21. Kapitel

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Rose' P.o.V

Ich machte die Tür auf und schaute in das lächelnde Gesicht meiner Mutter.
,,Was gibt's?", fragte ich sie und lehnte mich gegen die Tür. Kyle hatte sich aufgesetzt und schaute meine Mutter, genauso wie ich, abwartend an.,,David und ich wollten uns die Stadt an gucken gehen. Wollt ihr mitkommen?", fragte sie. Schnell schüttelte ich den Kopf.,,Kyle und ich wollten an den Strand gehen.", ich hatte als wir angekommen waren schon einen Strand gesehen. Also war es nicht mal gelogen.,,Na dann viel Spaß.", sagte sie und ging. Ich ließ die Tür ins Schloß fallen und seufzte erleichtert auf.,,Gut gerettet, Prinzessin.", raunte Kyle mir plötzlich ins Ohr. Ein angenehmer Schauer fuhr mir über den Rücken und bescherte mir Gänsehaut. Ich drehte mich zu ihm um. Er stand nur wenige Zentimeter vor, sodass ich seinen Atem auf meinem Gesicht spüren konnte.,,Prinzessin?", fragte ich leise und zog eine Augenbraue hoch.,,Ja.", sagte er genauso leise und grinste. Er gab mir einen schnellen Kuss auf die Wange, ging zu seinem Koffer und holte eine Badehose raus.
Ich schaute ihn irritiert an.,,Was ist? Du hast gesagt du willst zum Strand.", lachte er.,,Das war zwar eigentlich nur eine Ausrede, aber wenn du meinst.", murmelte ich eher zu mir selber und ging zu meinem Koffer um mir einen Bikini und ein Kleid raus zu holen. Während ich meinen Bikini suchte, zog Kyle sich im Bad um. Als er fertig war ging auch ich mich schnell umziehen, nahm meine Tasche mit einem Handtuch und meine Sonnenbrille und machte die Tür auf. Wir gingen zum Aufzug und stiegen ein. Ich lehnte mich gegen die Wand und schloss die Augen. Die letzte Nacht war schrecklich gewesen, zwar hatte ich dieses Mal keinen Alptraum, aber ich war mehr als ein mal in der Nacht aufgewacht. Als wenn das nicht schon schlimm genug wäre, hatte es auch noch viel zu lange gedauert bis ich dann wieder eingeschlafen war.

Plötzlich spürte ich wie mir jemand über die Wange strich. Ich zuckte zusammen, öffnete die Augen und blickte direkt in wunderschönes Braun.,,Alles in Ordnung?", sprach Kyle leise. Ich nickte, zwang mir ein Lächeln auf und stieg aus dem Aufzug, als das typische 'Pling' ertönte. Wir gingen durch die Lobby raus und konnten auf der linken Seite schon den Strand sehen. Ich setzte mir die Sonnenbrille auf die Nase und steuerte darauf zu. Kyle, der neben mir her lief, hatte sich ebenfalls seine Sonnenbrille aufgesetzt. Ich musste gähnen, versuchte es aber mit der Hand zu verstecken, allerdings hatte Kyle es wohl doch gesehen.
,,Bist du müde?", fragte er ein wenig amüsiert.
,,Nein ich gähne nur aus Spaß.", gab ich sarkastisch von mir und verdrehte die Augen. Was er durch die Sonnenbrille jedoch nicht sehen konnte.,,Wieso?", fragte er weiter.,,Hab nicht gut geschlafen.", sagte ich knapp und rieb mir über die Augen, ehe ich meine Sonnenbrille wieder richtig aufsetzte.,,Wieso?", fragte er wieder.
,,Ich hab Schlafstörungen... aber ist jetzt egal ich will schwimmen gehen.", meinte ich schnell, legte mein Handtuch in den Sand und zog mir mein Kleid über den Kopf, wobei ich deutlich Kyle's Blick auf mir spürte. Ich schmiss noch schnell meine Sonnenbrille auf mein Handtuch und rannte ins Wasser.

Kyle's P.o.V

Wieso hatte sie Schlafstörungen? Seit wann hatte sie das? Und hatte das etwas mir diesem Alptraum zu tun? Auf all diese Fragen hatte ich keine Antwort, doch irgendwann würde sie sie mir schon geben. Da war ich sicher.

Gerade rannte sie ins Wasser. Wahrscheinlich um mir nicht länger Antwort stehen zu müssen. Sie kannte mich schon so gut, dass sie wusste, ich würde immer weiter bohren. Doch ich wusste sie würde mir nicht antworten.

Seufzend legte ich mein Handtuch neben ihres in den Sand, zog mir mein Tanktop aus und ging langsam in Richtung Meer. Rose war mittlerweile etwas weiter raus geschwommen. Ich lief zum Wasser, setzte mich in den Sand und schaute Rose zu, wie sie durch die Fluten schwamm. Sie war hübsch, keine Frage, und sie war vor allem nicht auf den Mund gefallen, allerdings wusste ich noch nicht so recht ob mir das gefiel. Zwar war es gut das sie immer ihre Meinung sagte, doch konnte das auch schnell zum Problem werden. Ich musste es wissen, schließlich hatte ich mir wegen meiner großen Klappe schon so einige Feinde gemacht. Aber das störte mich schon gar nicht mehr.

,,Hey.", ließ mich eine hohe Quitschestimme aus den Gedanken schrecken. Ich schaute hoch und sah einen Abklatsch von Barbie höchst persönlich. Ihr Bikini bedeckte nicht mal das nötigste. Sie setzte sich neben mich und hielt mir ihren Ausschnitt unter die Nase. Ihr Gesicht war so sehr mit Make-up zugekleistert, dass ich mir sicher war das sie einen ganzen Farbeimer brauchte.,,Bist du etwa alleine hier?", fragte sie mit ihrer hohen Stimme und strich mit ihren langen Fingernägeln über meine Tattoos.,,Nein.", sagte ich kalt und schaute wieder zu Rose. Sie war inzwischen an einen Felsen geschwommen, der etwas weiter links war. Sie hatte sich drauf gelegt und sonnte sich. Ich stand auf, ohne Barbie noch mal zu beachten und lief den Strand entlang zu den Steinen, auf denen Rose lag.

Ich ging zu ihr und setzte mich neben sie. Rose hatte ihre Augen geschlossen, was mir die Chance gab ihren wunderschönen Körper zu betrachten. Sie hatte eine tolle Figur, die ihr schwarzer Bikini nur noch mehr hervor hob. Ihre langen Beine hatte sie angewinkelt. Und ich glaubte einen kleinen Six-Pack bei ihr erkennen zu können.
,,Fertig mit anstarren?", fragte sie mich plötzlich. Schnell sah ich zu ihr hoch. Sie sah mich aus müden Augen an, lächelte aber. Ich grinste sie einfach nur an und sagte nichts. Sie setzte sich auf und schaute sowie ich auf das Meer. Nun war ich es, der sich zurück lehnte und in den Himmel schaute. Zwischen uns entstand eine angenehme Stille, die auch keiner brechen wollte. Doch als ich mich auf meinen Ellenbogen abstützte, hatte ich den perfekten Blick auf ihren Rücken und langsam wurde mir klar warum sie mir ihren Rücken damals nicht zeigen wollte. Eine Zeigefinger lange Narbe zierte ihren rechten unteren Rücken. Ich hob die Hand an ihren Rücken und strich vorsichtig darüber. Sie war schon leicht verblasst, doch dank ihrer Größe immer noch gut sichtbar.

Rose spannte sich sofort an, drehte sich aber nicht zu mir um. Sie ließ mich die Narbe in Ruhe betrachten, woher ihr plötzlicher Sinneswandel kam wusste ich nicht, aber es war mir eigentlich auch völlig egal.,,Was ist das?", fragte ich schließlich.,,Eine Narbe, siehst du doch.", antwortete sie mir kalt und ohne mich anzusehen.,,Woher hast du die?"
,,Ist doch egal.", meinte sie und seufzte. Ich setzte mich wieder auf und sah sie von Seite an. Ihr Blick war stur gerade aus gerichtet.,,Seit wann hast du sie?", ich wusste selbst das es nicht schlau von mir war sie so auszufragen und ich war mir ziemlich sicher auch auf diese Frage keine Antwort zu bekommen.,,Seit 5 Jahren.", sagte sie dann doch nach kurzem überlegen. Ich wollte gerade wieder fragen was passiert sei, da fiel sie mir schon ins Wort.,,Kyle, bevor du fragst, ich hab eine ziemlich beschissene Vergangenheit und glaub mir das willst du alles gar nicht hören."
,,Doch.", unterbrach ich sie. Endlich schaute sie mich an. Sie sah mich fast schon fassungslos an, nickte dann aber schließlich doch.,,Aber glaub nicht das ich dir jedes Detail erzähle.", mit diesem Satz drehte sie ihren Kopf wieder nach vorne. Sie üblegte kurz, bevor sie sagte:,,Pass auf, ich geb dir eine kleine Zusammenfassung. Mein großer Bruder ist gestorben und ich hab es mit ansehen müssen. Meine Mutter hat uns verlassen und jetzt ist auch mein Vater tot.", sagte sie ohne jegliche Emotion in der Stimme. Doch ich sah ihr an das sie mit den Tränen kämpfte. Mit geweiteten Augen und öffenem Mund starrte ich sie an.,,Das ist auch der einzige Grund wieso ich zu euch gezogen bin.", redete sie weiter.,,Warte, was?! Dein großer Bruder ist gestorben und du warst dabei?", fragte ich als ich meine Stimme wieder gefunden hatte. Sie nickte. Kurz blieb es Still und langsam ging mir ein Licht auf.,,Deswegen hast du ständig diese Alpträume.", sie schüttelte leicht ihren Kopf.

,,Nein. Es ist immer wieder der selbe."

Meine Mum, Ihr Neuer, Sein Sohn Und Ich Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt