"Dieser Plan hat mehr Löcher, als ein Schweitzer Käse, den man als Nadelkissen benutzt hat."
Jake, der gerade mit Nady zusammen das Zimmer betreten hatte, nickte Phil zustimmend zu.
"Was willst du tun, Mia? Ihn entführen und zwingen uns zu helfen?"
"Ich will mit ihm reden und ihn davon überzeugen, dass er sein Schattendasein aufgibt? Dir ist schon klar, dass das nicht so einfach funktionieren. Glaubst du, alls Probleme verschwinden einfach, wenn man sie nur nett darum bittet?"
"Es hat auf jeden Fall nicht funktionieren ihn anzuschnautzen, oder?", gab ich zurück.
"Was willst du sonst tun? Deinen Vater sterben lassen?"
Jake schwieg und presste die Lippen fest zusammen. Alice senkte den Blick, als gäbe es auf dem Boden irgendwas ganz Interessanted zu sehen. Nady sah in die rechte, obere Ecke. Selbst Phil vermied den Blickkontakt.
"Und wenn das nicht funktionieren?", fragte Jake schließlich, er klang ruhiger, als noch wenige Minuten zuvor.
"Ich war dabei. In der Vision sah Aiden nicht so aus, als wäre er bereit uns zu helfen. Und Rose war dabei. Mia... das ist gefährlich. Was, wenn dir was passiert?"
Ach wie süß. Plötzlich machte er sich Sorgen um mich. Das war ich ja gar nicht gewohnt.
"Dann wisst ihr, was ihr zu tun habt. Gibt eure Elemente auf. Macht dem ganzen Spuk ein Ende."
Ich deutet mit meinem Zeigefinger auf das Papier.
"Das hier ist unsere Notbremse und die können wir immer noch ziehen, falls Aiden nicht mit mir reden will. Oder falls die anderen Schatten sich weigern. Oder... was weiß ich noch so passiert. Aber es ist doch besser, es zu versuchen, als direkt die Elemente aufzugeben."
"Nein."
Jake klang, als würde er keinen Widerspruch zulassen.
"Wisst ihr was? Ich habe es eh gehasst. Ich habe meine Visionen gehasst und alles, was die Elemente uns bisschen gebracht haben, ist Ärger. Ich melde mich freiwillig. Soll die Erde doch dahin gehen, wo der Pfeffer wächst!"
"Spirit ist auch raus", stimmte ihm Phil zu.
"Was bringt es mir zu fliegen, wenn ich kein Sternchen mehr habe? Wenn ich große Sehnsucht habe, dann geh ich eben Fallschirm springen. Das geht auch ohne Luftfähigkeiten."
Nady seuftzte.
"Heroisch, wie ich nun einmal bin, würde ich mich auch für das höhere Wohl opfern. Peace out, Feuer ist Vergangenheit."
"Ich find Mias Idee nicht schlecht."
Vier Köpfe drehten sich in Alices Richtung.
"Vielleicht ist das eine Falle. Es könnte genau das sein, was die Schatten wollen. Und ich bin kein Freund davon aufzugeben. Geben wir den Schatten, diesen Arschlöchern die Möglichkeit sich selber zu zerstören. Erzählen wir Aiden, dass die ein alten Ritual ist, um ihre Macht zu stärken und sehen zu, wie sie es durchziehen. Und dann treten wir Rose so in den Hintern, dass sie bis nach Australien fliegt."
"Wer bist du und was hast du mit Alice gemacht?", durchbrach Phil die darauf folgenden Momente des Schweigens.
"Und falls du ein Druckmittel für ihn brauchst: Ich habe seine Gefühle gelesen. Und er ist verliebt."
"In Mia, dich oder mich?", frage Nady. Alice schüttelten den Kopf.
"Wendy? Oh mein Gott... bitte sag mir das es nicht Rose ist."
"Es ist nicht Rose."
Wendys Blick wanderte zu Jake. Dessen Gesicht wurde weiß wie eine Wand.
"Oh. Oh. Verstehen. Das ist... unangenehm."
"Geschmack hat er", murmelte Nady neben mir.
"Dann sollte ich vielleicht mitkommen", meinte Jake und seine Stimme klang ein wenig heiser.
"Anscheinend bin ich ja ein Argument."
"Ein Argument, was draußen warten sollte, um die Notbremse zu ziehen", antwortet ich ihm.
"Und Leute... ich bin echt bereit die Heldin zu spielen, aber bevor Rose mich umbringt..."
"Geben wir unsere Elemente auf", beendete Phil meinen Satz.
"Das ist doch klar."
Er nahm mich in den Arm, drückte mich beinah schon an sich. Ich entspannte mich ein wenig und legte die Arme um seinen Oberkörper. Er war warm und lebendig, ich konnte sein Herz schlagen hören und das gab mir Mut. Vielleicht hätte es schneller und lauter geschlagen, hätte Phil einen meiner Hintergedanken gekannt. Ich wusste, dass es eine schlechte Idee war, Aiden zu überzeugen. Ich wusste natürlich auch, das ich nicht auf ganz verlorenem Posten stand. Aber vor allem wollte ich Rose entgegentreten. Ich hatte es Leid, dass sie mit uns spielte, wie ein kleines Mädchen mit einem Puppenhaus. Ich hatte es Leid, dass sie uns entführte, verletzte und unsere Baunhäuser niederfackelte.
Ich war der Stern.
Ich hatte das Gefühl, es war mein Schicksal sie aufzuhalten und vielleicht sollte es heute Nacht passieren. Vielleicht sollte sich heute Abend die Vision beschäftigen. Ich würde Rose von ihrem goldenen Treppchen herunterholen. Und wenn sie zwischendurch ihre Kräfte verlieren würde, weil sich ihre eigenen Leute gegen sie stellten, dann war das umso besser.
In Phils Armen fühlte ich mich sicher, ich hatte das Gefühl, dass mir nichts weiter passieren konnte.
"Du weißt, dass ich alles aufgeben würde, um dir zu helfen", murmelte er und ich war mir noch nicht einmal sicher, ob ich das hätte hören sollen.
Nady räusperte sich und zerstörte damit den kurzen Päarchenmoment. Nur widerwillig löste ich mich von Phil.
"Gut... wann genau soll diese Selbstmordparty stattfinden?"
"Jetzt?"
Ich blickte fragend in die Runde.
"Ich meine... klar es ist spät, aber... ich habe das Gefühl, dass Aiden noch heute zu Rose gehen wird."
Und vermutlich lag ich mit meinem Gefühl richtig. Wenn ich bei Rose auftauchen würde, dann wäre Aiden da. So wie es in der Vision gewesen war. Das war quasi Schicksal. Meine Freunde nickten. Keiner von ihnen sah begeistert aus.
"Wo sollen wir auf dich warten?", fragte Alice.
"Wieder auf der Lichtung im Wald? Dass ist ein guter Platz um ein Ritual durchzuführen."
Ich dachte an das erste Ritual, bei dem ich die vier Elemente überrascht hatte. Es hatte ebenfalls im Wald auf genau dieser Lichtung stattgefunden. Es war schon seltsam, wie sich so ein Kreis aus Ereignissen am Ende wieder schließen konnte. Ich nickte.
"Ich werde Aiden dorthin schicken falls er... vernünftig wird. Und ich komme nach. Wenn alles gut läuft, haben wir bald einen Schatten an unsere Seite, der uns hoffentlich helfen wird, die Anderen zu überzeugen."
"Ruf mich an."
Jakes Augen waren hart wie Stein, als er das sagte. Unter seinem Blick schien ich beinahe zu ersticken.
"Bitte was?"
"Telefon. Ruf mich an. Jetzt. Und steck dein Handy dann in deine Hosentasche. Ich möchte immer auf der Leitung sein, damit ich hören kann, wenn dir was passiert."
"Kontrollfreak", murmelte ich in mich hinein, zog aber mein Telefon heraus und wählte Jakes Nummer. Dann drehte ich mich zur Türen. Mein Herz klopfte wie verrückt, es tat beinahe schon weh und mir war schlecht. Immer mehr wurde mir bewusst, auf was für eine Kamikazenmission ich mich hier einließ. Aber gleichzeitig wusste ich auch, dass es richtig war. Es war eine, vielleicht die Möglichkeit alles zu einem guten Ende zu bringen. Und alles was ich dafür tun musste, war ein bisschen Mut zu zeigen. Ein Shakespearezitat schoss mir in den Kopf, nicht das Erste heute, aber das beängstigende. Ich meinte geradezu es mit Alecs Stimme vorgetragen in meinem Kopf zu hören.
Ist dies schon Wahnsinn, so hat es doch Methode.
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Im Schatten der Elemente [Unbearbeitet Fassung]
Paranormal~3. Teil~ "Ich finde das etwas zu allgemein", murmelte Jake. "Ein Schatten ist doch nicht zwingend ein schlechter Mensch" "Sie sind ja eben keine Menschen mehr. Das ist ja das, was ihr nicht versteht" [...] "Es wäre besser sie wären alle tot. Schatt...