John sprang auf und klatschte laut in die Hände, womit er alle Gespräche unterbrach, die im Raum aufgekommen waren. „Ruhe bitte! Ich möchte mit dem Quiz fortfahren!", donnerte er mit lauter Stimme durch den Raum.
Die Menschen verstummten augenblicklich und sahen zu ihm. „Dankeschön.", erwiderte er und setzte sich wieder hin. Mr. King, der sich die ganze Zeit über ruhig verhalten, hatte sah John nun an und schüttelte leicht mit dem Kopf. „Wieso tust du das, John? Du hilfst mit dieser Aktion niemandem. Du tötest einfach nur unschuldige Menschen. Denkst du das macht dich am Ende glücklich?"
„Ob mich das glücklich macht? Nein, es macht mich nicht glücklich Menschen zu töten, aber irgendwie muss Ihnen jemand zeigen, dass falsches Verhalten Konsequenzen hat und da das in den letzten 30 Jahren, in denen Sie elendes Monster ihr Unwesen getrieben haben, niemand getan hat, bin ich dieser jemand.", erwiderte John gereizt.
Mr. King zog skeptisch seine Augenbrauen hoch und atmete schwer aus. „Was hast du wirklich vor John? Wenn du mich bestrafen willst, dann tu es. Ich sitze direkt neben dir, du hättest schon lange abdrücken können. Wieso hast du es nicht getan? Hier geht es nicht um Rache an mir. Hier geht es darum, dass du kranker Psychopath deine Tötungsfantasien ausleben möchtest. Ich wusste schon immer, dass diese ganzen Ballerspiele nicht gut für die Jugend sind. Sieh nur was bei dir angerichtet haben! Du und Oliver haben jede freie Minute vor dem Computer verbracht und dort irgendwelche Leute abgemetzelt!" Während er sprach war seine Stimme immer lauter geworden, am Ende schrie er John regelrecht an. Dieser hingegen sah mit vor Wut weit aufgerissenen Augen auf den Boden.
Ich schluckte schwer. Mr. King hatte eine Grenze überschritten, er hatte über das Thema gesprochen bei dem John am Empfindlichsten reagierte. Was war damals nur vorgefallen? Um welche Sache mit Oliver ging es hier? Wer war dieser Mann oder war Oliver vielleicht sogar Johns kleiner Bruder, dem Mr. King irgendetwas angetan hatte? Nein, das konnte nicht sein. Schließlich schien John in der Sache genauso mit drinzuhängen wie dieser Oliver...
Je länger die Stille andauerte, in der John auf den Boden starrte, desto unruhiger wurde ich. Was hatte er vor? Würde er gleich in einer ruckartigen Bewegung seine Waffe in die Luft reißen und auf Mr. King schießen? Oder würde er direkt blind in die Menge feuern? Ich merkte wie mein Atem sich beschleunigte. Ruhig, Zoe. Ruhig weiteratmen., versuchte ich mich selbst zu beruhigen, doch es gelang mir nicht. Mit jeder Sekunde, die verstrich, beschleunigte sich mein Atem. Ich spürte, dass gleich etwas passieren würde, doch ich hatte keine Ahnung was es sein würde.
Plötzlich sprang John auf, zog seine Waffe und zielte direkt auf Mr. Kings Gesicht. Ich sah, wie dieser erschrocken seinen Kopf nach hinten riss und John dann angsterfüllt anschaute. „Was ist? Ich dachte, ich soll Sie erschießen? Haben Sie es sich anders überlegt?", fragte John lachend.
Mr. King starrte ihn für ein paar Sekunden nur stumm an, dann erwiderte er: „Wenn du dann mit diesem Scheiß hier aufhörst, gerne." Doch das Zittern in seiner Stimme verriet seine Angst. Auch wenn er gerade anbot sich für uns zu opfern, war es das Letzte was er wollte.
„Das würde Ihnen so passen, nicht wahr? Sie sind der große Held, der dafür gesorgt hat, dass der Amoklauf beendet ist. Man würde in 50 Jahren noch davon sprechen, was für ein guter Kerl Sie waren und die Schule würde sicher ein Denkmal für Sie errichten lassen. Glauben Sie im ernst, dass ich Ihnen diesen Heldentod gönne?" John blickte mit leichten Kopfschütteln auf Mr. King hinunter. „Sie werden als der Mann in die Geschichte eingehen, der für den ganzen Scheiß hier verantwortlich ist. In 50 Jahren wird man sagen: Mr. King? Das war doch der Typ, der dafür gesorgt hat, dass sie Hälfte seiner Kollegen ermordet wurde. Das Ansehen, das ihre Familie sich in dieser Stadt über die Jahre erarbeitet hat, wird mit einem Mal weg sein. Die Menschen werden die Straßenseite wechseln, wenn sie Ihrer Frau begegnen und wissen Sie was das Beste ist?"
John machte eine Kunstpause, im Raum war es so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören.
„Das Beste ist, dass Sie diese Dinge miterleben werden. Ich werde Sie nicht töten, den Gefallen tue ich Ihnen nicht! Sie dürfen zusehen wie ihre Kollegen sterben und dann müssen Sie mit dem Wissen weiterleben, dass alles Ihre Schuld ist. Ich bin gespannt wie Sie das Ihrer Frau und ihrer Tochter erklären werden, die werden bestimmt wahnsinnig stolz auf Sie sein. Wer wünscht sich nicht einen Mörder als Ehemann oder Vater?"
John lachte laut, nahm die Waffe wieder runter und steckte sie in den Holster.
„Wissen Sie, Mr. King, ich würde Sie wirklich gerne töten oder Sie zumindest bewusstlos schlagen. Das haben Sie nämlich verdient, aber manchmal ist der Tod nicht die schlimmste Strafe. Es ist viel schlimmer mit anzusehen, wie andere Menschen sterben und genau das, werden Sie jetzt tun."
Er setzte sich wieder auf seinen Platz als wäre nichts gewesen, doch Mr. King wirkte wie versteinert. Er starrte geradeaus in Richtung Wand. Ich hatte das Gefühl, dass er gleich Löcher in diese bohren würde, so intensiv war sein Blick.
Ich schluckte schwer. Er wollte also wirklich die Hälfte der Lehrer umbringen. Das hieß, dass jeder Lehrer einmal an diesem kranken Quiz teilnehmen würde und das alles nur, weil er Rache an Mr. King nehmen wollte. Dieses kranke Schwein würde über dreißig Menschen töten, um einer Person zu schaden. Das stand doch in keiner Relation! Selbst ein Menschenleben wäre zu viel, um sich bloß an jemandem zu rächen! Nun, da ich wusste was er vorhatte, konnte ich mich nicht einmal mehr zur Ruhe ermahnen. In dieser Situation ruhig zu bleiben war einfach unmöglich! Ich würde hier für die nächsten Tage festsitzen und zusehen müssen wie ein geisteskranker Mann einen Menschen nach dem anderen tötete. Mir schoss nur eine Frage durch den Kopf und obwohl ich wusste, dass sie egoistisch war, konnte ich sie nicht verdrängen. Warum? Warum hier? Warum ich?
DU LIEST GERADE
Das Quiz - Wer dumm ist stirbt
Mystery / ThrillerEin grauer Wintermorgen. Eine ganz normale Schule. Eine ganz normale Kleinstadt. Klingt ziemlich langweilig, oder nicht? Ein Mann stürmt das Gebäude. Er versammelt alle Lehrer und einige der Schüler im Lehrerzimmer. Er veranstaltet ein Quiz. Stel...