„Ich hab nur den Schnee angeschaut.“, sagte ich und strahlte ihn an.

„Äh, okay.“, Justin lachte. „Na ja, wenn es dich glücklich macht.“

„Fahren wir?“, fragte ich und sprang von einem Bein aufs andere. So schön der Schnee auch war, es war auch arschkalt.

„Klar.“, Justin legte seinen Arm um mich und rieb meine Schultern. „Mädchen, wehe du wirst krank, so kurz vor Weihnachten! Wir haben eine Kinotour vor uns!“

Im Auto schaltete ich sofort die Sitzheizung ein. „Wie machen wir das eigentlich mit der Kinotour? Können wir da einfach kurz nach Stratford fahren und am nächsten Tag wieder zurück auf den roten Teppich?“

„Süße, ich bin Justin Bieber, ich kann alles.“, frech grinste er mich an und wackelte mit den Augenbrauen.

„Sei nicht so eingebildet, Biebs. Und ich habs dir schon tausendmal gesagt – lass dieses abgefahrene Ding mit den Augenbrauen das macht mich wahnsinnig!“

„Nein, Spaß, ich hab mit Scooter geredet, er stellt mir den Privatjet zur Verfügung. Am Heiligen Abend ist sowieso keine Premiere, also können wir schon den Abend davor mit dem Jet nach Stratford zu meiner Familie, dort übernachten, dann den ganzen Tag mit ihnen verbringen und nach dem Abendessen wieder zurückfliegen.“

„Oha, Privatjet.“, murmelte ich „Klingt ganz schön exquisit.“

„Exquisit?“, wiederholte Justin lachend. „Hast du einen Duden verschluckt?“

„Ich bin schlauer als du denkst.“, ich reckte das Kinn.

Da wir beide unglaublich hungrig waren, fuhren wir zuerst bei Starbucks vorbei und frühstückten gemütlich. Dann gingen wir einkaufen und kauften diesmal auch ein paar Reserven ein, falls wir es mal wieder vergessen sollten rechtzeitig zum Supermarkt zu fahren. Mit einem Kofferraum voller Lebensmitteleinkäufe fuhren wir dann endlich zu dem Hotel in dem Pattie momentan mit einer Freundin wohnte. Sie war ziemlich froh, dass wir endlich auftauchten und Elyas abholten, da sie noch in die Stadt wollte um Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Wir bedankten uns überschwänglich bei ihr, packten Elyas in seinen Kindersitz und brausten nach Hause.

Ich hatte den Kleinen schon eine ganze Zeit lang nicht mehr richtig bei mir gehabt und konnte mich jetzt gar nicht mehr von ihm losreißen.

Zuhause räumten Justin und ich die Einkäufe ins Haus und während Justin etwas zum Mittagessen machte, kuschelte ich mit Elyas.

„Wir müssen unbedingt mit ihm raus in den Schnee.“, verlangte ich als wir drei am Tisch saßen und Sandwiches und in Elyas Fall Babybrei aßen.

Justin nickte begeistert. „Ich ruf noch Anna an und sag ihr Bescheid dass sie auch kommen kann. Und wir könnten Plätzchen backen und Glühwein trinken.“

„Jaa!“, freute ich mich. Draußen im Schnee herumalbern, Plätzchen backen, Glühwein... Das klang wie in einem Film.

FallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt