Tag 8

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Als ich wach werde, fühle ich mich entsetzlich. Ich habe Kopfschmerzen und brennende Augen, einen trockenen Mund und außerdem ist mir heiß.

Ich liege in meinem Bett, voll bekleidet und bin zugedeckt. Mühsam rapple ich mich hoch und gehe ins Bad. Eine Kopfschmerztablette und etwas kaltes Wasser später wage ich einen Blick in den Spiegel. Der Anblick ist ernüchternd, ich sehe aus wie meine eigene Leiche.

Langsam fällt mir ein, was gestern Abend passiert ist. Ich habe mich mit José betrunken. Gründlich, wenn ich mich noch richtig erinnere. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, habe ich wohl alles ausgeplaudert, was mich beschäftigt. Während ich heulend und schluchzend von Christian und mir berichtet habe, ist er immer wütender geworden, je mehr Details er erfahren hat. Und ich hoffe wirklich, ich habe nicht zu viel erzählt. Oh mein Gott! Was mag José jetzt denken? Ich habe immerhin das Spielzimmer nicht erwähnt, das weiß ich noch, aber von Elena habe ich erzählt.

Ich gehe vorsichtig ins Wohnzimmer und höre wütende Stimmen. Wer ist noch da, außer José? Fahren konnte er gestern nicht mehr und ich hatte ihm die Couch angeboten.

„Verdammt, ich verstehe nicht, was sie jetzt vorhat", faucht eine weibliche Stimme und ich seufze. Kate ist da und fuchsteufelswild.

„Sie ist total fertig. Ray ist noch krank, ihr Mann will sie nicht mehr und zudem hat sie ihren Job gekündigt. Was sie vorhat? Keine Ahnung, aber ihr Mann sollte mir besser nicht über den Weg laufen", antwortet José und auch er klingt angeschlagen.

Vorsichtig gehe ich hinein und Kate sieht mich im gleichen Moment. Sie kommt zu mir und führt mich wie ein kleines Kind zur Couch.
„José, koch mal Tee", weist sie an und dieser erhebt sich, mit einem schiefen Grinsen für mich.

Kate schweigt und sieht mich nur an, bis José mit dem Tee kommt und mir eine Tasse reicht.

„Ich muss los, Ana", brummt er leise und ich blinzle ihn vorsichtig an.

„Danke", bringe ich heraus und er zwinkert mir zu.

„Gern geschehen, ich wollte dich schon immer mal ins Bett bringen."

Kate wirft ihm einen strafenden, fast bösen Blick zu und José verschwindet.

Dann nimmt sie neben mir Platz und ergreift meine Hand.

„Wie geht es dir, Schatz?", fragt sie ungewohnt sanft.

„Was glaubst du? Er hat mir das Herz herausgerissen, ohne Vorwarnung, ohne Anzeichen."

Es tut weh, das zuzugeben und wieder sammeln sich Tränen in meinen Augen.

Kate zieht mich zu sich und seufzt.

„Uns hat er damit auch geschockt", gesteht sie ruhig. „Aber du hättest nicht weglaufen sollen, Ana. Wir sind alle für dich da."

Verblüfft sehe ich sie an.

„Wie ... alle?", frage ich verwirrt und Kate seufzt.

„Christian kam vor ein paar Tagen zum Familiendinner zu Grace. Wir wussten ja alle noch nicht, was los war. Er kam kurz vor dem Essen und Grace fragte verwundert, warum du nicht dabei bist. Er meinte lapidar, dass er sich von dir getrennt hätte. Wir waren alle wie versteinert und Grace hat sich als erste gefasst. Sie wollte wissen warum, und nun ja, danach ... gab es ziemlichen Streit."

Kates Stimme klingt belegt, was sehr untypisch für sie ist.

„Wieso?", frage ich und vergesse einen Moment meinen eigenen Kummer.

50 Shades of RegretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt