36: Unvorhersehbar

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Ich fuhr mit der Hand über eines der Möbelstücke und fühlte den Staub, der an meinen Fingerspitzen haften blieb. Als ich dies Szene in der Vision erlebt hatte war Jake bei mir gewesen und ich hatte mich besser gefühlt. Sicherer. Aber jetzt war ich alleine, das war vielleicht das einzige, kleine Detail, dass sich verändert hatte. Diese Vision hatte mir bewusst gemacht, dass wir zusammenarbeiten mussten und doch war ich hier alleine.

Es war geradezu ironisch.

Mit der anderen Hand packte ich in meine Jackentasche und umklammerte mein Telefon. Ich wusste, dass meine Freunde am anderen Ende der Leitung waren und dass sie mir helfen würden. Ich konnte den leichten Geruch nach Staub und Holz in der Luft wahrnehmen und die leichte Kälte, die in meine Kleidung dran. Das alles löste in mir ein unangenehmes Deja-vu aus und ich hatte Mitleid mit Jake, der so etwas schon einige Male erlebt hatte. Nicht nur die Vision an sich war unangenehm. Auch ihre Erfüllung fühlte sich widerlich an. Es war, als säße man in einer Gespensterbahn, die immer weiter in die Dunkelheit führte. Man wusste, iregndwann würde aus der Dunkelheit jemand Verkleidetes oder ein Plastikgespenst springen. Aber man wusste nicht wo oder wann. Gebauso wusste ich, dass uch glaich Aiden und Rose treffen würde. Und dass zumindest der Anfang dieser Begegnung unangenehm sein würde.

Zusammenarbeit

Das war die Botschaft der Vision gewesen.

Aber mittlerweile war ich mich nicht sicher, ob es um die Zusammenarbeit der Elemente ging. Vielleicht ging es auch im die Zusammenarbeit zwischen Aiden und mir der zwischen Aiden und den Elemente. Vielleicht hatte das Schicksal oder die Erde oder wer auch immer mir sagen wollen, dass ich grandios scheitern würde. Ich hatte diese Gedanken schon, seit ich auf leisen Sohlen Roses Wohnung betreten hatte. Die Türe hatte ich nicht einmal aufbrechen müssen, sie war nur angelehnt gewesen. Natürlich. Wovor musste sich Rose auch fürchten?
Ich ging zum Endes Raumes und bog dann rechts ab, wo der warme Schein von elektronischen Licht mich zu einer Tür lockte wie ein Irrlicht den verwirrten Wanderer ins Moor.

Woher dieser poetische Vergleich gekommen war wusste ich immer noch nicht, aber immerhin war er dieses Mal nicht neu. Langsam und vorsichtig ging ich zu der Türe. Ich wusste schon, was ich tun würde. Die Türklinke wurde so leise wie möglich nach unten gedrückt und ich hielt den Atem an. Ich hatte Angst, das laute Pochen meine Herzens könnte mich verraten. Hinter der Tür lag eine hell erleuchteten Küche.
In deren Mitte standen zwei Personen, die mein Kommen offensichtlich nicht bemerkt hatten- wie auch, sie waren viel zu sehr in einen Streit verwickelt.

"Ich sage dir: Das ist Wahnsinn", sagte Aiden und schlug dabei mit der Kante seiner Hand auf den Küchentisch.

"Nein, dass ist nicht nur Wahnsinn. Es ist dumm. Es ist so, als würdest du das eine entscheidene Stück des Universums nehmen und es in herausziehen, sodass die ganze Existenz an sich in Stücke zerfällt."

"Aus diesen Stücken können wir uns erheben, wie ein Phönix aus der Asche."

Rose kicherte mädchenhaft nachdem sie diesen Satz gesagt hatte.

"Und besteht nicht das ganze Leben aus Gegensätzen? Hell und dunkel und Elemente und Schatten und Licht und Dunkelheit und Ying und Yang..."

Ich wollte umdrehen und weg laufen. Ich wünschte mir nichts sehnsücher, als das zu tun. Aber so sollte es nicht sein. Anscheinend verrückt oder dämlich- vielleicht auch beides.

"Aber der Unterschied ist, dass diese Gegensätze natürlich sind. Sie sind nicht das Ergebnis von einem Diebstahl."

Rose zuckte mit den Schultern.

"Es ist kein Diebstahl. Sie nennen sich vielleicht Elemente, aber die Elemente gehören ihnen nicht. Und was einem nicht gehört, dass kann einem auch nicht gestohlen werden. Ach komm schon."

Im Schatten der Elemente [Unbearbeitet Fassung]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt