Was? Ich schnappte nach Luft. Das darf nicht passieren! Ich sah wie Mr. Wilson die Augen weit aufriss und John entgeistert anschaute.
Für mich lief von diesem Moment an alles in Zeitlupe ab. Mr. King hob langsam den Kopf und stand dann auf. Er bewegte sich auf John zu und packte ihn bei den Schultern. Dieser drehte sich ganz langsam um und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Mr. King fiel hin, sein Sturz dauerte eine Ewigkeit. Ich hörte den Aufprall nicht. Ich hörte gar nichts mehr.
John zerrte Mr. Rogers von seinem Stuhl hoch, dieser war so perplex, dass er sich nicht wehrte, sondern ihm widerstandslos zur Wand folgte.
Jay umklammerte mit beiden Armen den Tisch und legte seinen Kopf auf die Tischplatte. Er sah aus wie ein kleines Kind, das trotzig war, weil es nicht länger aufbleiben durfte. Dieses Verhalten half ihm jedoch nicht. John kam zum Tisch zurück, zog Jay den Stuhl weg und umfasste seinen Oberkörper, um ihn gewaltsam von der Tischplatte loszureißen. Ich sah wie Chase seinen Mund öffnete, er schien zu schreien, doch ich hörte immer noch nichts.
Plötzlich sah ich aus meinem Augenwinkel wie jemand aufsprang. Ich blickte nach links. Es war Lilly, die mit großen langsamen Schritten auf John zuging. Dieser war gerade an der Wand angelangt und drehte sich nun mit Jay in seinen Armen zu ihr um. Hatte sie etwas gesagt? Ich wusste es nicht.
Er bewegte den Mund, doch Lilly kam ihm immer näher. Die anderen beiden Lehrer taten nichts, sie standen mit dem Gesicht zur Wand.
Lilly hatte John fast erreicht, als eine Lehrerin sie auf einmal von der Seite packte und wegzog. Ich hatte die Frau nicht kommen gesehen und Lilly ging es anscheinend genauso, denn sie sah die Lehrerin mit schockiertem tränenüberströmtem Gesicht an und versuchte sich aus ihrem Griff zu befreien. Die Frau packte Lilly noch fester und schleifte sie hinter sich her. Erst als die beiden auf der anderen Seite des Raumes, bei den anderen Lehrern, waren, ließ sie Lilly los. Sie unterhielten sich kurz, bevor beide sich hinsetzten und Lilly sich die Hände vor das Gesicht hielt, um ihre Tränen zu verbergen.
John hatte inzwischen Jay, Mr. Rogers und Mr. Wilson in einer Reihe vor der Wand aufgestellt und ging hinter ihnen auf und ab. Mr. King hatte es geschafft aufzustehen und saß wieder auf seinem Stuhl. Er hielt sich die rechte Hand gegen den Kopf. Er schien unglücklich gestürzt zu sein und nun Schmerzen zu haben.
John wendete sich den Schülern zu und bewegte den Mund. Er redete, doch ich hörte immer noch nichts. Was war bloß los mit mir? Wieso geschah alles so langsam und wieso konnte ich nichts hören? Ich nahm beide Hände und strich mir meine Haare hinter die Ohren, doch es klappte noch immer nicht. Ich war taub.
John drehte sich um. Er zog seine Waffe aus dem Holster, lud sie durch und hob dann beide Arme nach vorn um zu zielen.
Ich hörte einen lauten Knall und einen Schrei, dann noch einen und noch einen. Ich wendete meinen Blick ab, das durfte nicht wahr sein. Es durfte einfach nicht wahr sein! Ich spürte wie Tränen auf meine Hände tropften. Weinte ich? Ich fasste vorsichtig an meine Wange, sie war nass. Ich weinte tatsächlich. Wann hatte das angefangen? Ich hatte keine Ahnung.
„Jetzt haben sie ihre gerechte Strafe erhalten.", sagte John.
Ich konnte wieder hören, aber froh war ich nicht darüber. Ich wollte kein einziges Wort mehr aus dem Mund dieses Monsters hören! Ich wollte nur noch hier raus. Einfach aufstehen, an ihm vorbeistürmen und raus aus diesem Raum, dem Gebäude, der Stadt. Ich würde nie wieder hier her zurückkehren, falls ich diesen Tag überleben sollte.
„Du Schwein! Du hast ihn umgebracht!", donnerte eine schrille Stimme durch den Raum. Ich hob den Blick. Es war Lilly. Sie war aufgestanden. Ihre braunen langen Haare waren verzottelt und fielen ihr ins Gesicht. Dank ihrer Mascara, tropften schwarze Tränen pausenlos auf ihren weißen Pullover. Sie war am Ende. Sie hatte gerade ihren Bruder verloren. Diese Nachricht war noch nicht in meinem Gehirn angekommen. Jay war wirklich tot. Er würde nie wieder bei mir zu Hause anrufen, um zu fragen ob Ryan Zeit zum Trainieren hatte oder ob ich zu seiner Party kommen wollte.
John nahm uns allen Menschen, die wir liebten, nur weil er seine Rache haben wollte. Wusste er eigentlich was er hier tat? Er zerstörte das Leben von Dutzenden und zwar nicht nur von denen, die er umbrachte. Was war mit Mr. Wilsons Frau oder Mr. Rogers Sohn? Wie sollten sie denn jetzt weitermachen? Ohne Ehemann, ohne Vater oder Lilly ohne ihren Bruder. Wieso tat John das nur? Wieso?
„Möchtest du auch sterben, junge Dame?", fragte John.
Lilly schüttelte langsam den Kopf und setzte sich wieder hin. Sie lehnte den Kopf gegen die Wand und ließ ihren Tränen freien Lauf. Die Lehrerin, die sie eben von John weggezogen hatte, legte tröstend ihren Arm um Lillys Schulter.
„Dachte ich es mir doch. Gut, jetzt wo wir diese Idioten entsorgt haben brauche ich neue Teilnehmer.", sagte John mit fröhlicher Stimme.
Was? Er konnte doch jetzt nicht einfach mit seinem Quiz weitermachen!
„John, das kannst du dir auch sparen. Hast du eben nicht zugehört? Es spielt niemand mehr mit. Wir boykottieren dein Quiz." Mr. King bemühte sich seine Stimme ruhig zu halten, doch er konnte die Angst und den Ärger nicht vollständig verbergen.
John ging mit langsamen Schritten auf Mr. King zu, blieb unmittelbar vor ihm stehen und beugte sich zu ihm herunter. „Sie glauben wirklich, dass sie mich aufhalten können? Sie unterschätzen mich Mr. King, aber das haben Sie ja schon immer getan. Ich werde dieses Quiz durchziehen und wenn ich dafür jeden einzelnen Lehrer in diesem Raum erschießen muss! Vielleicht ändern ein paar ihrer Kollegen ja noch ihre Meinung, wenn sie mit dem Tod konfrontiert werden. Glauben Sie mir, da wird man schnell mal zum Kollegenschwein."
Er stellte sich wieder aufrecht hin und sah zu den Lehrern herüber. „Also, irgendwelche Freiwilligen?"
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Das Quiz - Wer dumm ist stirbt
Mystery / ThrillerEin grauer Wintermorgen. Eine ganz normale Schule. Eine ganz normale Kleinstadt. Klingt ziemlich langweilig, oder nicht? Ein Mann stürmt das Gebäude. Er versammelt alle Lehrer und einige der Schüler im Lehrerzimmer. Er veranstaltet ein Quiz. Stel...