Tag 304

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Als ich aufwache, ist es hell und ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so ausgeschlafen war. Ted hat ganze sechs Stunden durchgeschlafen und ich springe aus dem Bett, um zu sehen, ob es ihm gut geht. Sechs Stunden Schlaf sind ein Traum, den ich mir nicht mehr erhofft hatte. Tatsächlich ist mein Sohn wach und ich nehme ihn aus seinem Bettchen, das Grace organisiert hat.

Als ich gestern überlegt habe, was ich nun tun soll, standen auf einmal Grace und Kate vor mir. Ich wollte sauer sein, aber als Grace Ted angestarrt hat wie das achte Weltwunder und Kate mir heulend und zitternd um den Hals gefallen ist, hab ich einfach selbst losgeheult und wurde im wahrsten Sinn des Wortes mit Ted ins Auto gepackt.

Verweint und total verwirrt über die eigene Wiedersehensfreude haben mich beide Frauen mehr oder weniger überfordert. Ich wurde bei Grace einfach auf der Couch platziert, Ted bekam ich nur noch zum Stillen, nicht mal wickeln durfte ich ihn selbst, während mir allerlei Leckereien vor die Nase gestellt wurden.

Als Carrick dann kam und selbst ein paar Tränchen in den Augen hatte, nachdem er Ted auf dem Arm nahm, bin ich endgültig weich geworden und jeder Gedanke an einen schnellen Flug nach Hause verpuffte. Ich habe tausend Fragen von Kate und Grace beantwortet, musste mir alle drei Minuten anhören, wie süß Ted doch ist und wurde dann später ins Gästezimmer verfrachtet, mit der Auflage, mich mal richtig auszuruhen. Ich hatte nicht mal gewagt, nach Christian zu fragen.

Carrick hatte mich auf die Seite genommen und sich entschuldigt, er hat mir die Karte bei sich im Büro gezeigt, und ich konnte ihm nicht wirklich böse sein. Ich habe einfach eine zweite Nadel bei Point Hope angebracht und wir haben uns kurz umarmt.

„Gib meinem Sohn eine Chance. Er will dir alles erklären. Vielleicht kannst du ihm verzeihen", waren seine Worte, bevor ich ins Bett gegangen bin.

Aber soweit bin ich noch nicht, immerhin ist er Schuld, dass ich hier bin. Eine weitere Verfehlung von ihm, über die ich wirklich sauer sein sollte, aber es tut gut, Grace und Kate zu sehen. Und wenn ich schon mal hier bin, kann ich auch Ray besuchen. Bill wusste sogar davon, als ich Bescheid gesagt habe, dass ich in Seattle bin, hat er mir nur viel Spaß gewünscht. Der kann auch was erleben, wenn ich wieder zu Hause bin. Langsam habe ich den Eindruck, alle stehen auf Christians Seite. Wieso verstehe ich nicht.

Nachdem Ted versorgt ist, gehe ich hinunter und werde in der Küche von Grace begrüßt, dir mir meinen Sohn sofort abnimmt. Ich kann ihr nicht böse sein, sie ist ihm total verfallen und kennt ihr erstes Enkelkind erst seit gestern.

„Gut geschlafen?", fragt sie mich und ich nicke.

Die helle, freundliche Küche ist gemütlich und ich setze mich an den Tisch, während Grace anfängt, Frühstück hinzustellen.

„Du siehst aus wie ein Gespenst. Du musst mehr essen", bekomme ich erklärt.

Während ich also – mehr wegen meiner Schwiegermutter als aus Hunger – frühstücke, fliegt die Tür auf und Elliot steht vor mir. Bevor ich mich rühren kann, werde ich in eine stürmische Umarmung gezogen.

„Hallo, Lieblingsschwägerin", jubelt er, um sich dann seinem Neffen zuzuwenden.
„Ihr hättet es mir ruhig sagen können. Gott, ich hätte Kate dafür gestern echt gern zur Schnecke gemacht. Da ist man Onkel und erfährt nichts!", grummelt er, aber das breite Grinsen straft ihn Lügen.

Grace reicht ihm Ted, der strampelt und freudig quietscht. Wenn Ted genug Aufmerksamkeit erhält, ist er das glücklichste Baby auf der ganzen Welt, allerdings sieht Elliot ziemlich überfordert aus mit meinem Schatz auf dem Arm.

„Ist er dicht?", werde ich zweifelnd gefragt und Grace kichert leise.
„Natürlich", lache ich und bin erstaunt, wie gut es tut, hier zu sein. Wenn meine Probleme mit dem Erzeuger von Ted nicht wären, könnte ich mir keinen schöneren Besuch hier vorstellen.

50 Shades of RegretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt