Tag 216

2.2K 69 13
                                    

Der Winter war ereignislos vorbei gezogen, bis auf die Tatsache, dass ich wie ein kleiner Walfisch durch die Gegend gekugelt bin. Mein Bauch ist riesig, obwohl Phil sagt, es wäre alles normal. Es sind noch ein paar Tage bis zur Entbindung, doch ich fürchte, ich werde einfach vorher platzen.

Ray und Carla melden sich täglich über Skype, und ich muss dringend mal wieder mit Kate reden. Zum Glück sieht sie nur mein Gesicht, wenn wir uns unterhalten, sie würde einen Schock bekommen, wenn ich die Kamera auf Vollbild einstellen würde. Ich habe ihr noch nichts erzählt, da ich befürchte, Elliot würde Christian damit konfrontieren. Und Kate würde es mit Sicherheit Elliot erzählen.

Es ist Ende März und endlich taut die Eisschicht ein wenig. Die letzten Monate habe ich viel gearbeitet, Kates Dad hat mich förmlich mit Manuskripten überschüttet. Zwei meiner Empfehlungen führen wohl derzeit die Bestsellerlisten an und Geldsorgen habe ich keine mehr. Aber bald werde ich nicht mehr so viel arbeiten können, da ich dann ein Baby versorgen muss.

Bill ist bis heute Abend in Juneau, Vorräte abholen, und Phil hatte die letzten Tage jede Menge zu tun, wegen einer Grippewelle. Aus diesem Grund habe ich sozusagen Hausarrest. Yukka hat es auch erwischt und ich bleibe zu Hause, um mich nicht noch kurz vor der Entbindung irgendwo anzustecken.

Seufzend gehe ich ins Büro und setzte mich auf meinen gemütlichen Sessel vor den Schreibtisch. Ich schlinge mir eine leichte Decke um, starte den Laptop und sehe auf die Uhr. Es ist früher Vormittag, aber ein Samstag, also dürfte Kate zu Hause und wach sein. Nachdem ich die Kamera geprüft habe, wähle ich und nur Sekunden später taucht ihr Bild vor mir auf.
„Ana!", kreischt sie und ich grinse leicht.
„Gott, wir haben seit Wochen nicht mehr miteinander geredet. Ana, du musst herkommen, ich heirate Elliot in acht Wochen. Die Einladung müsste auch bald bei dir ankommen, ich habe sie zu Ray geschickt, er wollte sie dir weiterleiten!"

Kate kennt meinen Aufenthaltsort nicht und hat es zähneknirschend akzeptiert. Sie weiß, dass im Notfall Grace und Ray wissen, wo ich bin. Das muss ihr reichen.

„Kate, das freut mich riesig, aber ich werde wohl nicht kommen können."

In acht Wochen habe ich ein kleines Kind und werde garantiert nicht mit meinem Baby durch die Gegend jetten. Aber da Kate das nicht weiß, sieht sie mich böse an.

„Oh nein, Steele, so kommst du mir nicht davon. Du bist meine beste Freundin und wirst meine Brautjungfer. Ohne dich heiraten wir nicht, es reicht, dass Christian nicht dabei ist, weil Elliot sich weigert, ihn einzulad...", Kate bricht ab, dass wollte sie mir nicht erzählen und sieht mich schuldbewusst an.

Ich bin bei der Erwähnung seines Namens ein wenig zusammengezuckt und seufze. Momentan fällt es mir schwer, an ihn zu denken.

Kate seufzt auch und sieht mich vorsichtig an.

„Tut mir leid, aber es ist auch gut, dass er nicht kommt. So kannst du teilnehmen, ohne dass es Probleme gibt. Bitte, Ana, komm zu meiner Hochzeit", fleht sie und ich fühle mich schlecht.

Sie hat mir geholfen, und jetzt werde ich sie enttäuschen müssen. Sie verdient die Wahrheit.

„Kate ...", beginne ich zögernd und ihre Stirn legt sich in Falten.

Sie kennt mich, und weiß, dass ich absagen werde.

„Oh nein, du kommst. Ich würde es dir nie verzeihen, wenn du nicht dabei wärst", zischt sie und sieht mich böse an.

Sie fährt ihr gesamtes Arsenal auf und ich seufze.

„Kavanagh, es wird nicht gehen. Und jetzt halt mal die Luft kurz an, das ist auch für mich nicht leicht."

50 Shades of RegretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt