Seit zwei verdammten Wochen sitze ich hier in diesem Loch fest und fasse es nicht, dass ich Ana noch nicht gefunden habe.
Ich weiß nur, dass irgendwo auf diesen paar kargen Quadratkilometern meine Ehefrau in irgendeinem dieser Häuschen sitzt und mir aus dem Weg geht. Die alte Inuit, die mir seit zwei Wochen immer wieder mit „ok, ok" antwortet, geht mir genauso auf den Wecker wie Taylor, der selbst etwas verwirrt ist, auf welchen Widerstand wir hier stoßen. Der Mann, der uns auch den Mietwagen gebracht hat, ist der Ehemann unserer Gastgeberin und spricht überhaupt nicht mit mir.
Jeff ist nach zwei Tagen abgeflogen und wird morgen wiederkommen, mit einigen Unterlagen und mehr Gepäck. Ich habe mir im örtlichen Supermarkt ein paar einfache Jeans und Hemden gekauft, mit Anzug und Krawatte falle ich hier noch mehr auf. Als hätte ich eine Leuchtreklame auf dem Kopf, einige Kinder haben am ersten Tag auf mich gezeigt und gelacht. Offensichtlich bin ich hier gerade so etwas wie der Dorfwitz.
Der Kerl, der vergeblich versucht, mit seiner Ehefrau zu reden. Ich habe langsam das Gefühl, dass nur Ana das ändern könnte. Und die hat offensichtlich genug von unserer kurzen Begegnung am Flughafen gehabt. In der Stadtverwaltung bin ich ebenso abgeblitzt, wie bei meinem Versuch, in der Klinik etwas heraus zu bekommen. Immerhin muss Ana ja mal zur Vorsorge gegangen sein, aber dort schlug mir an der Anmeldung von der Blondine im Schwesternoutfit wirklich arktische Kälte entgegen.
Zudem kann man hier absolut nichts unternehmen um sich abzulenken. Ich regle meine Geschäfte per Mail, ich glaube Ros ist langsam schon von deren gereizten Wortlaut genervt, jogge jeden Tag um diese kleine Siedlung, mehrfach, und bin ansonsten gezwungen, untätig zu sein. Zumindest tut die Luft mir gut, meine Schmerzen sind besser und die Joggingtouren, die nicht wirklich vom Arzt abgesegnet sind, helfen mir, mich zu fokussieren und meine Fitness wieder aufzubauen.
Ich telefoniere täglich mit Grace und Carrick, und ab und an mit Kate. Ana hat den Kontakt mit ihnen verweigert, er meint, sie ist sauer, weil sie genau weiß, woher ich meine Informationen habe. Carrick hat aus irgendeinem Grund ein sehr schlechtes Gewissen und fragt täglich, ob ich Fortschritte mache. Als würde auch für ihn etwas davon abhängen, dass Ana mir verzeiht.
Taylor ist auch schon genervt von dieser Umgebung. Hier gibt es auch nichts zu tun um sich abzulenken und obwohl die Unterkunft sauber ist, wir leben in kleinen Zimmern, haben keine wirkliche Aufgabe und sind unruhig. Er streift oft stundenlang durch die Siedlung, nur in der Hoffnung, sie zufällig zu sehen. Aber selbst wenn er sie findet, ich kann sie ja schlecht zwingen, mit mir zu reden. Und ich habe meinen Vater auch noch versprochen, sie nicht unter Druck zu setzen.
Ich verstehe nur nicht, warum sie sich versteckt. Gut, ich habe sie verletzt, ich habe ihre Liebe zu mir mit Füßen getreten und mehr als einmal eines ihrer Hard-Limits bewusst benutzt, um sie auf Abstand halten zu können, aber wir sind noch verheiratet, und zumindest ein Gespräch hatte ich mir erhofft.
Diesen Arzt, einen gewissen Phil Moore, habe ich fast jeden Tag gesehen, er wohnt alleine, zumindest da ist sich Taylor sicher, und kommt vor der Arbeit ins Café, in dem auch wir unser Frühstück zu uns nehmen. Er nimmt jedes Mal einen Becher Kaffee mit und nickt mir nur lässig zu. Ich hasse dieses Arschloch, das seine Finger an meiner Frau hatte, und kann doch nichts tun.
Ich habe mittlerweile über die meisten der Einwohner eine Datei auf meinem Laptop, und natürlich wäre es möglich, auf den einen oder anderen Druck auszuüben. Hier eine kleine Steuerschuld, dort eine frühere Verfehlung, aber das wäre so unterste Schublade, dass ich davor zurückschrecke. Es gibt für alles Grenzen, und das muss der letzte Ausweg bleiben.
Ich weiß nicht, was ich noch tun kann, und als Taylor hereinkommt und sich zu mir setzt, sieht auch er ziemlich genervt aus. Er war joggen und scheint sich verausgabt zu haben.
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50 Shades of Regret
FanfictionKurz nach Rays Unfall teilt Christian Ana mit, dass er die Scheidung will. Kaltschnäuzig erklärt er ihr, dass er sein altes Leben vermisst und ihre Ehe ein Fehler war. Obwohl Ana ahnt, dass das nicht der wahre Grund sein kann, scheint Christian sie...