Kapitel 33

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Im ersten Moment geschah gar nichts. John stand wie versteinert vor mir und starrte mich an. Langsam aber sicher wurde mir sein bohrender Blick wirklich unangenehm.

Wenn ich eine falsche Bewegung machte, war es vorbei. Dann war alles vorbei. Wir hätten verloren. Ich würde sterben. Reiß dich zusammen, Zoe. Du musst Ruhe bewahren. Wenn das bloß so einfach wäre.

„Wenn ich gewinne, spielt ihr alle widerstandslos bei meinem Quiz mit?", fragte John mit ungläubiger Stimme und wendete endlich seinen Blick von mir ab.

Ich atmete erleichtert aus, denn ich hatte keine Ahnung wie lange ich seinem Blick noch standgehalten hätte.

John musterte die Lehrer und einige von ihnen nickten. Sie stimmten zu.

John drehte sich wieder zu mir um. „Okay, wir spielen und danach kann ich dann endlich mein eigenes Quiz zu Ende bringen. Dann habe ich bewiesen, dass ich ein besserer Spieler und ein besserer Spielleiter als Mr. King bin.", sagte John zufrieden und ging in Richtung des Tisches.

Es hatte funktioniert! Es hatte tatsächlich funktioniert! Er spielte mit mir. Jetzt konnte ich nur noch hoffen, dass meine Geschichtskenntnisse mich nicht im Stich ließen.

Als ich John zum Tisch folgte, legte sich mein Triumpfgefühl sehr schnell wieder. Was passierte, wenn ich verlieren würde? Ich war noch nie besonders gut in Geschichte, auch nicht schlecht, aber ich war immer nur Mittelmaß gewesen und ich hatte das dumpfe Gefühl, dass John sich mit seinen Vorträgen sehr viel Wissen angeeignet hatte.

Er hatte sich bereits auf einen der beiden Stühle gesetzt, also setzte ich mich auf den anderen, es war Jays Stuhl. Ich konnte nur hoffen, dass er mir mehr Glück brachte als ihm.

„Also, Mr. King, sind Sie bereit?", fragte John.

Mr. King atmete einmal tief durch, stand auf und kam näher zum Tisch herüber. Dann nickte er. „Ich bin bereit, John."

„Gut, dann machen Sie es nicht so spannend. Fangen Sie an.", forderte dieser ihn auf und rutschte auf seinem Stuhl hin und her. John schien genauso nervös zu sein wie ich. Unser beider Leben hing von diesem Quiz ab, wir spielten hier um alles oder nichts. Nur, dass es für John um seine Rache ging und für mich um das Leben von hundertfünfzig Menschen.

Ich spürte wie sich die unsichtbare Last der Verantwortung auf meine Schultern legte und drohte mich niederzudrücken, doch ich kämpfte dagegen an. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Ich musste einfach gewinnen.

„Du hast eben eine Sache vergessen, John. Oder du hast sie bewusst geändert, ich weiß es nicht. Mein Allgemeinbildungsquiz steht immer unter einem speziellen Thema. Das werde ich dieses Mal genauso machen. Du möchtest doch das originale Allgemeinbildungsquiz spielen, oder?", vergewisserte sich Mr. King.

John lächelte. „Das habe ich bewusst geändert. Aber natürlich dürfen Sie ein Thema auswählen."

„Okay, das Thema ist der zweite Weltkrieg.", sagte Mr. King und sah erst John und dann mich an. Er lächelte kurz. Er hatte mich wiedererkannt.

Ich erwiderte sein Lächeln nicht, denn es gab Dinge, die John besser nicht wusste. Zum Beispiel, dass Mr. King letztes Jahr in Geschichte das ganze Jahr über den zweiten Weltkrieg behandelt hatte. Er verschaffte mir mit seiner Themenwahl einen gewaltigen Vorteil und den hatte ich auch bitter nötig, wenn ich gewinnen wollte.

„Erste Frage: An welchem Tag landeten die Alliierten in der Normandie?"

Ich überlegte fieberhaft, doch ich kam einfach nicht auf das Datum. Ich war zwar gut mit Zahlen, aber nur solange ich mit ihnen Matheaufgaben lösen musste. Auswendiglernen von Daten brachte bei mir gar nichts. Ich war jedes Mal froh, wenn ich sie mir bis zum nächsten Tag für den Test merken konnte. Konzentrier dich, Zoe. Du wusstest das bestimmt mal.

Das Quiz - Wer dumm ist stirbtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt