Sentimental steht mir nicht

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Part 62

Ich schaute mich wie wildgeworden um und überlegte panisch wie ich am besten aus dieser Situation rauskommen könnte.

„Willst du morgen nach der Premiere mit mir nach Kanada fliegen und dort die Feiertage verbringen?“

Mein Kopf ruckte wieder in seine Richtung und ich starrte ihn völlig von den Socken an. Justin lächelte verlegen und öffnete die kleine Schachtel. Darin lag eine silberne schmale Kette mit einem schwarzen großen spitzen Anhänger der ein wenig aussah wie ein Fangzahn.

„Ernsthaft?!“, stöhnte ich und fuhr mir durchs Haar, was meine Frisur endgültig zerstörte.

„Würde mich freuen.“, meinte Justin und nahm die Kette aus der Schachtel um sie mir umzulegen. „Die Kette ist ein Geschenk für dich. Ich hab sie letztens gesehen und dachte, sie passt zu dir.“

„Um Himmels Willen, Justin.“, mein Herz beruhigte sich wieder. „Mach das nie wieder.“

„Was?“, er verschloss die Kette und meine Hand wanderte zu dem glatten, kühlen Anhänger.

„Mich nachts in einen Park voller Kerzen zu bringen, mir eine Schachtel vor die Nase zu halten und dann eine Frage mit ´Willst du´ anfangen. Wirklich, Bruder, ich war kurz vorm kollabieren.“

Justin schaute mich erst verwirrt an, dann begann er lauthals zu lachen. „Shit, ich hab gar nicht gemerkt wie das rüberkam.“, gluckste er. Ich hatte mich immer noch nicht von meinem kleinen Herzinfarkt erholt und schüttelte den Kopf.

„Schlimm, sowas.“, murmelte ich. „Und ja, ich fahre gern mit dir nach Kanada. Aber wieso zur Hölle hast du die ganzen Kerzen aufgestellt und bist mit mir in einen Park gefahren? Du hättest mich das auch im Hotel fragen können, wir hätten Essen beim Chinesen bestellt und uns einen schönen gammligen Abend gemacht. Ich hatte heute schon genug Glamour.“

„Der Park und die Aufmachung hat gar nichts mit meiner Frage zu tun, Shawty. Ich hab eine Überraschung für dich.“

„Nicht noch eine, bitte.“, ich lachte auf.

Justin lächelte und legte mir den Arm um die Schultern. Er drehte mich ein bisschen nach links und mein Blick war auf den großen Baum gerichtet. Im nächsten Moment schnappte ich nach Luft und krallte meine Fingernägel in Justins Hemd. Hinter dem Baum trat Anna hervor. Sie strahlte mich durch den Kerzenschein an und auf ihrem Arm war niemand anderes als mein Neffe. Es kam mir vor, als hätte ich ihn eine Ewigkeit nicht gesehen obwohl unsere letzte Begegnung erst gestern war. Ich schluchzte laut auf und schlug eine Hand vor den Mund um mich zurückzuhalten. Nicht weinen. Nicht weinen. Nicht weinen.

Anna kam auf uns zu und reichte mir Elyas, der seine Hände nach mir ausstreckte.

„Heey Cutie.“, ich zog ihn an mich und kuschelte mich an ihn. Sein vertrauter Geruch stieg mir in die Nase und plötzlich hatte ich Jennys Gesicht vor Augen. Ich drehte mich zu Justin, der einen Schritt zurückgetreten. Seine Augen leuchteten, und ich bemerkte, dass er für Elyas inzwischen pure Liebe empfand. Wortlos tauschten wir unsere Blicke aus und ich gab ihm den Kleinen. Sofort schlossen sich Justins Arme um den kleinen Körper und er neigte den Kopf um mit seinen Augen auf einer Höhe mit denen von Elyas zu sein. Ich beobachtete die beiden und stellte mich dann zu Anna die ruhig lächelnd etwas abseits stehen geblieben war um uns nicht zu stören. Obwohl ich wirklich nicht der Kuschel-Typ bin, schloss ich sie in meine Arme. „Danke, dass ihr gekommen seid.“, flüsterte ich. Dann drehte ich mich wieder zu Justin und Elyas und mir fiel ein, was für ein besonderer Tag heute war. Mein kleiner Neffe hatte heute seinen zweiten Geburtstag.

„Happy Birthday to you…“, begann ich ziemlich schräg zu singen und Anna und Justin fielen sofort mit ein. Ich weiß nicht, ob Elyas verstand wieso wir plötzlich anfingen für ihn zu singen und alle so schrecklich sentimental geworden waren, was mir echt nicht stand. Aber er hatte die ganze Zeit über ein Strahlen in den Augen.

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