Christian - Tag 400

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Als Ana aus dem Schlafzimmer kommt, umgezogen für die Familienfeier, bleibt mir der Atem weg. Noch immer kann ich nicht fassen, dass ich sie wieder habe, dass sie mir verzeiht und wir vereint sind. Sie in diesem langen, schicken Wollkleid, dass sich sanft um ihre Rundungen schmiegt, zu sehen, mit den hohen Wildlederstiefeln und offenen Haaren, lässt mich kurz an ganz andere Dinge denken, als an eine Fahrt zu meinen Eltern.

Außerdem ärgert es mich, dass sie für die Konkurrenz arbeitet und ich überlege, wie ich sie wieder für SIP gewinnen kann. Ich will sie zurück, in jeder Beziehung.

Zumindest hat sie zugestimmt, dass wir in unser Haus am Sound ziehen und sie in Seattle bleibt, obwohl sie immer noch wohl Point Hope als ihr Zuhause ansieht. Ich hoffe, dies bald wieder ändern zu können und setze alle meine Hoffnungen in das neue Haus und unser Zusammenleben. Sie wirkt noch immer ein wenig distanziert, aber ich wage es nicht, sie darauf anzusprechen.

Wahrscheinlich ist es normal, nach der langen Trennung, und es gibt noch etwas, was ich ihr heute sagen muss, wenn ich nicht wieder einen Fehler machen will, der unsere Zukunft bedroht. Nicht mal Grace weiß von dem morgigen Arzttermin zur Kontrolle. Und ich kann es unmöglich vor Ana geheim halten, im Gegenteil, ich möchte keine Geheimnisse mehr vor ihr haben.

Sie noch einmal zu verlieren ist keine Option.

Ich ziehe sie an mich und küsse sie, und im Moment als sich unsere Lippen berühren, vergesse ich alles und will mich nur noch in meiner Frau verlieren. Doch sie beendet diesen Kuss und sieht mich tadelnd an.
„Wir müssen los, ich will deine Mutter nicht enttäuschen", murmelt Ana, aber ihre Augen verraten sie.

Sie würde auch lieber hier bleiben und das beruhigt mich. Ich hatte schon Angst, ich werde ihr zu viel und sie bereut es, dass sie zu mir zurückgekehrt ist. Ich bin es nicht gewohnt, so unsicher zu sein, aber alles ist neu und anders, durch unsere Trennung. Gehe ich zu forsch vor? Oder dränge ich sie zu sehr?

Auf der anderen Seite, sie ist meine Frau, verdammt nochmal!

Als wir im Aufzug nach unten fahren, Ana hat Ted auf dem Arm, sieht sie mich fragend an.
„Was ist?"

Ich fahre mir durch die Haare und schüttele den Kopf.

„Nichts, Ana. Ich will nur nichts falsch machen."

Sie sieht mich an, und lächelt sanft.
„Willst du jetzt den Rest unseres Lebens herum eiern? Nicht, dass es für mich nicht amüsant wäre, aber ...", weiter kommt sie nicht.

Ich greife sie und sorge dafür, dass sie nichts mehr sagen kann. Ihr scheint es nichts auszumachen, und Ted, den sie im Arm hält, patscht mir begeistert ins Gesicht.

Als löse ich mich und sehe sie ernst an.
„Ich habe morgen einen Arzttermin, eine Nachkontrolle. Ich wollte es dir gestern schon sagen, aber ich war abgelenkt."

Das Stoppen des Aufzuges verhindert eine Antwort von ihr und als die Tür aufgeht, tritt sie in die Tiefgarage und begrüßt Taylor, als wäre nichts. Hat sie mir nicht zugehört?

Sie jedoch lässt sich von Taylor gelassen helfen, mit Ted einzusteigen und die Sitzschale festzumachen.

Ich hatte Tränen, Vorwürfe oder Zorn erwartet, nicht absolute Gelassenheit und steige fast etwas missmutig ins Auto ein.

Taylor nimmt vorn Platz und als wir die Tiefgarage verlassen, kann ich nicht mehr an mich halten.

„Hast du gehört, was ich dir gesagt habe?"

Ana, die sich gerade über Ted beugt, sieht mich an und und legt leicht den Kopf schief.

„Ja, mit meinen Ohren ist alles in bester Ordnung, Christian. Wir brauchen morgen auch keinen Babysitter, wir nehmen Ted einfach mit."

50 Shades of RegretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt