Tag 400

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Als ich wach werde, ist es schon hell und Christian liegt neben mir, auf einem Ellenbogen aufgestützt und betrachtet mich. Zwischen uns quietscht unser Junior, der ziemlich zufrieden wirkt.

„Guten Morgen", sage ich und er lächelt, bevor er sich vorbeugt, um mir einen langen und sehr heißen Kuss zu geben.

„Guten Morgen, Mrs. Grey. Du glaubst gar nicht, wie sehr ich es genieße, dich bei mir zu haben. Und Ted auch, obwohl er wirklich nicht sehr viel schläft."

Ich greife mir meinen Sohn und drücke ihn.

„Ein halbes Jahr ist er schon, nicht zu fassen", sage ich und betrachte ihn verwundert.

Er ist schon so groß und sieht nicht mehr wie das kleine Bündel aus, welches ich vor sechs Monaten auf die Welt gebracht habe.

Gestern haben Christian und ich eigentlich nur unsere Gesellschaft genossen. Grace hat es mit Humor genommen, dass sie die Feier alleine vorbereiten musste. Sie meinte, sie würde nichts lieber tun, als uns Zeit zu gönnen, solange wir heute pünktlich auftauchen würden. Ich glaube eher, sie ist heilfroh, dass ich lieber bei Christian bin.

„Können wir meiner Mutter nicht absagen?", murmelt Christian und kuschelt sich näher an mich und Ted heran.
„Nein, das wäre sehr unhöflich, außerdem kommen Ray und Bill. Grace und Mia haben sich unheimlich viel Mühe gegeben, und wir wollten dich damit ursprünglich auch überraschen."

„Das heißt, ich muss dich teilen und was viel schlimmer ist, ich muss Ted teilen", murrt mein Mann gespielt beleidigt.

Ich muss grinsen, Christian ist – entgegen meiner Befürchtung – bisher immer noch fasziniert von seinem Sohn und legt eine Engelsgeduld im Umgang mit ihm an den Tag. Wir haben ihn gestern gemeinsam gebadet und er hat alles richtig gemacht.

Und obwohl ich froh bin, dass wir uns ausgesprochen haben und wir zusammen in unser Haus ziehen werden, fühlt sich alles noch merkwürdig fremd an. Ich war lange Zeit nur für mich und Ted verantwortlich und musste auf niemanden Rücksicht nehmen, so viel Zeit in Gesellschaft bin ich einfach nicht mehr gewohnt. Und Christian scheint fest vorzuhaben, weder mich noch Ted auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Ein wenig Angst macht es mir schon, obwohl ich momentan an keinem Ort der Welt lieber wäre.

„Frühstück?", fragt mein mich Mann und ich nicke.

Er steht auf und geht zum Schrank, um sich einen Jogginghose anzuziehen, die tief auf seinen Hüften sitzt und mehr betont als verdeckt. Ich schlucke, ich habe die letzten Stunden jede Menge nachgeholt, aber irgendwie werde ich von ihm wohl nie genug bekommen.

Er zwinkert mir zu und grinst breit.
„Ich, meine Liebe, bin kein Bestandteil des Frühstücks", sagt er und nimmt Ted hoch, um mit ihm aus dem Schlafzimmer zu schlendern, wohl wissend, dass ich keine Lust mehr auf Frühstück, sondern auf etwas anderes habe.

Verdammter Mann! Keine zwei Tage wieder in meinem Leben und schon bin ich ihm wieder fast rettungslos verfallen. Und das, obwohl wir über viele Dinge noch sprechen müssen.
Ich verschwinde kurz ins Bad und gehe dann zu Christian, der Ted in seine Babyschale gelegt hat, die Christian gestern von Taylor besorgen hat lassen. Er ist sicher angeschnallt und gerade wieder am Einschlafen.

Christian schenkt mir Tee ein und erkundigt sich, wann wir bei Grace sein müssen. Wir haben noch Zeit, aber ich möchte schon gern vor dem Eintreffen der anderen dort sein und ihr noch ein wenig zur Hand gehen.

Immer wieder berührt er mich und er scheint die Nähe zu suchen, die wir so lange entbehren mussten. Ich genieße es, so viel Aufmerksamkeit zu bekommen, da bin ich ehrlich, auch wenn es ungewohnt ist. Sein liebevoller Blick reicht mir, um mich wieder als Frau und auch als seine Frau zu fühlen.

50 Shades of RegretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt