Kapitel 1

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~ 3 Wochen zuvor ~

„Zoe, wir frühstücken in 10 Minuten."

Ich öffnete die Augen und sah auf die Uhr; es war erst 5:30 Uhr. Wieso weckte sie mich denn so früh? Meine Mom schien meinen fragenden Blick zu bemerken und sagte mit einem breiten Lächeln: „Heute ist Freitag, der letzte Freitag im November."

Jetzt machte es auch bei mir Klick. Ich schlug hastig meine Bettdecke zurück und sprang mit einem Satz aus dem Bett. Heute würde das Footballspiel stattfinden, dem Ash und ich schon seit einer Ewigkeit entgegenfieberten. Wenn die Tigers dieses Spiel gewinnen würden, und das würden sie ganz sicher, hätte unsere Schule endlich wieder das beste Footballteam in der Umgebung. Ich konnte den Anpfiff des Spiels schon jetzt kaum erwarten und hüpfte aufgeregt zu meinen Kleiderschrank, was meine Mutter sichtlich amüsierte.

„Ich bin in 10 Minuten unten.", sagte ich zu ihr und verschwand im Badezimmer. Gut gelaunt nahm ich eine warme Dusche, wickelte mir ein Handtuch um die nassen Haare und ging die Treppe hinunter zum Frühstück.

Es war alles wie immer. Dad las in seiner Zeitung und beschwerte sich über die hohen Benzinpreise, während meine Mutter damit beschäftigt war das Rührei gleichmäßig auf die vier Teller zu verteilen.

„Guten Morgen Kleine, steht heute irgendetwas an?", begrüßte mein Dad mich ohne von seiner Zeitung aufzusehen. Ich sah ihn tadelnd an und schüttelte langsam den Kopf, doch er schien immer noch nicht zu begreifen was ich meinte. Wie konnte er denn das Footballspiel einfach so vergessen? Ryan und ich redeten seit Wochen von nichts anderem mehr. „Das Footballspiel ist heute! Die Lions werden weinend vom Platz gehen, wenn unsere Jungs mit ihnen fertig sind, das garantiere ich dir!"

„Wer wird weinen?", fragte eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und sah meinen Bruder Ryan in die Küche kommen. So wie er aussah kam er gerade vom Laufen zurück. „Die Lions werden weinen, wenn ihr sie besiegt habt!", trällerte ich gut gelaunt. „Ja, darauf kannst du wetten, Schwesterchen! Du bist doch heute Mittag da, um mich anzufeuern, oder?", fragte er und sah mich mit provozierendem Blick an. Er wusste ganz genau, dass ich für nichts auf der Welt dieses Spiel verpassen würde. Also schaute ich ihn betont gelangweilt an und antwortete mit desinteressierter Stimme: „Mal schauen, ob ich Zeit habe." Er quittierte meine Antwort mit einem Lachen und ließ sich auf den Stuhl neben mir fallen.

Während wir frühstückten überzeugten wir Dad davon, gemeinsam mit Mom, vorbeizukommen. Je mehr Leute da sein würden, desto besser könnten wir die Mannschaft unterstützen. Doch ich vermutete, dass die ganze Schule dort sein würde, denn dieses Ereignis wollte wirklich niemand verpassen. Es war seit zwei Wochen Gesprächsthema Nummer eins und würde auch noch die nächsten Wochen im Gespräch bleiben, egal wie das Spiel ausginge.

Nachdem wir gemeinsam den Tisch abgeräumt hatten, föhnte ich mir schnell die Haare trocken und warf achtlos meine Schulbücher in den Rucksack. Natürlich waren Ryan und ich mal wieder viel zu spät dran. Wir schafften es jeden Morgen zehn Minuten später aus dem Haus zu gehen, als es ursprünglich geplant war.

„Tschüss Mom, wir sehen uns dann später.", rief ich durch den Flur und ließ die Haustür hinter mir ins Schloss fallen ohne ihre Antwort abzuwarten. Dad war bereits vor einer Viertelstunde zur Arbeit aufgebrochen, er war stets pünktlich. „Geht's vielleicht auch einen Schritt schneller? Ich will nicht wieder alle Stoppschilder überfahren müssen!" Ryan saß bereits im Wagen und sah ziemlich genervt aus. Wie hatte er es in so kurzer Zeit geschafft zu duschen? „Ist da schon jemand nervös wegen des Spiels heute Nachmittag?", fragte ich ihn lachend und ließ mich auf den Beifahrersitz plumpsen. „Halt die Klappe." Er wendete den Wagen und fuhr in Richtung Schule.

Wir sprachen die ganze Fahrt über kein Wort mehr miteinander, da Ryan anscheinend wirklich angespannt war. Normalerweise war er die Ruhe in Person und interessierte sich nie dafür, dass wir zu spät kamen. Heute zeigte sein grimmiger Gesichtsausdruck jedoch deutlich, dass es ihn störte.

Als wir die Schule mit ziemlicher Verspätung erreichten, lief ich so schnell ich konnte zum Chemiesaal und schaffte es Gott sei Dank noch vor meinem Lehrer dort zu sein. Mr. Miller verstand nämlich wirklich keinen Spaß, was Zuspätkommen anging und ich hatte seine Nerven in den letzten Wochen schon ziemlich strapaziert, was dieses Thema anging.

„Da bist du ja endlich! Ich dachte schon du kommst gar nicht mehr!", begrüßte mich meine beste Freundin Ash. „Ich habe mal wieder die Zeit aus dem Blick verloren. Tut mir leid.", erwiderte ich und setzte mich auf den Platz neben sie.

Wir saßen in der ersten Reihe, da Chemie zu meinen Lieblingsfächern zählte und Ash sich nicht alleine nach hinten setzen wollte. Sie hasste Chemie, genauso wie alle anderen Naturwissenschaften, und traute sich nicht einmal ungefährliche Chemikalien anzufassen, da sie Angst hatte sie könnten ätzend sein. Ich fand ihre Angst ziemlich lustig, unser Lehrer konnte jedoch nicht wirklich darüber lachen und stritt sich deshalb sehr oft mit Ash.

„Hast du schon die Deko auf dem Sportplatz gesehen? Wirklich traumhaft, es ist alles im Rot der Tigers dekoriert. Bei der tollen Deko können wir heute nur noch gewinnen!", rief Ash enthusiastisch aus. „Wir werden gewinnen, aber bestimmt nicht wegen der Deko!", antwortete ich ihr.

„Ähm, hey, kann ich euch mal kurz stören?" Ich sah nach vorne, um zu sehen wer mit mir sprach. Vor mir stand ein braunhaariges Mädchen, das eine große Brille auf der Nase hatte. Ich kannte sie vom Sehen her, aber ihren Namen wusste ich nicht. „Klar, kann ich dir irgendwie weiterhelfen?", fragte ich sie freundlich. Ich hatte absolut keine Ahnung was sie von mir wollen könnte. „Dein Bruder, Ryan, er ist doch im Footballteam, oder?" Mein Nicken ließ sie fortfahren. „Ich bin von der Schülerzeitung. Denkst du er stimmt einem Interview zu? Nach dem Spiel meine ich. Es wäre wirklich gut, wenn ich mit ein paar Spielern sprechen könnte." Sie sah mich mit ihren scheuen Rehaugen an und strich sich verlegen eine Haarsträhne, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatte, hinters Ohr. Mein Bruder stand gerne im Rampenlicht, deshalb war ich mir sicher, dass er sich sehr freuen würde ihr ein Interview zu geben. „Ich kann ihn für dich fragen, wenn du möchtest, aber ich denke es wird kein Problem sein ihn zu überzeugen. Komm nach dem Spiel einfach zu mir, dann kann ich euch miteinander bekanntmachen. Wie heißt du eigentlich?" „Ich heiße Amy. Wir sehen uns dann heute Nachmittag?", fragte sie. „Ja, bis später." „Danke für deine Hilfe.", entgegnete sie freundlich und verschwand.

„Guten Morgen, bitte entschuldigt die Verspätung. Ich wurde aufgehalten.", begrüßte Mr. Miller uns. Mir war gar nicht aufgefallen, dass er den Raum betreten hatte. „Wie immer.", flüsterte mir Ash mit einem Augenrollen zu. Ich musste ein Lachen unterdrücken, denn es war wirklich üblich, dass Mr. Miller zu spät kam, obwohl er Unpünktlichkeit bei seinen Schülern so sehr hasste.

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