Als ich mitten in der Nacht aufwachte, lag ich alleine und zugedeckt auf dem Sofa. Seufzend setzte ich mich auf und lief in mein Schlafzimmer, wo Joshua zusammen gerollt in meinem Bett lag. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, legte ich mich in mein Bett und zog die Decke ein Stück in meine Richtung. Joshua gab ein Brummen von sich, bevor er sich umdrehte und mich in seine Arme zog.
Am nächsten Morgen wachte ich erst auf, als ich ein Rascheln neben mir hörte. "Guten Morgen", meinte Joshua, der neben mir lag und mich beobachtete. "Morgen", grummelte ich und vergrub mein Gesicht unter meiner Decke. Joshua lachte, bevor er aufstand und in die Küche ging. Ich blieb noch eine Weile liegen, sah auf mein Handy und erschrack. Es war schon 9.58 Uhr! Normalerweise schlief ich höchstens bis 9.00 Uhr, ich war einfach ein Frühaufsteher, das war schon immer so gewesen. Und Joshua musste ja auch schon in einer halben Stunde los. Seufzend stand ich dann auch auf und schnappte nach dem erstbesten Pullover, den ich in meinem Zimmer fand, um ihn dann über mein T-Shirt zu ziehen, bevor ich dann in das Wohnzimmer tappte, wo Joshua mir wie selbstverständlich eine Tasse Tee vor die Nase stellte und selber eine Kaffeetasse in der Hand hielt. "Schicker Pulli", meinte er und grinste. Da fiel mir erst auf, dass es gar nicht mein Pulli war, sondern der Bayernpullover, den Joshua am Freitag angehabt hatte. "Danke, der gehört so 'nem Coolen", lachte ich und trat an den Kühlschrank. "Also ich kann dir zum Frühstück Joghurt, Toast und Obst anbieten. Vielleicht haben wir auch noch irgendwo Müsli, aber naja, Studenten halt." Ich stellte nacheinander alles auf den Tisch, holte aus einem Schrank zwei Teller, zwei Schüsseln und Besteck, dann kramte ich noch ein Glas Marmelade und die Nutella hervor und setzte mich. Joshua hatte währenddessen die ersten zwei Toasts getostet. "Was machst du heute noch so?", fragte er, nachdem wir angefangen hatten zu essen. "Ich muss noch 'ne Hausarbeit fertig machen, dann telefonier ich bestimmt noch mit meiner Familie und mit Nina, und dann muss ich aufräumen, und du?", fragte ich zurück. "Heimfahren, dann Training und dann fahr ich zu meinen Eltern.", meinte Joshua mit vollem Mund. Ich lachte und beobachtete ihn, wie er seinen Nutellatoast aufaß und sich dann noch eine Schüssel Müsli richtete. Wie konnte ein Mensch nur so wundervoll sein? Das erste Mal hatte ich das Gefühl richtig zu leben, richtig ich zu sein. Es fühlte sich so an, als hätte ich nie Luft bekommen und als hätte er mir gezeigt, wie man atmet; als wäre meine Welt immer nur schwarz und weiß gewesen und er hätte sie mit Farbe beworfen. "Was ist? Hab ich wieder irgendwo was im Gesicht?", wollte Joshua wissen, als er merkte, dass ich ihn beobachte und fuhr mit seiner Hand über sein Gesicht. "Nee, Quatsch, alles gut", lachte ich und wir aßen zu Ende.
"Also dann", meinte ich, als Joshua sein Zeug gepackt hatte und aus der Tür getreten war. "Wir schreiben", sagte er und breitete seine Arme aus. Da er nur unmerklich größer war als ich, konnte ich seinen Atem in meinem Nacken spüren. "Komm gut heim", sagte ich noch, bevor er die Treppe hinunterlief. Dann schloss ich die Tür und rutschte an ihr hinab, bis ich auf dem Boden saß. Als ich mein Gesicht in meinen Händen vergraben hatte, konnte ich nicht anders, als anfangen zu weinen.
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Glückskatastrophe | JK32
Fanfiction"Ich will keine perfekte Beziehung. Ich will Gelächter, Streit und Flausen im Kopf. Ich will im Plural reden, und uns damit meinen. Ich will morgens als erstes deine Stimme hören, und abends als letztes dein Schnarchen. Ich will die Zukunft planen...