Kapitel 35

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Ich schlug die Augen auf und sah an eine weiße Decke.

Wo bin ich?

Ich versuchte den Kopf zu drehen, doch schon bei der kleinsten Bewegung spürte ich einen stechenden Schmerz an meinem Hinterkopf. „Aua.", entfuhr es mir, während ich mit der Hand an meinen Kopf griff.

Es erklangen Schritte, dann ging die Tür auf und eine Person betrat den Raum. Ich wollte mich aufsetzen, um zu sehen wer es war, doch ich hatte nicht genug Kraft, um mich hochzudrücken.

„Du bist wach! Endlich! Ich hole Mom. Die ist schon ganz krank vor Sorge.", rief Ryan. Ich hatte seine Stimme sofort erkannt, schließlich war er mein Bruder. Aber was machte er hier? Wo waren wir? Wo waren John, Mr. King und Chase?

„Warte.", krächzte ich, „Wo bin ich? Was ist passiert?"

Er atmete hörbar aus. Dann hörte ich ein Quietschen und kurz darauf das dumpfe Geräusch, das mir verriet, dass er sich auf den Stuhl hatte fallen lassen.

„Du bist wieder zu Hause in deinem Zimmer.", fing er an, „Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist! Der Arzt sagt du sollst dich schonen. Du hast eine leichte Gehirnerschütterung. Er wollte dich eigentlich mit ins Krankenhaus nehmen, doch Mom war der Meinung, dass sie sich hier viel besser um dich kümmern kann. Schließlich hat das Krankenhaus jetzt alle Hände voll zu tun. Deshalb hat er dich ambulant behandelt und dir eine ordentliche Portion Schmerzmittel verabreicht. Die scheinen ziemlich reingehauen zu haben, denn du bist im Auto sofort eingeschlafen und erst jetzt wieder aufgewacht."

Eine Gehirnerschütterung? Aber was war denn mit der Kugel? Ich müsste doch eigentlich tot sein! Träumte ich das alles nur? Fühlte sich so der Tod an?

„Welchen Tag haben wir? Was ist genau passiert? Ich meine bevor der Arzt mich behandelt hat." Meine Stimme war leise. Es strengte mich furchtbar an zu sprechen. Ich hoffte, dass Ryan überhaupt verstand was ich sagte.

„Es ist Samstag." Der Tastenton seines Handys erklang. „Wir haben genau 12:34 Uhr."

Ich musste Lächeln, woraufhin mein Kopf schon wieder wehtat. Ryan und seine Genauigkeit waren wirklich verrückt.

„Ich habe mir die ganze Zeit solche Sorgen um dich gemacht. Das waren wirklich die längsten Stunden meines Lebens. In diesem Raum zu sitzen und auf Hilfe zu warten. Es war so schrecklich. Oh Gott, was rede ich da. Das was du erlebt hast, war bestimmt tausend Mal schlimmer. Aber als er kam, um Lilly und Jay zu holen", er brach ab und sprach erst nach ein paar Sekunden weiter, „Er sah so normal aus." Ryan schluchzte. Ich hatte meinen Bruder schon seit Jahren nicht mehr weinen hören. Wusste er was mit Jay passiert war? Was war eigentlich aus Lilly geworden?

„Ryan, erzähl mir bitte alles was du weißt. Wieso lebe ich noch? John hat auf mich geschossen.", meine Stimme stockte. Ich kämpfte mit den Tränen. Nein, du weinst jetzt nicht! Doch es half nichts, ich begann zu heulen wie ein kleines Kind. Ich sah die Szene wieder genau vor mir. Mr. King rief meinen Namen, ich drehte mich um und sah wie John die Waffe abfeuerte und die Kugel auf mich zuflog. Doch was passierte dann? An diesem Punkt endete meine Erinnerung. Ich hatte keine Ahnung davon, dass mich ein Arzt behandelt hatte oder wie ich nach Hause gekommen war. Oder hatte ich mir den Schuss nur eingebildet?

Ryan begann in einem unregelmäßigen Rhythmus auf dem Stuhl herum zu trommeln. „Mom sagt, dass ich dir das nicht erzählen soll.", begann er zögerlich, „Sie denkt, dass es besser wäre, wenn du erst einmal gesund wirst."

Ich drehte meinen Kopf ruckartig zur Seite, um ihn anzusehen. Den stechenden Schmerz, der durch die schnelle Bewegung verursacht wurde, versuchte ich so gut es ging zu ignorieren.

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