Tag 302

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Als ich wach werde, liege ich mit Christian im Bett und seine Wärme hüllt mich ein. Für eine Sekunde bin ich zurück im Escala, zurück in unserer glücklichen, unbeschwerten Zeit, wo er mir allein gehörte und ich mir seiner Liebe sicher sein konnte. Ich kuschle mich näher an ihn und inhaliere tief seinen Geruch, herb und so vertraut. Dann höre ich es. Ein leises Geräusch, das mich nachdrücklich ins Hier und Jetzt katapultiert.

Ted! Meine Brüste spannen und obwohl ich Christian am liebsten schlagen würde, dafür das er es gewagt hat, sich zu mir zu legen – dazu hatte er einfach kein Recht – stehe ich vorsichtig auf. Zum einen bin ich noch nicht so früh am Morgen auf eine Konfrontation vorbereitet, zum anderen hat auch er ein wenig Schlaf nötig. Und ich bin ihm wirklich dankbar, dass er Ted schnell hierher gebracht hat und mir geholfen hat, auf eine für ihn ungewohnt zurückhaltende Art und Weise.

Ted strahlt mich an und ich hebe ihn aus dem Bettchen. Leise gehe ich zu dem Sessel und lege ihn an, und endlich trinkt er wieder. Nicht nur für mich eine Wohltat, auch für Ted ist es bestimmt gut, wenn er wieder normal trinkt und ausreichend Nahrung bekommt. Er scheint kein Fieber mehr zu haben, die Infusion ist weg, nur noch der Zugang liegt. Allein die Nadel in seinem kleinen Körper erinnert im Moment an die Stunden, als ich in höchster Sorge war. Als er fertig ist, lacht er mich an.

Ich gebe ihm einen Kuss und nehme ihn auf den Arm, um eine Schwester zu suchen. Ted braucht eine frische Windel und wahrscheinlich ein Bad, wenn er das schon darf. Ich brauche dringend einen Kaffee und Abstand von dem wunderschönen Mann im Bett. Er hat sich gedreht und ich kann die Narbe sehen. Was ist mit ihm passiert? Ein Unfall? Eine Operation?

Ich will mich nicht um ihn sorgen, aber ich tue es. Verdammt. Er geht mir immer noch tief unter die Haut und wenn ich ehrlich bin, freue ich mich, dass er da ist. Aber ich kann auch nicht vergessen, was er mir angetan hat. Wie gemein und abwertend alles war, was über mich eingestürzt ist. Und dass er meinen Anruf nicht annehmen wollte. Und eine andere Frau in seinem Bett hatte. Mir ist durchaus bewusst, dass wir nun, wo er von Ted weiß, ein Gespräch führen müssen, aber ich bin feige. Ich will es nicht tun. Ich will zurück in mein geordnetes Leben, in dem ich mich eingerichtet hatte. Ich war vielleicht nicht glücklich, aber ich war zufrieden und hatte mit Ted an meiner Seite alles, was ich brauchte. Ich darf Christian nicht wieder in mein Leben lassen, nochmal würde ich das nicht überleben, wenn er mich so verletzt.

Ich finde eine Schwester und sogar Dr. Michaels ist da. Er untersucht Ted und gibt Entwarnung, will ihn aber später nochmal sehen und entscheiden, wie lange er noch hier bleiben muss. Dann entfernt er den Zugang, was mein kleiner, tapferer Held klaglos über sich ergehen lässt. Das anschließende Bad findet er leider nicht so lustig und brüllt wie am Spieß.

Es ist noch früh als Ted frisch angezogen in meinem Arm gekuschelt und fertig angezogen langsam wieder einschläft. Ich mache einen kleinen Spaziergang mit ihm, zum einen, weil ich keine Lust habe, jetzt schon mit meinem Mann zu reden, zum anderen, weil ich einfach ein wenig Luft brauche, um die Geschehnisse der letzten Tage aus meinem Kopf zu bekommen.

Irgendwann kann ich mich aber nicht mehr um die Rückkehr ins Zimmer drücken, Ted quengelt und ich bin mir sicher, mein kleiner Nimmersatt läuft langsam wieder zu Hochtouren auf. Also gehe ich zurück.

Als ich eintrete sieht Christian mich an, seine ganze Haltung ist angespannt. Er hat wohl Angst gehabt, ich komme nicht wieder. Mühsam versuche ich die Freude darüber zu unterdrücken. Es muss mir egal sein, er will mich ja nicht mehr. Ich bin eben keine gehorsame Sub.

Nachdem ich seine Frage, seit wann ich auf bin, beantwortet habe, setze ich mich und stille Ted erneut, er hat wirklich Hunger. Ich blende meinen untreuen Gatten aus und konzentriere mich auf den einzigen Mann, auf den es ankommt.

50 Shades of RegretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt