Prolog

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Ich folgte Mrs. Dillon in ihr Sprechzimmer, in dem nur ein kleines Regal, ein Glastisch und vier Stühle standen. Sie hatte das oberste Fach des Regals mit kleinen Porzellanweihnachtsmännern und einer Lichterkette dekoriert, was den Raum gemütlicher machte. Jedoch konnte auch die gemütliche Atmosphäre nichts an meiner schlechten Stimmung ändern.

Wir setzten uns an den runden Glastisch, sodass wir uns ansehen konnten. Mein Blick fiel jedoch sofort auf die Tageszeitung, die aufgeschlagen in der Mitte des Tisches lag. Seite 14, großartig. Sie weiß es also., schoss es mir durch den Kopf. Ich schluckte schwer und rutschte unbehaglich auf meinem Stuhl herum.

„Die Frage nach deinem Befinden kann ich mir heute wohl sparen. Wie war es für dich davon zu erfahren?", fragte Mrs. Dillon besorgt und sah mich mit dem typischen Psychologenblick an, der mir immer ein wenig Angst machte. Sie vermittelte mir das Gefühl meine Gedanken lesen zu können, deshalb versuchte ich nicht einmal sie anzulügen. Es hätte sowieso keinen Zweck.

„Ich verstehe es einfach nicht. Er hatte so viel Glück und das hat er einfach weggeworfen.", sagte ich und starrte auf die Tischplatte. Ich verstand es wirklich nicht. Wie konnte man so blöd sein und sein Leben einfach wegwerfen?

„Hast du dir den ganzen Artikel durchgelesen, Zoe?"

Ich spürte ihren bohrenden Blick und biss mir auf die Lippe. Für diese Frau war ich wohl wirklich ein offenes Buch. „Nein.", flüsterte ich, „Seine Gründe kann ich mir schon denken."

„Möchtest du den Rest lesen?", hakte Mrs. Dillon nach und schob die Zeitung zu mir herüber.

Ich hob den Kopf und sah sie entsetzt an. „Muss ich das lesen?"

Sie schüttelte den Kopf. „Wenn du es nicht lesen möchtest, musst du es nicht tun. Aber du solltest die Zeitung behalten und den Artikel lesen, wenn du bereit dazu bist."

Ich würde niemals bereit dazu sein, doch ich schluckte diese Antwort herunter und sagte stattdessen: „Okay. Es ist einfach ein bisschen viel zurzeit. Ich dachte, dass jetzt alles besser wird. Weihnachten steht vor der Tür und meine Albträume werden auch weniger und dann passiert sowas." Ich sah auf die Zeitung. „Damit habe ich einfach nicht gerechnet.", gestand ich und versuchte die aufkommenden Tränen zu unterdrücken.

Es entstand eine Pause, da Mrs. Dillon mir nicht antworte. Sie schien darauf zu warten, dass ich weitersprach, also tat ich das. „Das Schlimmste ist, dass er sein Ziel erreicht hat. Es ging ihm die ganze Zeit darum, dass er mit der Schuld leben muss und nicht mehr glücklich wird und genau das hat er erreicht. Er hat es sogar geschafft sein Leben zu beenden und das ohne ihn selbst zu töten." Ich starrte abwesend auf die Zeitung, die vor mir lag und versuchte mit aller Macht sein Gesicht aus meinem Kopf zu verdrängen.

„Du verstehst nicht wieso er ihn hat gewinnen lassen, oder?", fragte sie.

Ich schüttelte verwirrt den Kopf und hob meinen Blick. „Wir haben alle gekämpft. So viele haben ihr Leben gegeben in diesem Kamp und er hat, sein Leben weggeworfen nachdem er das alles überlebt hat. Die Menschen, die gestorben sind, hätten alles dafür gegeben, um heil aus der Sache herauszukommen. Wieso konnte er sein Glück nicht wertschätzen und versuchen mit der Sache klarzukommen. Weiterzuleben, genauso wie der Rest von uns. Mir geht es auch nicht gut, aber ich sitze gerade hier und rede mit Ihnen darüber, statt mich vor den nächstbesten Zug zu werfen!" Ich hatte mich ziemlich in Rage geredet und schämte mich jetzt dafür. Es hatte sich jemand umgebracht und ich hatte nichts Besseres zu tun, als auf dieser Person herumzuhacken. „Tut mir leid, das war unangebracht.", fügte ich deshalb mit ruhiger Stimme hinzu.

„Das muss dir doch nicht leid tun.", erwiderte Mrs. Dillon. „Du bist hier, um ganz ehrlich sein zu können und offen über alles zu sprechen. Das weißt du doch."

Ich nickte. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass es taktlos war so etwas zu sagen.

„Was macht es mit dir, dass er sein Ziel erreicht hat?", fragte sie wie aus dem Nichts. 

„Es macht mich wütend. Dieses Monster hat es einfach nicht verdient mit seinem Verhalten durchzukommen. Wieso ist das Leben so unfair? Es kann doch nicht sein, dass man mit Gewalt seine Ziele erreichen kann. Ich habe von meinen Eltern gelernt, dass man durch harte Arbeit seine Träume verwirklicht und nicht mit kranken Ideen und einer Waffe. Anscheinend lag ich da falsch." Mir lief eine Träne die Wange hinunter. Großartig. Musste ich wirklich bei jeder Sitzung weinen?

Mrs. Dillon griff nach der Taschentücherbox, die im Regal hinter ihr stand, und reichte sie mir. Ich zog dankbar ein Taschentuch aus der Box und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht.

„Manchmal ist das Leben nicht fair, Zoe. Aber die Menschen, die ihre Ziele mit kranken Ideen und einer Waffe erreichen, werden dadurch auch nicht glücklich."   

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Herzlich Willkommen bei meiner ersten Geschichte hier auf Wattpad!

Ich hoffe, dass der Prolog euch gefallen hat und ihr die Geschichte weiterverfolgt.

Aber vorher muss ich noch ein paar Dinge loswerden:

- Die Schule, an der die Geschichte spielt, gibt es wirklich, die Handlung und alle handelnden Personen sind jedoch frei erfunden.

- Ich möchte nochmals darauf hinweisen, dass es in dieser Geschichte auch zu blutigen Szenen kommen wird. Wenn ihr das nicht vertragen könnt, solltet ihr es nicht lesen.

- Ich freue mich sehr über konstruktive Kritik, Votes und natürlich auch Reads.

- Ich werde die Geschichte jeden Mittwoch und Samstag updaten.          

Das war's dann auch schon. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!

Eure Claire

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