Tag 100

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Als ich wach werde ist die Panik sofort wieder da und hektisch will ich mich aufrichten, doch eine starke Hand hält mich ab und drückt mich sanft zurück auf das Bett.

„Nicht doch, wenn meine erste Patientin hier raus stürmt, ist das keine gute Publicity für mich. Außerdem mag ich es nicht, wenn ich mit einer Frau die Nacht verbringe und sie nicht mal mit mir frühstücken will", höre ich eine dunkle, amüsierte Stimme.

Verwirrt sehe ich auf und der Arzt, der gestern Nacht wie aus dem Nichts aufgetaucht ist, grinst mich an.

„Dr. Moore?", frage ich verwirrt und er nickt, während er mir routiniert den Puls fühlt.

„Zu Ihren Diensten. Ich kann Sie beruhigen, es ist alles im grünen Bereich. Allerdings sollten Sie sich mehr schonen und haben ab jetzt absolute Bettruhe für mindestens vier Wochen. Ende des siebten Monats können wir das lockern, aber wir wollen doch nicht, dass Ihr Baby zu früh auszieht?"

Ich atme erleichtert aus, während er aufsteht und sich streckt. Seine Augen sind blau und und er hat deutliche Bartstoppeln im Gesicht.
„Waren Sie die ganze Nacht hier?", frage ich verwirrt.

Neben seinem Stuhl liegt ein Buch und er sieht übernächtigt aus.

„Natürlich. Sie sind meine Premiere hier. Ich wollte nicht, dass ich gleich wieder geteert und gefedert weggejagt werde", schmunzelt er und auch ich muss lächeln.

„Besuch habe ich erst ab zehn Uhr erlaubt und auch nur wenig, Miss Steele. Es wollen sehr viele Leute nach Ihnen sehen, aber Sie sollen sich ja schonen. Bill kommt gleich, den konnte ich kaum nach Hause schicken."

Das kann ich mir vorstellen, er hat sich bestimmt große Sorgen gemacht. Hoffentlich hat er Ray nicht angerufen.

Claire kommt ein paar Minuten später und bringt mir eine kleine Tasche und Frühstück.

„Ana, Gott sei Dank, dass alles wieder soweit in Ordnung ist", stößt sie hervor und ich sehe sie dankbar an.

„Tut mir leid, dass ich dir so einen Schreck eingejagt habe", versuche ich mich zu entschuldigen.

„Nicht nur mir. Aber alles wieder gut. Ahnah hat dir Frühstück gemacht und rüber gebracht, Yukka hat ein paar Sachen bei dir zu Hause geholt. Und alle wollen dich besuchen", gluckst sie.

„Bill hätte nicht einen Nachtflug riskieren sollen", murmele ich und Claire wird schlagartig ernst und nickt.

„Ist ja gut gegangen. Ich geh jetzt kurz nach Hause, heute fällt die Sprechstunde noch aus und mein Mann zeigt dem neuen Arzt gerade sein Haus, aber wenn was ist, Ila ist draußen und passt auf dich auf."

Ich nicke und Claire verschwindet. Ihr Mann ist der Polizeichef, Monty, und der einzige Ordnungshüter. Da hier kaum Bedarf für Polizeiarbeit ist, arbeitet er nebenher für die Klinik und die Stadtverwaltung, als Hausmeister in der Schule und hier im Health Center. Noch nie habe ich ihn in Uniform gesehen und die Polizeimütze gestern zu dem dicken Parka und seiner Thermohose war im Nachhinein durchaus ein lustiger Anblick gewesen.

Ahnahs Frühstück sieht köstlich aus und ich krabble aus dem Bett, ziehe den Wehenschreiber und den Tropf hinter mir her zum Tisch und mache mich vorsichtig darüber her. Als ich fertig bin, klopft es und Yukka kommt herein.

„Süße, Gott sei Dank, ich habe mir riesige Sorge gemacht", murmelt sie und drückt mich vorsichtig, weil der Tropf noch im Weg ist.

„Nicht nur du. Aber der neue Arzt ist sehr nett und es ist alles in Ordnung."

50 Shades of RegretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt