50 Shades of Regret

Tag 398 (1)

Müde helfe ich Grace, den letzten meiner Kartons in die Garage zu packen. Noch ist ja nicht sicher, wo sie am Ende wirklich landen.

Bill hat darauf bestanden, mich und Ted mit dem Flugzeug bis Seattle zu bringen, einschließlich meiner beweglichen Habe. Mein Zuhause will er eingerichtet lassen, damit ich jederzeit ein Besuchsdomizil habe. Obwohl ich ihm rate, es zu vermieten, bleibt er da stur. Und es freut mich auch, dass ich immer wieder in „mein" Heim zurückkann, wenn es auch nur für Besuche ist. Allerdings will Bill dafür kein Geld annehmen, und er argumentiert, dass es seine Entscheidung ist, was er mit seinem Nebengebäude tut.

Der Abschied von Yukka und Ahnah war tränenreich, und auch hier musste ich baldige Besuche versprechen, immerhin wollen sie alle sehen, wie Ted sich entwickelt. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, nicht ab und an bei ihnen zu sein oder sie zu sehen. Damit wird auch Mr. Grey zurecht kommen müssen.

Während Grace und ich Kartons schleppen, wird Ted von Kate bespaßt und Bill ist zu Ray gefahren, weil er morgen mit ihm einen Angelausflug machen will. Irgendwie fühlt es sich merkwürdig an, hier zu sein, mit meinem gesamten Gepäck, aber ohne richtiges Zuhause. Natürlich kann ich bei Grace und Carrick eine Weile unterkommen, aber so richtig wohl fühle ich mich dabei nicht. Aber zu Ray will ich auch nicht zurück.

Der Grund, warum ich mir keine Wohnung suche, ist einfach: Ich will erst mal mit Christian reden und sehen, ob es funktionieren kann. Eigentlich steht meine Entscheidung schon fest, aber er muss es mir auch noch mal deutlich sagen, dass er will, dass ich wieder zu ihm komme.

In zwei Tagen wollen wir ein wenig feiern, Ted wir ein halbes Jahr alt und alle sind total aufgeregt. Außer Christian, der denkt, ich würde mit Bill einen Ausflug machen und deshalb erst in ein paar Tagen wieder Kontakt zu ihm aufnehmen. Er war nicht begeistert, hat mir aber per Mail viel Spaß gewünscht.

Wenn er wüsste, dass ich hier in Seattle bin, würde er bestimmt alles stehen und liegen lassen, um herzukommen. Es kommt mir merkwürdig vor, dass er es nicht weiß, aber dafür wird die Überraschung ihm hoffentlich gefallen.

Grace hat ihn zu einem angeblichen Familiendiner eingeladen und er hat zugesagt. Meine Schwiegermutter und Mia kümmern sich um die Partyverpflegung und sogar Ray hat mich schon dreimal angerufen, um zu fragen, was er Ted schenken könnte. Alle sind total aufgeregt, außer der Hauptperson, die gerade von Kate eine interessante Auswahl an Grimassen gezeigt bekommt.

Sie ist schon recht rund und strahlt förmlich.
„Ja, Kate, gewöhn dich dran", lächle ich und sie reicht mir meinen Junior, der lacht und vor sich hin brabbelt.
„Er hat dich wirklich vermisst, Ana, auch wenn ich deinen Mann immer noch für ein Riesenrindvieh halte, er hat mir leid getan."

„Er fehlt mir auch, Kate. Aber ich musste das alles erst einmal sortieren. Die Art und Weise ...", ich breche ab und sie nickt.

„Wenn Elliot so etwas abgezogen hätte, ich hätte ihn ... Ach, ich weiß gar nicht, was ich alles getan hätte, aber ich glaube nicht, dass er es überlebt hätte", seufzt sie.

„Elliot würde nie so extrem reagieren", wirft Grace ein und wir tauschen einen Blick voller Verständnis.

„Ana, da ist noch etwas, was du wissen solltest", sagt Grace und sieht auf einmal ein wenig verlegen und bedrückt aus.

„Was?", frage ich ziemlich alarmiert.

Kate wirft Grace einen Blick zu, den diese mit einem leichten Nicken beantwortet und ich weiß instinktiv, dass es mit Christian zu tun hat.

„Dein Mann wird heute ein Interview geben, in dem er wohl einiges über die letzten Monate der Öffentlichkeit mitteilen wird. Genau wollte er sich mir gegenüber auch nicht äußern."