17. Kapitel

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(Bild von Rider)

Rose' P.o.V.

Ich schreckte aus meinem Bett hoch, als ich plötzlich etwas poltern hörte. Es kam von unten. Mein Herz klopfte so laut, dass ich glaubte die Nachbarn würden es hören.

Ach Unsinn das Haus ist so riesig, die Nachbarn wohnen ne halbe Meile entfernt.

Das war vielleicht etwas übertrieben, aber so unrecht hast du gar nicht. Das Haus, besser gesagt die Villa, war nicht gerade klein und ich fragte mich so langsam wer diesen riesigen Haushalt sauber hielt. Ein weiteres Poltern riss mich aus meinen Gedanken und ich ging mit zitternden Beinen auf den Flur, zur Treppe. Bereit mich zu verteidigen. Ihm, oder ihr, zu zeigen das ich keine Angst hatte. Als ich jedoch vorsichtig die erste Stufe hinunter tappste, blieb ich wie angewurzelt stehen.

Ein besoffener Kyle krallte sich ans Treppengeländer, um nicht umzukippen. Ich atmete erleichtert aus, keinen Einbrecher vor mir stehen zu haben.,,Roooosss.", lallte er als er mich bemerkte. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und zog verächtlich eine Augenbraue in die Höhe, während Kyle sich die Treppe hoch schleppte. Und damit meine ich auch wirklich schleppte. Dennoch musste ich mir ein Lachen verkneifen, da es einfach zu lustig aussah, wie er immer wieder beinah umgefallen und die Treppe runter geplumst wäre. Als er schließlich, keine Ahnung wie ohne Knochenbrüche und Schürfwunden, bei mir ankam, legte er einen Arm um meine Schulter und taumelte weiter. Ich stütze ihn so gut ich konnte und bugsierte ihn in seinem Zimmer auf sein Bett. Ich drethe mich um und wollte schon gehen, doch Kyle hielt mich am Handgelenk fest und zog mich zu sich. Er zog mich so sehr zu sich, dass ich breitbeinig auf seinem Schoß landete. Ich schaute ihn geschockt an und wollte wieder aufstehen, doch Kyle's Hände krallten sich in meine Hüfte. Er sah mir tief in die Augen und strich mir eine verirrte Haarsträhne hinter mein Ohr.,,Du bist so hübsch.", flüsterte er. Ich sah verlegen weg, doch gleich darauf legten sich zwei Finger an mein Kinn und drückten es sanft hoch, sodass ich ihn ansehen musste. Er lehnte sich ein Stück zu mir vor, doch ich legte meine Hände auf seine Brust und drückte ihn weg.,,Kyle, du bist betrunken.", sagte ich leise. Er ignorierte gekonnt meine Aussage und lehnte sich weiter vor.,,Kyle, lass uns schlafen gehen. Wir haben morgen Schule.", meinte ich weiter und schaffte es irgendwie von ihm runter zu kommen und mich neben ihn zu setzten. Er wollte sich über mich stützen, doch ich legte meine Hände an seine Brust und drückte ihn in die Kissen. Ich deckte uns zu und drehte mich mit dem Rücken zu ihm gewandt um. Keine Sekunde später spürte ich einen starken Arm um meinen Bauch der mich an seine feste Brust zog. Ohne es zu merken kuschelte ich mich an ihn.
Es war komisch neben ihm zu liegen, doch es fühlte sich gut an, seine Wärme, sein Six-Pack in meinem Rücken, sein Arm um meinen Bauch, sein wundervoller Duft.

Mädchen, du kennst du Typ seit einer Woche, es ist echt schockierend wie du über ihn denkst. Als wärst du verliebt!

Ach red' doch keinen Quark, ich bin nicht in ihn verliebt.

Ja ja.

Denkst du nicht, ich wäre die erste die das mitbekommen würde?!

Süße, du wärst du letzte die es raffen würde.

Bevor ich mich weiter mit meiner inneren Stimme streiten konnte, spürte ich Kyle's weiche Lippen an meiner Schläfe, die einen sanften Kuss darauf drückten. Er vergrub sein Gesicht in meinen Haaren und ich konnte seine regelmäßigen Atemzüge in meinem Nacken spüren, die mir eine Gänsehaut bescherte. Plötzlich überkam mich eine Welle der Müdigkeit und mir fielen die Augen zu.

**
Ich wurde durch das ohrenbetäubende Klingel vom Wecker unsanft aus dem Schlaf gerissen. Ich schlug mit geschlossenen Augen nach dem Wecker, doch anstatt auszugehen, kam ein schmerzerfülltes Stöhnen von meiner linken. Ich riss die Augen auf und drehte mich um. Kyle lag neben mir, die Hand auf dem Bauch und die Augen verkrampft geschlossen.,,Du hast nen ganz schön harten Schlag.", sagte er mit rauer Stimme. Ich musste schmunzeln, das hatte Rick mir auch gesagt.,,Ich weiß. Und jetzt mach den Wecker aus.", meinte ich fast schon Emotionslos und ließ mich zurück in die Kissen fallen. Kyle drehte sich zum Wecker und schaltete ihn aus. Endlich.
Länger hätte ich dieses nervige Geräusch nicht ausgehalten. Er drehte sich wieder zu mir um und starrte mich durchdringend an.

,,Kannst du mal aufhören mich so an zu starren?", fragte ich nach einiger Zeit etwas genervt, da es mir langsam unangenehm wurde.,,Wir sollten aufstehen.", überhörte er meine Frage und schwang seine Beine aus dem Bett. Er ging auf seinen Kleiderschrank zu und zog sich sein zerknittertes Shirt über den Kopf. Ich wollte meinen Kopf weg drehen, doch ich konnte meinen Blick einfach nicht von seinen starken, tattoowierten Armen nehmen. Er drehte sich zu mir um und mein Blick glitt wieder zu seinem Gesicht, auf dem sich ein dreckiges Grinsen abzeichnete. Ich spürte wie mir das Blut in die Wangen schoss und senkte den Kopf. Na toll, er hatte mich dabei erwischt wie ich ihn angestarrt hatte, jetzt hielt er sich wieder für den Besten. Augen verdrehen schwang auch ich meine Bein endlich aus dem Bett und tappste zur Tür. Ich drückte die Klinke runter, als ich plötzlich eine tiefe Stimme dicht neben meinem Ohr hörte.,,Mach dich fertig in wir kommen sonst noch zu spät.", raunte Kyle und hauchte einen kleinen Kuss auf eine Stelle unter meinem Ohr, was mir eine Gänsehaut bescherte. Ich schluckte. Wieso zum Teufel reagierte mein Körper so sehr auf ihn? Und wieso verdammt, gefiel mir das? Von meinen eigenen Gedanken überrumpelt, nickte ich geistesabwesend und huschte aus der Tür. Schnell begab ich mich in mein Zimmer und zog mir ein einfaches weißes Top und ein schwarzen Rock an. Ich rannte schnell ins Bad schminkte mich, kämte meine Haare und schnappte mir meine Tasche aus meinem Zimmer.

Ungelenk stolperte ich die Treppe runter, schnappte mir einen Apfel aus der Küche und wollte wieder in die Eingangshalle rennen, knallte jedoch schon im Wohnzimmer gegen eine harte Brust. Ich bereite mich schon darauf vor mit meinem Rücken den Boden zu küssen, doch Kyle reagierte schnell genug und griff an meine Hüfte, um mich zu halten.,,Du bist das wohl tollpatschigste Mädchen das ich kenne.", kicherte er und richtete mich wieder auf. Grummelnd schlug ich seine Hand von meiner Hüfte, strich meinen Rock glatt und streckte das Kinn in die Höhe.
Ich war schon immer ein verdammt sturrköpfiger und stolzer Mensch gewesen, der sich von niemandem helfen lassen wollte. Jedesmal wenn ich als kleines Kind etwas nicht hin bekommen hatte und mein Dad mir helfen wollte, hatte ich ihn zurück gedrängt und gesagt ich könnte das alleine. Zwar hatte es manchmal weder beim ersten noch beim zweiten Mal geklappt, doch mein Ergeiz, aber vorallem mein Stolz, hatten mich weiter machen lassen. Ich war immer wieder aufgestanden, wenn ich hingefallen war. Wahrscheinlich war genau das der Grund wieso ich noch immer hier stand und nicht schon längst aufgegeben hatte. Zwar war mir die Frage, wieso ich eigentlich noch immer hier stand, schon öfters durch den Kopf gegangen, vorallem als ich nicht nur meinen Bruder, sondern auch noch meinen Vater verloren hatte. Wahrscheinlich war es die Tatsache, dass ich Lia hier nicht ganz allein lassen wollte. Wegen meiner Mutter war es aber sicherlich nicht, klar hatte ich sie lieb und so, aber ich hatte es ihr noch immer nicht wirklich verziehen, dass sie uns damals, gerade in so einer verdammt schwierigen Zeit, einfach verlassen hat. Ich war zwar kein nachtragender Mensch, aber das war selbst für eine Kämpferin wie mich zu viel.
Ich stolzierte in die Eingangshalle und zog meine Schuhe an. Ich riss die Tür mit Schwung auf und lief mit erhobenem Kopf auf Kyle's R8 zu. Kyle kam hinter her getrotet und schloss sein Auto auf. Ich ließ mich auf den Beifahrersitz fallen und stellte meine Tasche in dem Fußraum ab. Auch Kyle hatte es endlich geschafft sich hin zu setzten und den Motor zu starrten.

,,Ist die Prinzessin jetzt beleidigt?", fragte er gespielt geknickt und schob schmollend seine Unterlippe vor. Hätte das nicht so verdammt sexy ausgesehen, hätte ich sie ihm zurück in den Rachen gestopft. Beließ es jedoch bei einem verächtlichen Schnauben.
,,Wieso hat Lia dich eigentlich nicht abgeholt?", fragte er nach einiger Zeit stille.,,Sie hat heute in den ersten zwei Stunden einen Artztermin.", meinte ich kühl, den Blick starr aus dem Fenster gerichtet. Trotzdem bekam ich nur allzu gut mit wie Kyle mich mit einem undefinierbaren Blick musterte. Ich wusste selbst das mein Verhalten manchmal etwas komisch war, aber damit musste man nun mal zurecht kommen, wenn man mit mir zusammen lebte. Er sagte nichts mehr bis wir auf dem Schulhof angekommen waren. Ich stieg aus, schulterte meine Tasche und lief, ohne Kyle noch mal anzusehen ,auf Ben zu, der am Eingang der Schule stand. Wir umarmten uns kurz und liefen rein.

Schon lustig, dass ich nach nicht mal einer Woche schon neue Freunde gefunden hatte. Aber ich war schon auf meiner alten Schule ziemlich beliebt, was wahrscheinlichauch an meinem guten Selbstbewusstsein lag.

Meine Mum, Ihr Neuer, Sein Sohn Und Ich Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt