Kapitel 13

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„Wie soll ich denn bei der Verkündung der Regeln helfen? Ich kenne dein krankes Spiel nicht, John.", erwiderte Mr. King mit verachtender Stimme und bedachte ihn mit einem fragenden Blick.

„Doch, Sie sind der Erfinder meines kranken Spiels.", sagte dieser und grinste verschwörerisch.

Der Erfinder? Was hat dieser Typ mit uns vor? Die Situation wurde mir plötzlich noch unheimlicher, als sie es ohnehin schon war und ich rückte näher zu Chase. Er sah mich von der Seite an. „Alles in Ordnung?", flüsterte er leise. Ob alles in Ordnung ist? Wir sitzen mit ungefähr hundertfünfzig anderen Leuten im Lehrerzimmer unserer Schule, in einer Kleinstadt, in der die Kirmes das aufregendste im Jahr ist, und werden von einem geisteskranken Psychopathen mit einer Waffe bedroht. Alles super, würde ich sagen.

„Das war eine dumme Frage, oder?", sagte er und kratzte sich verlegen am Kopf. Ich nickte langsam. „Vielleicht stecken die beiden ja unter einer Decke.", erwiderte ich leise. „Mr. King und John?", hakte er ungläubig nach. Ich nickte. „Das glaube ich nicht. Du hast doch gesehen, wie John ihn eben niedergeschlagen hat. Wenn die beiden gemeinsame Sache machen würden, hätte er das nicht getan.", erklärte Chase. „Du hast recht. Keine Ahnung wie ich auf so dumme Gedanken komme.", sagte ich und schüttelte den Kopf über mich selbst. Reiß dich zusammen, Zoe. Du bist doch sonst auch nicht so dumm!

„Hey, ist doch nicht schlimm. Keiner in diesem Raum kann klar denken.", erwiderte Chase mit einem aufmunternden Lächeln. Ich erwiderte sein Lächeln, er war wieder der Junge, der mir heute Morgen im Treppenhaus begegnet war und darüber war ich wirklich froh.

Meine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf John und Mr. King. „Sind Sie wirklich so dumm? Wissen Sie wirklich nicht welches Spiel ich meine?", fragte John ungläubig. „Ich habe dir doch schon drei Mal erklärt, dass ich nicht weiß wovon du sprichst. Soll ich es dir noch ein viertes Mal erklären?", erwiderte Mr. King leicht genervt. „Nein, das müssen Sie nicht. Ich werde Ihnen und dem Rest erklären was wir jetzt spielen werden.", sagte John.

Er ging in Richtung des Tisches. „Wollen Sie nicht mitkommen, Mr. King?", fragte er und setzte einen traurigen Blick auf, der so gespielt wirkte, dass ich fast lachen musste. Mr. King setzte sich zögerlich in Bewegung und blieb schließlich neben John stehen.

Der Amokläufer klatsche dreimal in die Hände. „Wenn ich um eure und Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit bitten dürfte.", sagte John. Dabei grinste er wie der Moderator einer Gameshow, wenn die Scheinwerfer angingen.

Es folgte eine Kunstpause, in der er in die Runde sah und sich vergewisserte, dass ihn auch alle ansahen und ihm gleich zuhören würden.

„Ihr habt die Ehre an meinem Spiel teilzunehmen!", verkündete er feierlich und begann langsam in die Hände zu klatschen.

„Ein bisschen mehr Begeisterung, wenn ich bitten darf!", verlangte er und machte eine auffordernde Handbewegung.

Um mich herum begannen die Menschen zu klatschen, auch Chase fiel in den Applaus mit ein.

Mir wurde die Situation immer unheimlicher. Ich hatte das Gefühl in einer Fernsehshow gelandet zu sein, es fehlten nur die Kameras und Scheinwerfer. Dieser Mann moderierte irgendein Spiel an, obwohl nur wenige Meter hinter ihm eine Leiche lag. Eine Leiche. Wie krank kann man eigentlich sein?

„Dankeschön, vielen Dank!", sagte er überschwänglich und verbeugte sich. „Das Spiel heißt... Trommelwirbel bitte", er klopfte mit seinen Fingern auf den Tisch, „Das Quiz!"

Das Quiz? Für diesen Titel wollte er einen Trommelwirbel haben?

„Du wart mal kreativer John.", merkte Mr. King an. John ging um den Tisch herum und stellte sich vor ihn. „Wirklich? Erinnert Sie dieser Titel nicht an etwas?", fragte er und verschränkte die Arme provokant vor der Brust.

„Nein.", erwiderte dieser trocken. John schnaubte verächtlich und drehte sich zu uns um. „Dieser Mann ist der größte Lügner, den es auf der ganzen weiten Welt gibt.", erklärte er und wendete sich wieder Mr. King zu. „Sie erinnern sich aber schon an ihr Allgemeinbildungsquiz? Oder sind Sie schon dement?", er spuckte ihm die Worte förmlich ins Gesicht.

Mr. King zog scharf die Luft ein und antwortete: „Nein, das habe ich nicht vergessen, aber ich spiele es nicht mehr."

John lachte auf. „Sie spielen es nicht mehr?", fragte er gespielt verwundert und sah kopfschüttelnd auf den Boden.

John sah wieder auf und blickte Mr. King direkt in die Augen. „Darf ich fragen wieso Sie es nicht mehr spielen? Es hat doch immer so viel Spaß gemacht, vor allem Ihnen hat es Spaß gemacht!", die letzten Worte schrie er fast.

Mr. King wich erschrocken zurück. Ich sah wie sich seine Lippen bewegten, doch ich konnte nicht verstehen, was er sagte, dazu sprach er zu leise.

„Lauter.", forderte John ihn auf. „Du weißt genau wieso ich es nicht mehr spiele.", erwiderte Mr. King in normaler Lautstärke.

„Lauter!", brüllte John. „Du kennst den Grund.", antwortete Mr. King etwas lauter.

„Lauter!", befahl John.

„Du weißt ganz genau wieso ich dieses scheiß Spiel nicht mehr spiele!", schrie Mr. King und schleuderte den Stuhl, der neben ihm stand, mit voller Wucht gegen die Wand.

Ich zuckte zusammen. Seine Worte hallten in meinen Ohren nach: Du weißt ganz genau wieso ich dieses scheiß Spiel nicht mehr spiele! Ich betrachtete den Stuhl, der mittlerweile auf dem Boden gelandet war. Die Lehne war abgebrochen und ein Stück neben dem Rest des Stuhls gelandet, während die Wand nun schwarze Striemen hatte.

Ich hatte Angst und hoffte jeden Moment aus einem Albtraum aufzuwachen, doch nichts dergleichen passierte. Diese Situation war so real wie der Himmel blau war. Das schien nicht nur ich begriffen zu haben, denn ich hörte wie das Mädchen neben mir laut schluchzte.

Chase schein meine Unruhe zu bemerken, denn er flüsterte: „Es wird alles gut. Ich passe auf dich auf." „Danke.", erwiderte ich, obwohl ich wusste, dass er auch nicht viel tun konnte.

Das Quiz - Wer dumm ist stirbtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt