2: Der ganz normale Wahnsinn

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Ich mochte klassische Musik nicht besonders, aber seid ein paar Tagen schien Jake gar nicht mehr aufzuhören verschieden Stücke auf dem Klavier zu spielen, fast so als könnte er seinen ganzen Frust durch seine Finger aus sich heraus . Und tatsächlich, als ich auf die Türschwelle unseres Hauses trat prallte ich fast schon gegen eine hohe Wand aus leicht nerviger Musik. Das sich noch keiner unsere Nachbarn beschwert hatte, war ein Wunder... Naja, andererseits konnten die froh sein, dass Jake kein Schlagzeug spielte.

Ich schloss die Tür auf und trat ein.
Ohne mir meine Jacke oder meine Schuhe aus zu ziehen, trat ich in das große Wohnzimmer, verschränkte die Arme vor der Brust und blickte Jake an. Fast als hätte er mich gerochen, hörte er mitten im Takt auf zu spielen. Er blickte mich nicht direkt an, stattdessen stand er auf, streckte sich seelenruhig und fuhr sich einmal provokant langsam durch die dunkelbraunen Haare.
“Oh, ich hätte dich nicht so früh zurück erwartet. War dein Date so schlecht?“
“Das war kein Date“
“Was war es dann? Ein Kaffeekränzchen?“
Mein Bruder war leider immer so unglaublich freundlich. Genau genommen war Jake nicht einmal mein richtiger Bruder, wir hatten un ehrlich zu sein, einige Zeit gebraucht um uns wie Geschwister zu fühlen.

“Wenn du vor gehabt hast mich und Phil zu verkuppeln, hätte eine Aktion ohne Lügen gereicht“
Er zuckte mit den Schultern.
“Wer hat denn was von verkuppeln gesagt? Ich hab dir ein Date geschuldet. Jetzt sind wir quitt“
Ich verdrehte die Augen und setzte mich dann neben ihn auf schmalen Klavierhocker. Er war nicht mehr für zwei Personen gebaut, sodass wir schlussendlich beide nur mit dem beiden Hinterteil darauf saßen.
“Wie geht es Aiden?“
Kaum hatte ich diese Frage ausgesprochen, betrat Aiden den Raum. Seine dunkelbraunen Augen reflektierten das Licht und seine Haare standen wirr von seinem Kopf ab. Wahrscheinlich hatte er gerade geduscht. Aiden war der Sohn von Ruby, der besten Freundin meiner Pflegemutter und verbrachte im Moment seine Ferien bei uns. Das er dabei sein Leben verkauft hatte, war jedoch alles andere als geplant gewesen...

“Ich hasse das“
Seine klugen blauen Augen blickten mich an.
“Was?“
“Wie du mich anguckst“
“Ich guck dich nicht an“
“Und genau das, ist das Problem. Du tust so als läge ich schon im Sterben. Mir geht es gut, okay?“
Aiden hatte das fünfte Element, Metall beherrschen können. Er hatte seine Fähigkeiten jedoch abgegeben un Jake das Leben zu retten- etwas, was den sicheren Tod bedeutete- und seid dem erwartet ich das er jede Minute tot umfallen würde oder so etwas.

Warum genau er das getan hatte, wusste ich bis heute nicht. Natürlich waren sie langsam so etwas wie Freunde gewesen und niemand von uns hatte gewollt, dass Jake stirbt aber trotzdem- Aiden war eigentlich nicht der klassische Märtyrer.
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als das Telefon klingelte. Jake stand ruckartig auf, wobei ich auf dem Hocker das Gegengewicht verlor und fast umgefallen ist. Das tragbare Telefon der Familie Stuart lag auf dem Wohnzimmertisch direkt neben einer halbgeschnittene Zwiebel, die wahrscheinlich noch drei Straßen weiter zu riechen war. Jake warf einen Blick auf das Display.
“Das ist Nady, da muss ich dran gehen“
Nady, dass Mädchen das das Feuer beherrschte, gehörte ebenfalls zu unsere Gruppe.
Ich wackelte mit den Augenbrauen.
“Oh là, là“
Jake blickte mich an, als wäre ich gerade auf seine Sandburg getreten und schubste mich, dieses Mal komplett vom Klavierhocker. Egal, das war es definitiv wert gewesen.

“Und? Wie war dein Date?“, erkundigte sich Aiden kaum hatte Jake den Raum verlassen. Ich verdrehte die Augen.
“Was erzählt dir Jake sonst noch alles?“
Aiden grinste.
“Eine Menge“
“Wenn ihr bei den Farben eurer Unterhosen angekommen seid, sag mir Bescheid. Ich wäre dann gerne Trauzeuge“
Aiden schien erst im zweiten Moment zu verstehen, was ich damit sagen wollte. Sein Gesicht lief rot an und seine Augen weiteten sich.
“Jake und ich sind nicht-... ich meine ich würde niemals-...“
“Aiden...“
“Ganz abgesehen davon-....“
“Aiden!“
Endlich hörte er auf zu Stottert und blickte mich mit großen, blauen Augen an.
“Was?“
“Aiden, das war ein Scherz. Und nicht mal ein besonders Guter“
“Äh... klar. Das weiß ich doch“
Peinlich berührt, schlendert er zum Wohnzimmertisch, auf dem immer noch die halbe Zwiebel lag. Wie genau sie dahin gekommen war, wollte ich nicht wissen. Es gab einfach Frage, die sollten Menschen nicht beantworten und dazu zählten nicht nur die Inhaltsstoffe eines Glases Cola. Aiden hab die Zwiebel auf.
“Ich bring das besser einmal zurück in die Küche“, nuschelte er, ohne mich anzusehen. Dabei viel mir auf, dass seine rechte Hand immer noch verbunden war. Nach der Geschichte mit Rose hatte er sie sich angeblich verletzt.

“So ist das hier nun einmal“, dachte ich kaum hatte er den Raum verlassen. “Das ist der ganz normale Wahnsinn“
Und dabei hatte ich Jake noch gar nichts davon erzählt, dass sich Rose nach mir erkundigt hatte. Das würde ihm ganz und gar nicht gefallen...

Nach einer halben Stunde hatte Jake immer noch nicht aufgehört zu telefonieren. Nervös wie ein Huhn vor dem Eier legen, tigerte er durch das ganze Haus und schien immer schneller zu werden, je länger das Gespräch dauerte. Ab und zu fuhr er sich mit den Händen durch das braune Haar und grinste als könnte Nady ihn durch den Hörer hindurch sehen. Das Testosteron war fast schon sichbar.

Ich räusperte mich, als er endlich aufgelegt hatte und er blickte mich an als hätte ich gerade alle seine Schubladen geöffnet und jedes einzelne Geheimnis herausgesucht. Und wie jeder weiß haben Jungen eine ganze Menge Geheimnisse in ihren Schubladen.
“Hast du uns belauscht?“
“Zum Teil“, gab ich zu.
“Das war aber nicht nett“
“Ich bin auch nicht nett“
Jake grinste, es wirkte jedoch eher verlegen als belustigt. Wahrscheinlich um genau diese Verlegenheit zu überspielen oder um sie, besser noch, auf mich abzuladen setzte Jake an:
“Nady hat übrigens gefragt wie dein Date mit Phil war. Ich hab einfach mal gesagt, dass es unvergesslich war. Damit macht man schließlich nie etwas falsch“
“Das war kein Date!“
“Hätte es aber sein sollen. Meine Güte, Mia. Küss den armen Kerl endlich mal“
“Wenn du und deine bescheuerte Wette nicht gewesen wärst, hätte ich das vielleicht auch getan. Angesehen davon, bist du der Letzte, der mir Flirttipps geben sollte. Du hast im Moment schließlich auch nicht gerade die freie Wahl zwischen tausenden von Mädchen. Und du bist Single“
Darauf schien Jake nichts mehr ein zufallen. Er setzte eine Art Denker Miene auf.

“Apropos Mädchen“, wechselte ich das Thema, einfach um seine Gedanken von mir und Phil abzulenken.
“Du darfst dreimal raten, von wem ich bei besagten... Date noch einmal etwas gehört habe....“

Ja, das war spät, kurz usw.

Ich hab einfach zu viel an “Mondsüchtig“ und dem dafür geplanten Adventkalender geschrieben. Nächstes Mal wirst besser :)

Im Schatten der Elemente [Unbearbeitet Fassung]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt